26. Mai 2011
Baden-württembergische Holz- und Kunststoffindustrie
Arbeitgeber wollen Beschäftigte mit Almosen abspeisen
Ohne Ergebnis endete gestern Abend in Gerlingen die zweite Verhandlungsrunde für die 30 000 Holz- und Kunststoffbeschäftigten in Baden-Württemberg. „Nach den krisenbedingt mäßigen Lohnabschlüssen der letzten beiden Jahre lassen wir uns in diesem Jahr nicht mit einem Nasenwasser abspeisen“, wies ...

... IG Metall-Verhandlungsführerin Sabine Zach das Angebot der Arbeitgeber zurück.

Begleitet wurde die zweite Verhandlungsrunde in Baden-Württemberg mit Warnstreiks. Rund 250 Beschäftigte legten in zwei Betrieben vorübergehend die Arbeit nieder. Jeweils eine Stunde ruhte die Arbeit bei Leicht-Küchen und bei RUF-Betten. Bereits in den vergangenen Tagen gab es Warnstreikaktionen bei Arte M, Rolf Benz, Waldner und Gardena. Seit dem 17. Mai haben sich etwa 1500 Holz- und Kunststoffbeschäftigte an Aktionen beteiligt.

Forderung der IG Metall
Die IG Metall fordert für die bundesweit rund 60 000 Beschäftigten der Holz und Kunststoffbranche 5,8 Prozent mehr Geld. Außerdem sollen die Ausbildungsvergütungen überproportional steigen, um die Jobs für Berufanfänger attraktiver zu machen und den Nachwuchs zu sichern. Deshalb muss bei der „nächsten Runde noch ordentlich was oben drauf gepackt werden“, stellte IG Metall-Verhandlungsführerin Sabine Zach gestern Abend nach dem Treffen mit den Arbeitgebervertretern fest.

Ein „verhandlungsfähiges Angebot“ von den Arbeitgebern fordert auch Helga Schwitzer, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall und zuständig für Tarifpolitik. „Wir werden uns nicht ein drittes Jahr mit mäßigen Lohnerhöhungen zufrieden geben.“

Denn – so das Argument der IG Metall: Für 2009 und 2010 hat die IG Metall bei den Tarifabschlüssen für die Branche auf die Wirtschaftskrise Rücksicht genommen. Jetzt hat sich die wirtschaftliche Lage in den baunahen Holzbereichen deutlich gebessert. In der Möbelindustrie stehen die Zeichen ebenfalls auf Aufschwung. „Angesichts des zunehmenden Facharbeitermangels kann es sich die Branche langfristig nicht leisten, rund 600 Euro im Monat weniger als im Industriedurchschnitt zu zahlen“, konstatiert Schwitzer.

Angebot der Arbeitgeber
Geht es nach den Wünschen der Arbeitgeber, sollen ab August 2011 die Tarifentgelte um zwei Prozent für 13 Monate steigen. Ab September 2012 würden sie weitere 1,7 Prozent für acht Monate zugestehen. Für die Monate Mai bis Juli 2011 wollen die Arbeitgeber so genannte „Leermonate“ schalten, in denen die Beschäftigten keine höheren Entgelte erhalten sollen. Zudem soll der Auszahlungszeitpunkt der Entgelterhöhungen verschiebbar sein.

Die nächste Verhandlungsrunde für Baden-Württemberg ist am 1. Juli 2011.


Sachsen-Anhalt: dürftiges Arbeitgeberangebot (19.06.2011) Westfalen-Lippe: Verhandlungen gescheitert (07.06.2011) Niedersachen und Bremen: Immer noch kein Ergebnis (01.06.2011) Baden-Württemberg: Arbeitgeberangebot unzureichend (26.05.2011) Bayern und Westfalen-Lippe: Arbeitgeber weiterhin stur (23.05.2011) Schleswig-Holstein, Westfalen-Lippe. Rheinland-Pfalz: Arbeitgeber hatten nichts anzubieten (16.05.2011) Baden-Württemberg: Kein Angebot der Arbeitgeber (05.05.2011) Niedersachsen: Erste Verhandlung ohne Ergebnis vertagt (29.04.2011) Westfalen-Lippe: IG Metall fordert 5,8 Prozent (28.03.2011) Niedersachsen und Sachsen-Anhalt: Tarifforderung beschlossen (23.03.2011)

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