28. November 2012
Tarifpolitische Entwicklung im Handwerk
Dem Handwerk wieder ein gutes Image geben
Mit der „Offensive Handwerk“ will die IG Metall die Tarifbindung im Handwerk verbessern. Die Offensive, die auf der Bundeshandwerkskonferenz der IG Metall vorgestellt wurde, könnte zur tarifpolitischen Wende werden. Denn nach Jahren der Tarifflucht lernen die Arbeitgeber den Wert von ...

... Tarifverträgen wieder schätzen.

Handwerk und Gewerkschaften verbindet eine lange Tradition der Tarif- und Sozialpartnerschaft. Über Jahrzehnte funktionierte die Zusammenarbeit wie in einem gut geölten Räderwerk. Seit einigen Jahren jedoch treten die Arbeitgeber aus den Handwerksinnungen aus und flüchten aus der Tarifbindung. Im Kfz-Handwerk und dem Elektrohandwerk sind nur noch die Hälfte der Betriebe Innungsmitglied. Gleichzeitig ist das Handwerk einem tiefgreifenden Strukturwandel und Konzentrationsprozess unterworfen. Es entstehen immer größere Unternehmensgruppen, vor allem im Kfz-Gewerbe und in der Gebäudetechnik.

Fachkräfte wandern ab

Die Antwort der IG Metall auf diese Entwicklung ist die „Offensive Handwerk“, die auf der Bundeshandwerkskonferenz in Frankfurt vorgestellt wurde. Die Zeit drängt. Für die Beschäftigten ist nicht hinnehmbar, dass das Gehaltsgefälle gegenüber der Industrie immer größer wird. Schon heute gibt es im Handwerk zu wenig Azubis und Fachkräfte, weil gute Leute in besser bezahlte Branchen abwandern.

Flächentarifverträge müssen deshalb wieder in den Vordergrund rücken, damit gute Handwerksarbeit auch ordentlich entlohnt wird. Erste Erfolge des neuen Ansatzes sind bereits sichtbar. So hat die diesjährige Tarifrunde im Handwerk beachtliche Ergebnisse gebracht, wie der Zweite Vorsitzende der IG Metall, Detlef Wetzel auf der Bundeshandwerkskonferenz erklärte. 2012 wurden mit 3,7 bis 4,9 Prozent mehr Lohn und Gehalt die höchsten Tarifabschlüsse seit Jahren erzielt.

Zuwachs an Mitgliedern

Durch gezielte, bundesweit abgestimmte Tarifaktivitäten konnte die IG Metall insbesondere größere Unternehmen hin zu IG Metall-Tarifverträgen bewegen. Im Tischlerhandwerk beispielsweise gibt es wieder fast überall in Deutschland bis auf Thüringen einen Flächentarifvertrag. Das hat nach Aussage von Alwin Boekhoff, IG Metall-Koordinator für Tarifpolitik Handwerk eine deutliche positive Mitgliederentwicklung zur Folge. Auch die zeitliche Anbindung der Tarifrunde Handwerk an die Industrie entpuppt sich als der richtige Weg.

Inzwischen haben sogar die Arbeitgeber den Wert von Tarifverträgen entdeckt. ZDH-Präsident Otto Kentzler hat sich kürzlich für die Stärkung der Tarifpartnerschaft in Handwerksbetrieben ausgesprochen und stellt sich hinter den Flächentarifvertrag. „Der Weg zum Tarifvertrag ist leichter geworden“, resümierte Wetzel auf der Konferenz. Die Stärkung des Organisationsgrads und der Kampfkraft im Handwerk müsse aber weiterhin die Zielrichtung der IG Metall bleiben. Die IG Metall setzt im Handwerk auf Tarifverträge und Mitbestimmung.

Passgenaue Lösungen

Allgemeinverbindliche Tarifverträge im Organisationsbereich der IG Metall gibt es bisher im Elektrohandwerk und in den Wäschereien. Darüber hinaus zeigen Tarifvereinbarungen zu Altersvorsorge, Übernahme nach der Ausbildung, Demografie oder Qualifizierung, dass die Tarifpartnerschaft von IG Metall und ZDH den Beschäftigten entscheidende Verbesserungen ermöglichen.

Es hat sich gezeigt, dass Handwerk und IG Metall gleichermaßen Interesse haben, die Tarifpartnerschaft im Handwerk auf allen Ebenen weiter zu entwickeln. Der Flächentarifvertrag ist dabei das zentrale tarifpolitische Instrument. Nur Flächentarifverträge sichern einen fairen Wettbewerb unter den Betrieben und den Arbeitnehmern. Sie verhindern Lohndumping und geben dem Handwerk ein gutes Image. Auch wenn sich die Strukturen des Handwerks derzeit dramatisch ändern: Es ist möglich, dafür passgenaue tarifliche Regelungen zu finden. Mit der „Offensive Handwerk“ hat die IG Metall dafür die richtige Basis gelegt.


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