11. November 2011
DIW-Studie zur Einkommensentwicklung in Deutschland
Metaller haben mehr im Geldbeutel
Die realen Monatseinkommen der Deutschen schrumpfen – das rechnet uns das DIW in seiner neuesten Studie vor. Doch tatsächlich sind die tariflichen Entgelte in der Metallindustrie in den letzten elf Jahren so gestiegen, dass auch real heute 14 Prozent mehr im Portemonnaie sind.

Sind die Löhne in den letzten zehn Jahren nicht gewachsen? Das behauptet das DIW in seiner neuesten Analyse. Doch was Lohnsteigerungen tatsächlich wert sind, sieht man wenn man die Inflationsrate abzieht. Denn entscheidend ist nicht in erster Linie, wieviel man verdient, sondern was man davon kaufen kann. Die DIW-Forscher haben über alle Branchen und alle Berufe hinweg die durchschnittlichen Bruttomonatsverdienste ermittelt und mit der Inflationsrate verglichen. Das Ergebnis dieser Rechnung kann man in der Tat nur als mager bezeichnen: Danach sind die durchschnittlichen Monatseinkommen in Deutschland real um 93 Euro gesunken.

Diese Durchschnittsrechnung ist berechtigt, wenn es um die Betrachtung der gesamtwirtschaftlichen Einkommensentwicklung geht. Sie berücksichtigt allerdings nicht die höchst unterschiedlichen Entwicklungen in einzelnen Branchen und welche Bedeutung in diesem Zusammenhang Tarifverträge haben. In der Metall- und Elektroindustrie sind die tariflichen Entgelte überdurchschnittlich gestiegen. Die Beschäftigten erhalten dort heute 34 Prozent mehr Lohn als vor elf Jahren. Wenn wir jetzt die Inflationsrate von knapp 20 Prozent im gleichen Zeitraum abziehen, so bleibt immer noch ein Plus von 14 Prozent realer Lohnzuwachs.


Mitglieder der IG Metall profitieren

Dass das kein mathematisches Hütchenspiel ist, belegt die Lohnentwicklung am Beispiel eines Arbeitnehmers in Baden Württemberg. Unser Kollege Heinz Jungmann, Facharbeiter in Baden Württemberg, kam im Jahr 2000 auf einen Bruttomonatsverdienst von 2488 Euro. Da er Mitglied der IG Metall ist, profitiert er von den Tarifabschlüssen seiner Gewerkschaft. Heinz bekam in den Jahren zwischen 2000 und 2011 jährliche prozentuale Erhöhungen zwischen 1,5 und 4,1 Prozent. Dazu kommen mehrere Einmalzahlungen. Diese bewegten sich zwischen 122 und 510 Euro. Allein in diesem Jahr bekam Kollege Heinz im April einmalig 320 Euro plus 2,7 Prozent mehr Geld. Ohne die verschiedenen Einmalzahlungen kommt unser baden württembergischer Kollege im Frühjahr 2011 auf einen Verdienst von brutto 3774 Euro. Gegenüber seinem Verdienst vom Jahr 2000 ist das ein Plus von 34 Prozent. Inflationsbereinigt bleibt immer noch ein Mehr von 14 Prozent übrig, das ist der Reallohnzuwachs in diesen elf Jahren.


Leiharbeit und fehlende Tarifverträge drücken die Löhne nach unten

Heinz ist Facharbeiter. Er ist bereits einige Jahre in dem baden-württembergischen Unternehmen angestellt, gehört zur Stammbelegschaft und wird nach Tarif bezahlt. Das ist leider nicht überall so. Betriebe ohne Tarifbindung zahlen meist deutlich weniger. Sind dort wenige Beschäftigte in der Gewerkschaft, so fehlt auch der Druck auf das Niveau eines Tarifvertrages zu kommen. Hinzu kommt die Leiharbeit. Leiharbeitnehmer verdienen meist ein Drittel weniger als die Stammbeschäftigten. Was tatsächlich die durchschnittlichen Verdienste nach unten zieht, sind fehlende Tarifbindungen und die prekäre Beschäftigung auch in vielen Unternehmen der Metallbranche. Vor allem die Leiharbeit und Billiglohn-Jobs drücken auf die Lohnentwicklung.


Armutszeugnis der Politik

Die Analyse des DIW zeigt deutlich das Ausmaß des Niedriglohnsektors. Und es belegt eindringlich, dass eine Regulierung des Arbeitsmarktes längst überfällig ist. Deshalb fordert die IG Metall eine neue Ordnung auf dem Arbeitsmarkt. Die Politik muss endlich handeln. Berthold Huber, Erster Vorsitzender der IG Metall, stellte fest: „Wenn Minijobs, Befristungen, Leiharbeit und Teilzeit den Arbeitsmarkt zu 75 Prozent wachsen lassen, wir aber gleichzeitig sehen, dass die Menschen nicht gleichberechtigt am Aufschwung teilhaben, ist das eine eindeutige Fehlentwicklung“. Deshalb brauchen wir „endlich Equal-Pay in der Leiharbeit und flächendeckende Mindestlöhne“, forderte der IG Metall-Vorsitzende.

Dass die durchschnittlichen tariflichen Entgelte in den Metallunternehmen so deutlich über den durchschnittlichen Verdiensten in Deutschland liegen, ist vor allem ein Verdienst der IG Metall, ihrer Tarifpolitik, der engagierten Betriebsräte und Gewerkschaftsmitglieder in den Metallfirmen. Denn sie sorgen dafür, dass die Tariferhöhungen auch auf den Gehaltskonten der Kollegen ankommen. Die IG Metall hält es für erforderlich, dass auch außerhalb der Metall- und Elektroindustrie die Realeinkommen der Beschäftigten steigen und dass sie am Wohlstandszuwachs teilhaben.


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