1. Februar 2020
Holz- und Kunststoffindustrie
Warnstreiks beim Spanplattenhersteller Pfleiderer
Über 900 Beschäftigte des Spanplattenherstellers Pfleiderer haben die Arbeit niedergelegt. Die Tarifkommission der IG Metall fordert 6 Prozent mehr Geld, mindestens 170 Euro mehr im Monat, und eine Jahressonderzahlung, die Beschäftigte in freie Tage umwandeln können. Montag wird erneut verhandelt.

Über 900 Beschäftigte an fünf Standorten des Spanplattenherstellers Pfleiderer haben heute mit Warnstreiks Druck gemacht. Sie fordern eine Entgelterhöhung von 6 Prozent – mindestens jedoch 170 Euro mehr im Monat. Die Auszubildenden sollen eine Extra-Erhöhung ihrer Vergütungen erhalten, auch um dem Unternehmen Fachkräfte zu sichern.

Die Unternehmensleitung hat in den bisherigen zwei Verhandlungen die Forderungen der IG Metall-Tarifkommission abgelehnt. Sie bietet Erhöhungen von lediglich 2 Prozent für 2020 und 1,5 Prozent für 2021 an.

 

Beschäftigte von Pfleiderer im Warnstreik (Foto: IG Metall)

Viel zu wenig aus Sicht der IG Metall-Tarifkommission und der Beschäftigten in Arnsberg, Baruth, Gütersloh, Leutkirch und Neumarkt. Mit einstündigen Warnstreiks – die ersten seit 14 Jahren – legten sie ihre Werke lahm. Fast die Hälfte der Beschäftigten nahm teil – obwohl viele Nachtschicht arbeiten.

„Unsere Entgelte liegen deutlich unter dem Holz-Flächentarif. Die Differenz darf auf keinen Fall noch größer werden. Wir haben jetzt schon Probleme, Fachkräfte zu finden“, erklärt Wulf Hauenschild, Mitglied der Verhandlungskommission und Betriebsratsvorsitzender bei Pfleiderer in Arnsberg. „Zudem haben wir in unseren Werken gute Gewinne erarbeitet. Wir können nichts dafür, wenn Pfleiderer Verluste durch Millionenzahlungen an scheidende Manager und an Berater macht. Die teuren Berater haben uns obendrein ein Sparprogramm beschert, um uns für den Verkauf hübsch zu machen: Wir sollen mit weniger Personal die gleiche Arbeit machen. Dafür haben die Beschäftigten einen Ausgleich verdient.“


IG Metall fordert Jahressonderzahlung mit Option auf freie Tage

Neben der Entgelterhöhung fordert die gewählte IG Metall-Tarifkommission bei Pfleiderer eine neue zusätzliche Sonderzahlung von 1000 Euro, die Beschäftigte wahlweise in zusätzliche freie Tage umwandeln können. Ähnliche Möglichkeiten für mehr Selbstbestimmung bei der Arbeitszeit hat die IG Metall bereits in der Metallindustrie (tarifliches Zusatzgeld – T-ZUG) und in der Stahlindustrie (zusätzliche tarifliche Vergütung) durchgesetzt.

„Durch die ständigen Umstrukturierungen haben wir hohe Belastungen. Die Beschäftigten haben die Schnauze voll. Daher kommt gerade unsere Forderung nach der Sonderzahlung mit der Option auf Umwandlung in freie Tage gut an“, berichtet Valentin Koch, Mitglied der Tarifkommission und Betriebsratsvorsitzende bei Pfleiderer in Gütersloh. „Viele Beschäftigte kamen nach den Tarifabschlüssen in der Metallindustrie und in der Stahlindustrie auf uns zu und fragten: Warum haben wir das nicht? Doch gerade das lehnt die Arbeitgeberseite bislang vehement ab. Zu teuer. Aber für teure Berater haben sie Geld.“

Am Montag, 3. Februar, wollen IG Metall und Unternehmensleitung erneut verhandeln.


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