19. Juni 2017
Warnstreik bei Empl in Zahna-Elster
Sonderfahrzeugbauer wollen Tarifvertrag
Sie haben die Nase voll von Löhnen knapp über Mindestlohn. Die Beschäftigten des Sonderfahrzeugbauers Empl in Zahna-Elster/Sachsen-Anhalt fordern einen Tarifvertrag. Innerhalb weniger Wochen haben sie sich in der IG Metall organisiert. Am 1.6. zogen sie erstmals zu einem Warnstreik vor das Werkstor.

Eine Stunde lang haben die Beschäftigten des Sonderfahrzeugbauers Empl in Zahna-Elster/Sachsen-Anhalt dafür am Kfz-Aktionstag der IG Metall am 1. Juni mit einem ersten Warnstreik Druck gemacht. Mit dem Slogan „Wir sind bereit für Streik!“ zogen sie vor das Werkstor. Sie wollen einen Tarifvertrag mit ordentlichen Löhnen.

Derzeit verdienen die Beschäftigten des 1700 bis 1800 Euro im Monat. „Bei ihrem jetzigen Verdienst kämpfen einige Leute von Monat zu Monat, um finanziell klarzukommen“, kritisiert Tobias Kloppisch, IG Metall-Vertrauensmann bei Empl.

Ihr Ziel: Der Flächentarif des Kfz-Handwerks Mitteldeutschland mit gut 600 Euro mehr.

„Löhne kurz über dem Mindestlohn haben nichts, aber auch gar nichts mit sozialer Verantwortung zu tun“, rief IG Metall-Verhandlungsführer Markus Wente der Geschäftsleitung bei seiner Rede vor dem Werkstor zu.

Beim ersten Verhandlungstermin am 23. Mai lehnte die Geschäftsführung eine baldige stufenweise Heranführung an den Flächentarif kategorisch ab. „In zehn Jahren vielleicht“, hieß es. „Tarifvertrag jetzt“, war die Antwort der Empl-Beschäftigten.


Zwei Drittel der Belegschaft innerhalb weniger Wochen organisiert

Die Empl-Beschäftigten bauen in Zahn-Elster Sonderfahrzeuge etwa für Feuerwehr und Militär. 85 der 120 Empl-Beschäftigten haben sich in den letzten Monaten in der IG Metall organisiert – fast von selbst, betont Lars Buchholz von der IG Metall Halle-Dessau. „Wir haben letztes Jahr einen Betriebsrat gewählt. Bald sprachen wir auch über einen Tarifvertrag. Ich sagte den Betriebsräten, dass wir dazu jedoch IG Metall-Mitglieder brauchen. Ein paar Wochen später brachten sie mir eine Kiste voller Aufnahmescheine vorbei. Das habe ich so auch noch nicht erlebt.“

Die Geschäftsführung hatte versucht, die Beschäftigten einzuschüchtern. Sie verteilte einen Brief, in dem sie mit dem Stopp des geplanten Hallen-Neubaus, mit Ausgliederungen und Personalabbau droht. Doch nur wenige haben sich einschüchtern lassen. Am 1. Juni zogen fast alle im Werk anwesenden Metaller raus vor das Tor.

Am Freitag wollen sie erneut in der Mittagspause vors Tor. Dann ist auch die Roadshow der IG Metall mit einem Bus da. Die nächste Verhandlung mit der Geschäftsführung findet am 28. Juni statt.

Die Beschäftigten wollen weiter für ihre Forderungen Druck machen. Auf der Mitgliederversammlung letzte Woche haben die IG Metall-Mitglieder bei Empl einstimmig beschlossen, dass sie bereit sind für weitere Warnstreiks.


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