Standortsicherung beim Esslinger Maschinenbauer Festo
Deutsche Standorte stärken

Was tun, wenn Verlagerung droht? Bei dieser Frage hat sich der Betriebsrat des Maschinenbauers Festo erfolgreich durchgesetzt: Firmenpläne wurden wieder geändert, Jobs im Inland gehalten und prekäre Beschäftigung begrenzt. Die Managementstrategie „Wachstum nur im Ausland“ wurde durchbrochen.

30. August 201230. 8. 2012


Nach einer Krise holen Unternehmen gern altbekannte Rezepte aus der Schublade. Eines davon heißt Verlagerung. Damit wollen die Firmen vor allem eines: Kosten sparen und deutsche Arbeitnehmerschutzgesetze umgehen. Auch Festo, ein Maschinenbauer mit Stammsitz in Esslingen und einem weiteren Produktionswerk in St. Ingbert-Rohrbach/Saarland, wollte nach der Wirtschafts- und Finanzkrise 2010 Teile der Produktion verlagern.

Mitte 2010, nach der Wirtschafts- und Finanzkrise, kündigte die Unternehmensleitung an, dass die Zahl der 5 700 Stammbeschäftigten auf 5 200 runtergefahren werden solle. Im Gegenzug sollten im Ausland über 500 neue Arbeitsplätze entstehen. Wenn weitere Jobs am deutschen Standort erforderlich seien, so könnten diese über befristete Arbeitsverträge aufgefangen werden. So die Pläne der Geschäftsleitung. Der Betriebsrat war da anderer Meinung: „Wir wollen, dass auch die deutschen Standorte mitwachsen. Wachstum soll nicht nur im Ausland stattfinden,“ sagte Hans-Jürgen Drung, Gesamtbetriebsratsvorsitzender.


„Alles was wir an Mitbestimmungsmöglichkeiten hatten, haben wir genutzt“, sagte Hans-Jürgen Drung. Der Betriebsrat prüfte, ob Überstunden, Samstags- und Wochenendarbeit tatsächlich notwendig seien oder ob die Absicht dahinter steckt, einen Puffer für Verlagerungen zu erarbeiten. Auch Anträgen zu speziellen Feiertags- und Nachtschichten stimmte der Betriebsrat nicht zu. „Zudem haben wir die Beschäftigten auch immer wieder zu Informationsveranstaltungen und Versammlungen eingeladen und für die Beteiligung der Kollegen gesorgt“, erklärte Drung.


Der konsequente Einsatz dieser Maßnahmen hat gewirkt. Nun gibt es an beiden Produktionsstandorten ein Projektteam, in das die Unternehmensleitung Vertreter des Managements, beispielsweise der Entwicklung, der Produktion und der Personalabteilung entsendet. Sie diskutieren bei „Step“ mit den Vertretern des Betriebs- und Gesamtbetriebsrats die Unternehmensplanung. Dabei geht es im Kern um geplante Verlagerungen. Es wird offengelegt, um welche Produkte, Mengen und Arbeitsplätze es dabei gehen soll. Und es wird darüber beraten, mit welchen Produkten die Kapazitäten in Deutschland aufgefangen werden könnten. Bei „Step“ geht es dann auch darum, zu klären, wer von den Mitarbeitern betroffen ist, welche Arbeitsplätze verändert werden müssen und welche Qualifikationen dann notwendig sind.

Die 2010 angekündigte Verlagerung hat bis heute nicht stattgefunden. Aktuell arbeiten etwa 6 500 Beschäftigte an den deutschen Standorten. Etwa genauso viel sind an ausländischen Standorten beschäftigt. Um Arbeitsplatzabbau zu verhindern, hat der Betriebsrat außerdem eine Regelungsabrede mit dem Management vereinbart. Danach darf eine sogenannte Flexi-Quote von 14 Prozent nicht überschritten werden. Unter die Flexi-Quote fallen befristete Arbeitsverhältnisse und Leiharbeitnehmer. Bisher wurde diese Höchstgrenze nicht erreicht. Zur Zeit liegt die Flexi-Quote bei zehn Prozent.

Wie erfolgreich „Step“ ist, wird sich nun zeigen. Der erste Prüfstein naht. Denn nun liegt ein Verlagerungsantrag für das Werk Esslingen vor. 2012 sollen mehr als 40 Arbeitsplätze nach China wandern. Mit welchen Produkten diese Verlagerung im Esslinger Werk kompensiert werden soll – das wird das Thema der nächsten Sitzungen sein. „Wir wollen wissen, was sich die Firma von der Verlagerung verspricht“, so Drung. Anschließend wird es auch darum gehen, welche Mitarbeiter für andere Tätigkeiten qualifiziert werden, wo das Wachstumspotenzial für Deutschland liegt und wie sich das auf die Arbeitsplätze auswirkt.

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