Siemens EDM: Konzernleitung plant Schließungen und Personalabbau
Beschäftigte sehen sich von Siemens getäuscht

Erst sollte Siemens Electronic Design and Manufacturing ausgelagert werden. Nun doch wieder nicht. Ein externer Gutachter kommt zu anderen Ergebnissen, als ein interner. Die Siemens-Konzernleitung verunsichert mit ihrer chaotischen und undurchschaubaren Taktik die EDM-Mitarbeiter. Die bangen ...

24. August 201024. 8. 2010


... nun wieder um ihre Jobs.

Nach der am 04. August 2010 im Wirtschaftsausschuss überraschend mitgeteilten Änderung des Vorstandsbeschlusses, von der Ausgliederung der EDM Abstand zu nehmen und stattdessen das interne Geschäft zu integrieren sowie das externe Geschäft auslaufen zu lassen, fühlen sich die Mitarbeiter der EDM-Standorte und die Arbeitnehmervertreter getäuscht. Die Pläne werden von einem Unternehmenssprecher in der Öffentlichkeit dahingehend kommentiert, dass sie eine Umstellung für die Mitarbeiter bedeuten würden, die Umorganisation aber keine Arbeitsplätze koste. Blumige Worte angesichts bevorstehender Schließungen und Personalabbau.

Externe Gutachter kommen plötzlich zu anderem Ergebnis
Nach langen und schwierigen Verhandlungen wurde der Businessplan bis 2014 für die neu aufgestellte EDM den Arbeitnehmervertretern vorgelegt. Dann folgte die überraschende Wendung: Externe Gutachter hätten nun festgestellt, dass – trotz der akzeptierten Schließung des Fertigungsstandortes München – kein dauerhafter Erfolg für die EDM garantiert sei. Sowohl die Arbeitnehmervertreter der Verhandlungsgruppe des Gesamtbetriebsrats als auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fragen sich nun: Warum kommen externe Gutachter mit anderen Daten und Fakten zu anderen Ergebnissen? Ist auf Businesspläne der eigenen Geschäftsverantwortlichen kein Verlass? Wurde bisher unter falschen Informationen beraten und verhandelt? An den betroffenen Standorten waren die Reaktionen in Mitarbeiter-Sprechstunden, Inforunden und Abteilungsversammlungen gleich. Man fühlte sich vor allem von der neuen Leitung des Siemens Sektors Industry getäuscht.

EDM schreibt schwarze Zahlen
Lothar Adler, Gesamtbetriebsratsvorsitzender der Siemens AG, bewertet das Vorgehen der Firmenseite als skandalös: „Es ist schlimm, wenn ein Geschäft schwarze Zahlen schreibt und sich das Unternehmen für die Schließung entscheidet. Dies ist für keinen Menschen nachvollziehbar!“

Die Kolleginnen und Kollegen am Standort Essen sind sehr verunsichert und erbost über die Pendelstrategie der Firma Siemens. „So etwas hat es bisher noch nicht gegeben! Wir hatten eine klare Zusage zur Zukunft der EDM und nur unter dieser Zusage haben wir die schwere Entscheidung München mitverhandelt. Was ist so eine Aussage vom Arbeitgeber überhaupt noch wert und mit wem sind zukünftig noch Verhandlungen möglich?“ fragt sich Peter Pawlowski, örtlicher Betriebsratsvorsitzender und Mitglied der Gesamtbetriebsrats-Verhandlungsgruppe.

Was Siemens unter „sozial“ versteht
„Dass die Siemens AG unter ’sozial’ den sozialverträglichen Abbau von Arbeitsplätzen versteht, ist für uns keine neue Erkenntnis, aber dieses Verhalten ist unfassbar. Wenn diese Vorgehensweise Schule macht, können wir uns bei Siemens noch warm anziehen“, meint dazu Petra Voigt aus Hannover.

Besonders in München hadern die Kolleginnen und Kollegen mit der bereits getroffenen Schließung und dem Interessenausgleich. „Noch Anfang Juli wurde durch die Geschäftsleitung bei den Kolleginnen und Kollegen mit der nun zukunftsfähigen Aufstellung der EDM geworben, doch an andere EDM-Standorte zu wechseln. Vier Wochen später ist dies alles nur noch Makulatur. Die geplanten Versetzungen sind doch nur eine Farce“, sagt dazu Siemensmitarbeiter Johann Thurnreiter. Auch in Erlangen fühlt man sich hintergangen: „Es lässt vermuten, dass die Arbeitgeberseite die Nebelkerzen bewusst geworfen hat und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nun die Suppe auslöffeln sollen“, so Rüdiger Lippler vom Gesamtbetriebsrat.

„Für den Gesamtbetriebsrat ist leider aufgrund fehlender Mitbestimmungsrechte der Verkauf nicht zu verhindern. Wir werden nun von der Firmenseite die Beschäftigungsmöglichkeiten auch nach Einstellen des externen Geschäftes einfordern, die sie im Rahmen der Sitzung im Wirtschaftsausschuss zugesagt hat“, so Bettina Müller, Sprecherin der Projektgruppe des Gesamtbetriebsrates. „Diese müssen für die Betroffenen zumutbar und akzeptabel sein und über einen neu zu verhandelnden Interessenausgleich abgesichert werden. Die Verlässlichkeit und die Entscheidungskompetenz der Gesprächspartner auf Seiten der Firma muss diesmal sichergestellt werden!“

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