1. April 2019
Mehr freie Tage
Schichtarbeiter wollen lieber freie Zeit
Die acht zusätzlichen Tage sind begehrt, selbst bei Beschäftigten, die keinen Anspruch darauf haben.

Mit dieser Resonanz hätte kaum einer gerechnet: Knapp 100 Kollegen und Kolleginnen von Feintool System Parts in Obertshausen haben die acht zusätzlichen freien Tage beantragt – und auch erhalten. Das sind fast 60 Prozent aller Beschäftigten, die dafür in Frage kommen.

„Das Feedback ist durchweg positiv“, sagt Betriebsratsvorsitzender Stefan Schmidt. Vielen sei Freizeit wichtiger als Geld. Vorneweg sind es die Schichtarbeiter bei Feintool, die am häufigsten die acht freien Tage in Anspruch nehmen, gefolgt von Eltern und pflegenden Angehörigen. Aber interessiert sind auch andere Beschäftigte: „Es gibt viele Kollegen und Kolleginnen, die die Voraussetzungen nicht erfüllen, aber die acht Tage gern hätten. Die müssen wir allerdings enttäuschen, weil es der Tarifvertrag nicht hergibt.“

Hoher Andrang

Beim jüngsten Tarifabschluss in der Metall- und Elektroindustrie 2018 hat die IG Metall das sogenannte tarifliche Zusatzgeld T-Zug durchgesetzt. Damit erhalten die Beschäftigten neben einer pauschalen Sonderzahlung eine weitere in Höhe von 27,5 Prozent eines Bruttomonatsentgelts. Wer kleine Kinder erzieht, Angehörige pflegt oder Schicht arbeitet, kann die zweite Sonderzahlung in sechs freie Tage umwandeln, zwei legt der Arbeitgeber drauf, macht acht. Und die sind begehrt.

Schichtarbeit belastet

Ähnlich bei GKN Driveline: Einen regelrechten Run auf die acht Tage gab es in der Gelenkzapfenabteilung. Von den rund 300 Beschäftigten, die dort arbeiten, hat mehr als die Hälfte die freien Tage gewählt. „Körperlich belastende Arbeit und noch Wechselschicht – da müssen viele Kollegen gar nicht nachdenken, wofür sie sich entscheiden“, sagt Betriebsratsvorsitzender Markus Philippi. Die zusätzliche Freizeit wird auch helfen, den Personalabbau, der bei GKN Driveline ansteht, zu verlangsamen.

Nicht nur Metaller finden die Regelung gut, auch Nicht-Mitglieder nehmen die acht Tage gerne mit. Die Vertrauensleute sprechen sie jetzt nach und nach an und machen deutlich, dass sie den Eintritt in die IG Metall erwarten.

Nicht Teilzeit

Verhalten ist dagegen die Resonanz bei Dematic. Nur rund zwölf Beschäftigte haben die acht Tage beantragt. Kein Wunder: Die meisten der 530 Beschäftigten erfüllen die Voraussetzungen nicht, so Betriebsratsvorsitzender Martin Fahrendorf, interessieren sich aber dennoch für die Umwandlung. „Sie hätten gern mehr Freizeit, möchten aber nicht Teilzeit arbeiten.“


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