Schnellecke in Zwickau
Vereinbarkeit als Normalzustand

Das Kontrakt-Logistikunternehmen Schnellecke hat in Sachsen rund 2000 Mitarbeiter. Viele von ihnen haben Familie und arbeiten im Drei-Schicht-Betrieb. Der Betriebsrat wollte eine bessere Vereinbarkeit für die Beschäftigten durchsetzen. Dazu wurde der Tarifvertrag „Zukunft und Demografie“ vereinbart.


„Viele Kolleginnen und auch Kollegen fragten, was passiert mit meinem Kind, wenn ich Spätschicht habe?“, erzählt die Betriebsratsvorsitzende Elke Merkel. Die Betriebsräte verstanden die Sorgen der Beschäftigten als Auftrag. Sie sahen das Problem noch von einer anderen Seite: Gute Arbeitskräfte werden knapp in Sachsen. Wer einen Job sucht, kann inzwischen wählen und entscheidet sich natürlich für das Unternehmen, das die attraktivsten Bedingungen bietet. Eine gute Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben gehört dazu. „Hier setzten wir an und brachten gemeinsam mit der IG Metall unseren Tarifvertrag Zukunft und Demografie auf den Weg“, sagt Elke Merkel.

Es war ein zähes und langes Ringen, bis auch die Geschäftsführung überzeugt war. „Im Laufe mehrerer erfolgreicher Lohntarifrunden, die wir seit 2011 im Unternehmen geführt haben, war die Zahl der IG Metall-Mitglieder in unserer Belegschaft auf über 95 Prozent gestiegen – ein überzeugendes Argument in der Auseinandersetzung um bessere Arbeitsbedingungen“, so Elke Merkel.

2014 war es soweit: Der Tarifvertrag Zukunft und Demografie trat in Kraft. „Der ist richtig gut“, freut sich Merkel. Schnellecke zahlt einen Zuschuss für Kinderbetreuungskosten: Bis zur Einschulung bekommen Eltern für jedes Kind 50 Euro monatlich. Nach der Elternzeit haben alle Vollzeitbeschäftigten ein Rückkehrrecht auf den bisherigen Arbeitsplatz, wenn sie es mit einer Ankündigungsfrist von drei Monaten beantragen. Zudem haben Beschäftigte nach der Rückkehr aus dem Mutterschutz oder der Elternzeit in den ersten drei Lebensjahren des Kindes grundsätzlich den Anspruch, ein Jahr in Normalschicht zu arbeiten.

 

Rechtsanspruch auf Leistungen

„Sowohl der Kitazuschuss als auch das Jahr Normalschicht werden bei uns positiv angenommen“, sagt Elke Merkel. „Ich finde es ganz wichtig, dass die Kolleginnen und Kollegen einen Rechtsanspruch auf diese Leistungen des Unternehmens haben – wenn sie Mitglied der IG Metall sind.“

Allerdings, so Merkel, haben viele Eltern nach dem Jahr Normalschicht wieder ein Betreuungsproblem und sind für die Schichtzeiten auf die Hilfe von Oma, Opa oder Tagesmutti angewiesen. „Ganz schwierig ist die Situation, wenn beide Eltern im Schichtbetrieb arbeiten.“ Das soll nicht so bleiben, sagt der Betriebsrat und bringt jetzt ein verkürztes Drei-Schicht-System ins Gespräch. Das heißt: Beschäftigte im Schichtdienst, die Kinder oder ihre Eltern pflegen, arbeiten statt 7,5 Stunden am Tag nur sechs Stunden. Die Betriebsräte sind zuversichtlich, ein solches Modell durchzusetzen. Ihre Trümpfe sind intelligente neue Ideen und ein starker Rückhalt bei den Metallerinnen und Metallern von Schnellecke Sachsen.