Rentenpaket tritt in Kraft
Sozialaufbau in der Rentenversicherung

Zum 1. Juli 2014 tritt das Rentenpaket der schwarz-roten Bundesregierung in Kraft. Hans-Jürgen Urban, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall und zuständig für Sozialpolitik, beurteilt die Neuregelungen aus Sicht der Gewerkschaft.


Was bedeutet für Dich der 1. Juli 2014?

Hans-Jürgen Urban: Das Rentenpaket tritt in Kraft. Nach Sozialabbau gibt es wieder einen Sozialaufbau in der Rentenversicherung. Das ist auch ein Erfolg unserer Mobilisierung. Man darf nicht vergessen: Eine Front aus Wirtschaftslobbyisten und Medienvertretern hat das Rentenpaket massiv attackiert. Wir haben erfolgreich gegengehalten.

Was verbessert sich für gesetzliche Rentenversicherte?

Wenn Menschen, die 45 Jahre gearbeitet haben, nicht mehr mit Abschlägen bestraft werden, wenn sie früher in Rente gehen, ist das nahe an unseren Forderungen. Auch die Verbesserungen für Erwerbsgeminderte und die bessere Anerkennung von Erziehungszeiten waren überfällig. Das nützt den Betroffenen und dem Vertrauen in die Rentenversicherung, das unter den Kürzungen der Vergangenheit schwer gelitten hat.

Von den Änderungen profitieren vor allem Beschäftigte, die bald in Rente gehen. Müssen die Jungen wirklich für die Alten bluten

Die Reformen der letzten Jahre und nicht die aktuellen Teilkorrekturen verstoßen gegen die Generationengerechtigkeit. Die Rente mit 67, die Senkung des Rentenniveaus und der Zwang zu Privatvorsorge haben den Generationenvertrag schwer beschädigt und zulasten heutiger Beitragszahler verschoben. Die aktuellen Reformen der Großen Koalition sind nicht kritikwürdig, weil sie zu großzügig, sondern weil sie zu halbherzig ausfallen. Steigende Altersgrenzen und sinkende Alterseinkommen bleiben eine Bedrohung für die soziale Sicherung im Alter. Die großen Reparaturen am Fundament der Rentenversicherung stehen noch aus.

Was muss sich ändern, damit junge Menschen später zu fairen Bedingungen aussteigen können und ihre Rente zum Leben reicht?

Menschen und Arbeitsbedingungen sind zu unterschiedlich für eine Einheitsgrenze. Wenn wir faire und sozial abgesicherte Übergänge vom Arbeitsleben in die Rente wollen, brauchen wir statt der Rente mit 67 mehr Wahlmöglichkeiten im Rentenrecht. Wir müssen unsere Tarifverträge zur Altersteilzeit weiterentwickeln und das Rentenniveau wieder merklich erhöhen.

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