Ratgeber: Lange Arbeitszeiten erhöhen das Unfallrisiko
Nach acht Stunden Arbeit steigt die Unfallgefahr

Viele glauben immer noch, dass langes auch effizientes Arbeiten ist. Ein Irrtum. Wer lange arbeitet, ist unkonzentrierter, Aufmerksamkeit und Leistung sinken, die Ermüdung steigt. Damit steigt auch das Unfallrisiko – sowohl bei der Arbeit als auch auf dem Nachhauseweg.

12. Januar 201712. 1. 2017


Lange Arbeitszeiten sind kein Nachweis hoher Arbeitsproduktivität – im Gegenteil: Je länger ein Mensch am Stück arbeitet, desto anstrengender und erschöpfender kann das sein, die Ermüdung nimmt zu, die Konzentration ab. Und das wiederum lässt die Produktivität sinken und die Unfallgefahr steigen – nicht nur am Arbeitsplatz.

Bereits nach der siebten Arbeitsstunde steigt das Unfallrisiko deutlich. Das weisen mehrere Studien nach – insbesondere bei Spät- und Nachtschichtarbeit, wenn die Leistungskurve des Menschen absackt. Ab der zwölften Arbeitsstunde ist das Unfallrisiko doppelt so hoch wie das eines „normalen“ Arbeitstages, wie Berufsgenossenschaften bei den meldepflichtigen Arbeitsunfällen verzeichnen.

Doch Stress und überlange Arbeitszeiten führen auch zu einem deutlich erhöhten Risiko bei den Wegeunfällen, also den Fahrten zwischen Heim und Arbeit. „Sowohl hinsichtlich der täglichen als auch der wöchentlichen Arbeitszeit gibt es deutliche Belege, dass ein Anstieg der Arbeitszeit mit einem erhöhten Unfallrisiko einhergeht“, sagt Prof. Dirk Windemuth, Leiter des Instituts für Arbeit und Gesundheit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung.

 

 

 

Solche Befunde werden immer wieder bestätigt. Ein zentrales Problem beim regelmäßigen oder häufigen Überschreiten der acht Stunden sieht Windermuth darin, dass die Erholungsfähigkeit im Schlaf leidet. „Die führt wiederum dazu, dass im Laufe einer Arbeitswoche und eventuell auch darüber hinaus die negativen Effekte kumulieren, so dass am Ende eine deutliche Steigerung der Gefährdung von Sicherheit und Gesundheit steht.“


Erholungsfähigkeit leidet

Konkret heißt das: „Wer mehr als acht Stunden am Tag arbeitet, lebt gefährlicher“, so Windernuth. Und riskiert Gesundheit und Leben. Müde Autofahrer sind weniger konzentriert und reagieren langsamer. Wer kurz einnickt, legt in drei Sekunden bei einer Geschwindigkeit von 100 Kilometern pro Stunde über 80 Meter im Blindflug zurück.

Jeder Vierte ist mindestens schon einmal am Steuer eingeschlafen. Das ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts TNS Emnid im Auftrag des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR) unter 1000 Autofahrern. „Trotzdem unterschätzen viele diese Gefahr, gerade bei längeren Fahrten“, sagt Dorothee Bär, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesverkehrsminister. So glaubten 45 Prozent der Befragten, dass sie Müdigkeit durch ihre Erfahrung ausgleichen können und 17 Prozent fahren weiter, obwohl sie müde sind.


Pünktlich Feierabend machen

Es gibt also viele gute Gründe, die dafür sprechen, pünktlich Feierabend zu machen und die individuelle Arbeitszeit nicht auszudehen. Arbeits- und Gesundheitswissenschaftler empfehlen, pro Tag nicht länger als acht Stunden zu arbeiten, pro Woche nicht länger als 40 Stunden – inklusive Mehrarbeit. Je intensiver der Job ist, desto kürzer sollten die Arbeitszeiten sein, um den Organismus ausreichend zu entlasten. Arbeitszeiten, die dem biologischen Rhythmus entgegenstehen, sollten auf ein Minimum reduziert sein.

Ratgeber

Neu auf igmetall.de

Newsletter bestellen