Insolvenz von Manroland
Proteste bei Manroland: Das ist erst der Anfang

Über 1500 Beschäftigte des insolventen Druckmaschinenherstellers Manroland zogen am Donnerstag zum Allianzgebäude in Frankfurt. Dort demonstrierten sie für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze. Der Demonstrationszug war Auftakt für weitere Aktionen von Belegschaft und IG Metall. Insgesamt sind 6600 ...

1. Dezember 20111. 12. 2011


... Arbeitsplätze an den Standorten Offenbach, Augsburg und Plauen von der Insolvenz betroffen.

„Alle haben Angst, die Situation ist im Betrieb ist sehr angespannt“, sagt Jaqueline, die bei Manroland in Offenbach technische Zeichnerin lernt. Sie ist eine von 90 Auszubildenden am Standort. Sie bangen jetzt darum, ihre Ausbildung beenden zu können. Die Hoffnungen auf eine Übernahme sind ganz zunichte, nachdem das Unternehmen letzte Woche Insolvenz anmelden musste. Bei der Demonstration durch Frankfurt zum Bürogebäude der Allianz-Niederlassung skandierten die Auszubildenden: „Wir sind stark, wir sind laut, weil man uns die Zukunft klaut.“

Alle in einem Boot

Viele Beschäftigte beteiligen sich an der Protestaktion in Frankfurt. Lautstark und unter einem gellenden Pfeifkonzert besetzten sie den Platz vor dem Allianzgebäude, dessen Haupteingang geschlossen war. „Ich bin überwältigt von der Teilnahme“, sagte die Betriebsratsvorsitzende Alexandra Roßel vor der versammelten Menge. „Wir sitzen alle in einem Boot“. Jetzt gehe es darum, ein Fortführungskonzept für Manroland zu erarbeiten. Die Proteste müssten weitergehen, denn von der Insolvenz sind insgesamt 6600 Arbeitsplätze an den Standorten Ofgenbach, Augsburg und Plauen betroffen.

Protese vor dem Allianz-GEbäude in Frankfurt am Main. Foto: Frank Rumpenhorst.



Hautredner Armin Schild, IG Metall-Bezirksleiter von Frankfurt, kritisierte die Anteilseigner von Manroland, Allianz und MAN. „Jahrelang haben sie die falsche Politik des Vorstands mitgetragen, jetzt wollen sie sich aus der Verwantwortung stehlen, das akzeptieren wir nicht.“ „Manroland soll ausgeknipst werden, dagegen wehren wir uns und das fängt jetzt erst an.“ Die Produkte von Manroland seien weltweit gefragt, es sei unverantwortlich, das das Unternehmen von den Anteilseignern in die Insolvenz getrieben wurde.

Solidarität von Betrieben

Am Protestzug durch die Frankfurt hatte sich nahezu die ganze Belegschaft des Standortes Offenbach beteiligt. Über 1500 Menschen zogen vom Hauptbahnhof zur Niederlassung der Allianz-Versicherung am Main. Solidaritätsadressen kamen von den Betriebsräten und Vertrauensleuten von KBA in Frankenthal. Die KBA-Belegschaft hatte in diesem Jahr mit einem mehrwöchigen Streik den geplanten Kahlschlag in Frankenthal verhindert.

Wie es bei Manroland weitergeht, ist noch unklar. Diese Woche haben erste Gespräche des Betriebsrats und der IG Metall mit der hessischen Landesregierung stattgefunden. Eine Fortführung des Standorts ist möglich, war die gemeinsame Aufassung. Damit Manroland in Offenbach eine langfristige Perspektive hat und die Beschäftigten eine Zukunft haben, müssen die Banken, Anteilseigner und die Landesregierung sich jetzt engagieren. Bis spätestens Weihnachten soll ein Fortführungskonzept erwarbeitet werden.

Proteste auch in Augsburg
Auch am Stammsitz von manroland in Augsburg haben sich die Beschäftigten heute für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze eingesetzt. Sie warten nund auf die Mitteilung, ob das Unternehmen den einen Massekredit erhält. Mit ihm könnte der Geschäftsbetrieb auch während der Insolvenz weiterlaufen.

Demonstration bei manroland in Augsburg. Foto: Silvio Wyszengard


Berthold Huber fordert Taten

Der Erste Vorsitzende der IG Metall, Berthold Huber, hat Wirtschaftsminister Rösler aufgefordert, in der Krise der deutschen Druckmaschinenunternehmen tätig zu werden. „Die Manroland-Beschäftigten gehen auf die Straße, weil ihre und tausend weitere Arbeitsplätze in der Branche auf der Kippe stehen und der Bundeswirtschaftsminister schaut tatenlos aus Berlin zu.“ Statt Tatenlosigkeit sei jetzt aktive Industriepolitik gefragt.

Die IG Metall hat Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler aufgefordert, einen runden Tisch für die Druckmaschinenbranche in Deutschland einzuladen. Ziel müsse es sein, gemeinsam mit allen wichtigen Akteuren ein industriepolitisches Konzept für die Branche zu entwickeln. Es dürfe nicht zugelassen werden, dass mit der Druckmaschinenindustrie ein technologisches Kernstück des deutschen Maschinenbaus unwiederbringlich verloren gehe, betonte der IG Metall-Vorsitzende. Manroland ist der drittgrößte Druckmaschinenhersteller Deutschlands. Insgesamt steckt die Branche in großen Schwierigkeiten.
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