20. Januar 2016
Jahrespressekonferenz 2016
Stark und vielfältig – die IG Metall im Jahr 2016
Mehr als 120 000 neue Mitglieder hat die IG Metall 2015 gewonnen. Die Gewerkschaft wächst das fünfte Jahr in Folge. Das bedeutet mehr Stärke, um die Interessen ihrer Mitglieder durchzusetzen – in den Betrieben, in Tarifverhandlungen und in gesellschaftlichen Auseinandersetzungen.

Zum Ende des Jahres 2015 stieg die Zahl der Mitglieder insgesamt auf 2,274 Millionen. „Diesen Mitgliederzuwachs verdanken wir dem positiven Image unserer Gewerkschaft und dem großen Engagement vieler aktiver Mitglieder vor Ort“, sagt Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall. Mehr Mitglieder bedeutet auch mehr Durchsetzungskraft. Das ist gut. Denn in diesem Jahr stehen Tarifrunden in der Metall- und Elektroindustrie sowie in 40 weiteren Branchen der Industrie und des Handwerks an. „Wir werden auch 2016 auf eine Erhöhung der Realeinkommen setzen, die der guten Ertragslage der Unternehmen angemessen ist“, erklärte der IG Metall-Vorsitzende.


Herausforderungen für 2016

Die Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie hat der IG Metall 2015 viele neue Mitglieder gebracht. In diesem Jahr wird die Gewerkschaft erstmals sehr gezielt nicht tarifgebundene Betriebe einbeziehen. Hier will die IG Metall endlich den „Turnaround“ schaffen und die Tarifbindung erhöhen. Die IG Metall sieht sich in der Verantwortung für alle Beschäftigten der Branche. Nicht nur, weil Beschäftigte in nicht tarifgebundenen Unternehmen deutlich weniger verdienen als in einem tarifgebundenen Betrieb. Auch Trittbrettfahren durch Tarifflucht darf sich nicht länger auszahlen. Denn die Tarifverträge der IG Metall setzen die Mitglieder der Gewerkschaft durch.

Eine weitere Herausforderung ist die schnell voranschreitende Digitalisierung der Arbeitswelt: Industrie 4.0. braucht Arbeit 4.0. Das heißt, dass sie den Menschen sichere, ausreichend vergütete und human gestaltete Arbeit bietet. Prekär arbeitende Crowdworker oder digitale Tagelöhner sind keine Zukunftsperspektive. Um weiterhin erfolgreich zu sei, setzt die Gewerkschaft auf die Beteiligung, das Wissen und das Engagement der Beschäftigten. Sie will die digitale Arbeitswelt erobern, damit Jobs sicher und zukunftsfähig bleiben. „Wir müssen die digitale Arbeitswelt erobern – sie ist keine uneinnehmbare Festung von Technokraten und Profitinteressen“, sagte Hofmann.

Die IG Metall wird sich auch weiterhin um die kümmern, die am Rand stehen und setzt sich für bessere Arbeitsbedingungen in der Leiharbeit und gegen den Missbrauch von Werkverträgen ein. „Wir brauchen zwingend mehr Ordnung am Arbeitsmarkt. Durch Tarifverträge, aber auch durch Gesetz“, sagt Hofmann und erklärt, dass Industrie und Handwerk um Qualität und Produktivität konkurrieren sollten, statt mit Dumpingstrategien die Beschäftigten unter Druck zu setzen. Der Gewerkschafter appelliert an die Politik und fordert, dass das Gesetz zu Leiharbeit und Werkverträgen endlich Realität werden muss. Außerdem stehen noch weitere gesetzliche Regelungen aus: zum Arbeitszeitgesetz und dem Beschäftigtendatenschutz. „Wir erwarten von der Bundesregierung, was jeder Beschäftigte täglich leisten muss – dass sie bis zum Schichtende arbeitet.“

 

Zuwachs bei den Jungen, Angestellten und Frauen

Mehr als 120 000 neue Mitglieder, das ist ein Plus von 0,2 Prozent. Besonders zugelegt hat die Gewerkschaft in den Betrieben. Hier gab es einen Zuwachs von 0,5 Prozent. Und das beruht auf der betriebsnahen Arbeit der IG Metall. „Wir wissen, wo den Beschäftigten der Schuh drückt. Wir sind eine Mitmach-Gewerkschaft und gestalten mit Ihnen gemeinsam die Arbeitswelt“, sagt Christiane Benner, Zweite Vorsitzende der IG Metall.

Bei den Angestellten, Ingenieuren und technischen Experten gab es ein Plus von fast zwei Prozent. Zum Jahresende waren insgesamt 318 399 Angestellte Mitglied. Und bei den Neuzugängen war der Zugang von Studierenden besonders beeindruckend: Hier hat sich die Zahl der Mitglieder seit 2005 verdreifacht. Gerade angehende Akademiker haben die Vorteile einer Mitgliedschaft erkannt. Denn die Gewerkschaft greift die für Akademiker wichtigen Themen auf: faire Praktikumsbedingungen, gute Einstiegsgehälter und Karrieremöglichkeiten.

Zuwächse gab es auch bei den Frauen und der Jugend. 42 Prozent der neuen Mitglieder sind junge Beschäftigte unter 27 Jahre. Insgesamt sind jetzt 233 000 junge Menschen bei der IG Metall organisiert. „Damit sind wir nach wie vor die größte politische Jugendorganisation in Deutschland“, stellt Benner fest.

 

 

 


Neue Mitglieder zu werben und gemeinsam mit ihnen die Zukunft der Arbeitswelt gestalten – das ist die Voraussetzung, um handlungs- und durchsetzungsfähig zu bleiben. Benner erwartet jedoch gravierende Umbrüche durch den Einzug von Crowdsourcing in der Arbeitswelt. Dabei werden Aufträge über digitale Plattformen vergeben. Da dieser Wirtschaftsbereich noch nicht reguliert sei, können die Plattformbetreiber die Arbeitsbedingungen nach ihren eigenen Vorstellungen bestimmen, was mit erheblichen Risiken für die Beschäftigten verbunden ist. „Wir akzeptieren nicht, dass auf dem Rücken von Arbeitnehmern Kosten gespart werden sollen und reguläre durch prekäre Beschäftigung ersetzt wird. Wir wollen keine rechtsfreien Räume wie im Silicon Valley“, so die Gewerkschafterin. Sie verweist auf die im Mai 2015 gestartete Informationsplattform www.faircrowdwork.org , auf der sich Crowdworker austauschen und vernetzen können.

Handlungsbedarf sieht die Zweite Vorsitzende der IG Metall auch bei der Bezahlung von Frauen. Noch immer verdienen Frauen im Schnitt 22 Prozent weniger als Männer. Benner begrüßt das geplante Gesetz zur Entgeltgleichheit, weil es Tarifverträge, Betriebsräte und Beschäftigte stärkt. Doch es ist noch mehr Druck nötig. Ausnahmen für kleine und mittlere Unternehmen sollte es nicht geben. „Deshalb fordern wir eine Prüfungspflicht für alle Unternehmen, unabhängig von ihrer Größe“, so Benner.


Solide finanzielle Basis

Bildung spielt eine entscheidende Rolle – auch bei der IG Metall. „Investition in Bildungsarbeit ist Investition in die Zukunft der IG Metall“, sagt Jürgen Kerner, Hauptkassierer der IG Metall. Die Gewerkschaft wird bis 2017 ein Lehrgebäude auf dem Frankfurter Universitätsgelände errichten. Im neugebauten „House of Labour“ sollen Fach- und Nachwuchskräfte aller Branchen studieren und zum Beispiel ihr personalwirtschaftliches und arbeitsrechtliches Wissen erweitern können.

Die IG Metall geht mit einer soliden finanziellen Basis in das Jahr 2016. Rund 533 Millionen Euro betrugen die Beitragseinnahmen in 2015. Das ist ein Plus zu dem guten Ergebnis des Vorjahres von 3,4 Prozent. „Die IG Metall ist finanziell gut aufgestellt und jederzeit handlungsfähig. Jederzeit!“, betont Jürgen Kerner.

Das stabile finanzielle Fundament basiert auf guter Mitgliederarbeit, fairen Tarifergebnissen und einem soliden Controlling. „Die IG Metall ist da, wo die Menschen sind, wo sie leben und arbeiten“, erklärt Jürgen Kerner, Hautkassierer der IG Metall. 2015 hat die IG Metall daher 187 Millionen Euro für die Arbeit in den Betrieben und Regionen ausgegeben und stärkt damit die Arbeit der Vertrauensleute und Betriebsräte, ebenso wie das ehrenamtliche Engagement in unseren 155 Geschäftsstellen.


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