29. November 2011
Da geht was: Ingenieure reden mit im Engineering-Forum bei Airbus
Eine feste Institution
Wie war das? Angestellte und Ingenieure sind „gewerkschaftsscheu“ und interessieren sich wenig für Betriebsratsarbeit? Dass es doch geht, beweist das Engineering-Forum beim Flugzeugbauer Airbus in Hamburg.

„Seit zwei Jahren treffen wir uns regelmäßig einmal im Monat. Die Leute sind motiviert, alle kommen wieder“, verrät Rainer Brodersen stolz. Der Betriebsrat war damals Vertrauensmann und einer der Initiatoren des Engineering-Forums bei Airbus Operations in Hamburg.

Wie es anfing

Fast die Hälfte der Airbus-Belegschaft sind Angstellte und Ingenieure. „Wir wollten die Ingenieure beteiligen und ihnen zeigen, dass die IG Metall auch was für sie ist und nicht nur für gewerbliche Mitarbeiter“, erklärt Betriebsrätin Sophia Jacobsen. Ihr Ziel: Betroffene zu Beteiligten machen. Zu Fünft machten sie sich an die Arbeit. Jeder von ihnen war in seinem Engineering-Bereich Vertrauensmann- oder frau.

Als erstes brachen sie mit der „Stellvertreterpolitik“: Der Betriebsrat sagt, was für die Leute gut ist. DieFünf: Wir wollten, dass man mit uns spricht und nicht über uns. Zusammen mit dem Betriebsrat luden sie zum Auftakt ein. Der Raum umfasste 400 Plätze. Ab 450 mussten sie aus feuerpolizeilichen Gründen Leute rausschicken. Das war das Startsignal. „Wir sagten: Bei einer so großen Beteiligung machen wir das jetzt regelmäßig“, erzählt Sophia.

Ingenieure reden mit: im Engineering-Forum bei Airbus. Foto: Cordula Kropke
Ingenieure reden mit: im Engineering-Forum bei Airbus. Foto: Cordula Kropke

Auf Augenhöhe

Beatrix Fernau ist eine von den rund 80 Ingenieurinnen und Ingenieuren, die immer dabei sind: „Wir kriegen mit was läuft und können uns einbringen.“ Auch ihr Kollege Marc Effenberg findet es gut, mitreden zu können. Für ihn ist das Forum eine „feste Institution“, die eine Plattform bietet für Probleme, die „unter den Nägeln brennen“. Und davon gibt es einige, wie zum Beispiel „Subcontracting“. Diese Fremdvergabe von Arbeitspaketen bedroht die Qualität ihrer Arbeit. Da hat jemand Luft- und Raumfahrt studiert, um hinterher nur zu checken, ob der Lieferant pünktlich liefert statt Flügel zu entwickeln.

Beim nächsten Treffen will der deutsche Engineering-Chef die geplanten Unternehmensstrategien hierzu erklären. Diesen „Kulturwandel“ gibt es seit dem neuen Zukunftstarifvertrag. In ihm finden sich fast 60 Prozent der Forderungen
aus dem Engineering-Forum.

Aber auch sonst sind die Ingenieure emsig: „Früher schauten die Angestellten aus dem Fenster, wenn es IG Metall-Aktionen gab“, sagt Rainer. Heute sind die Fenstergucker Aktive: Beim Warnstreik zum Zukunftstarifvertrag beteiligten sich 200 Engineering-Leute mit 20 IG Metall-Fahnen.

Was ist das Erfolgsrezept? Ganz einfach, meint Rainer: „Hört den Leuten zu und sagt ihnen nicht, was sie machen sollen.“

Interview mit Rainer Brodersen: Ein guter Betriebsrat hört gut zu

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