26. Mai 2014
Weiterbildung für Beschäftigte möglich und attraktiv machen
Mehr Zeit und Geld für Bildung
Ein Leben lang lernen – das ist keine Floskel, sondern eine Notwendigkeit. Wer im Job nicht abgehängt werden will, für den ist Weiterbildung wichtiger denn je. Doch es gibt Hürden. Geld und Zeit – daran mangelt es häufig in der Praxis.

Das duale Ausbildungssystem in Deutschland ist weltweit anerkennt. Doch trotz des Wissen um die Bedeutung und der Notwendigkeit einer qualifizierten Berufsausbildung haben im letzten Jahr 273 000 Jugendliche keinen Ausbildungsplatz gefunden. Wer jedoch zu den Glücklichen gehört und eine Stelle gefunden hat, hat für die Zukunft eine gute Grundlage. Das liegt auch daran, weil Betriebsräte, Jugendvertreter und die Experten der IG Metall an den Ausbildungskonzepten mitwirken und darauf achten, dass die Ausbildungsordnungen und gesetzliche Regelungen eingehalten werden. Gerade bei der Berufsausbildung haben die betrieblichen Arbeitnehmervertreter weitgehende Mitspracherechte.

Doch die Arbeitswelt wandelt sich. Qualifikationen, die in der Ausbildung erworben werden, veralten und sind immer schneller nicht mehr aktuell. Sich weiterbilden ist daher notwendiger denn je. Und das ist auch schon den ganz Jungen klar. In der Beschäftigtenbefragung vom Frühjahr 2013 sagten etwa 70 Prozent der unter 35-Jährigen, dass sie sich für ihre Arbeit weiterbilden müssen.


Recht auf Freistellung

Im Alltag müssen Bildungswillige viele Hürden überwinden. Die eine heißt Zeit. Die meisten Beschäftigten erhalten keine Freistellung für Weiterbildung von ihrem Arbeitgeber. Und wer sich neben dem Job weiterbilden will, braucht Ausdauer, Motivation und Organisationstalent. Zusätzlich zu einem Vollzeitjob wird die Weiterbildung zum Extremsport ― vor allem, wenn die Arbeit ohnehin einen Teil der freien Abende und des Wochenendes in Anspruch nimmt. 47 Prozent der Männer und Frauen in den Betrieben sagten in der IG Metall-Umfrage, der Arbeitsdruck lasse ihnen keine Zeit für Weiterbildung. Und beim betrieblichen Angebot für Weiterbildung sieht es ebenfalls nicht gut aus: Danach gefragt, beklagten 57 Prozent aller Berufstätigen, dass ihr Betrieb ihnen nicht genug Möglichkeiten bietet, sich weiterzubilden.

Die andere große Hürde ist das Geld. Wer sich für eine Fortbildung freistellen lässt, bekommt weniger oder gar kein Geld mehr und muss auch noch zusätzlich die Kosten für die Weiterbildungsmaßnahmen finanzieren. Anders ist es, wenn es um Weiterqualifizierung geht, die betrieblich notwendig ist. Dann greifen in einigen Branchen die Tarifverträge zur Qualifizierung (TVQ) der IG Metall. In solchen Fällen übernimmt die Firma die Kosten. Je nach Art der Weiterbildung muss der Beschäftigte allerdings einen Teil der Zeit einbringen.

In Bayern gilt seit 2012 ein Tarifvertrag über Bildungsteilzeit. Er regelt, dass Beschäftigte zunächst drei Jahre voll arbeiten, in dieser Zeit jedoch nur die Hälfte des Entgelts erhalten. Die andere Hälfte des Entgeltes kommt auf ein Konto. In den darauf folgenden drei Jahren können sich die Arbeitnehmer für eine Weiterbildung freistellen lassen und das auf dem Konto angesparte Geld in Anspruch nehmen.

In Baden Württemberg ist auch der Anspruch auf eine persönliche Weiterbildung geregelt. Wer fünf Jahre im Betrieb ist und studieren will, kann bis zu fünf Jahren ausscheiden und hat anschließend das Recht, wieder eingestellt zu werden. Diese tariflichen Regelungen sind erste Schritte in die richtige Richtung. Doch die IG Metall weiß, dass hier noch Luft nach oben ist. Die Beschäftigten brauchen ausreichend Geld und Zeit für Weiterbildung. Kaum jemand kann es sich leisten, über einen langen Zeitraum hinweg auf das halbe Entgelt zu verzichten, auch wenn er für die Dauer der Maßnahmen freigestellt wird.


Was tun, damit es besser wird

Ziel der IG Metall ist es, allen Menschen unabhängig von sozialem Status und Herkunft lebenslanges Lernen zu ermöglichen. Dafür sind grundlegende bildungspolitische Reformen notwendig. Vor allem geht es darum, Bildung und Weiterbildung deutlich besser zu finanzieren. Dazu müssen auch die Unternehmen einen Beitrag leisten und generationenübergreifendes Lernen sicherstellen.


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