31. Mai 2013
Jugendarbeitslosigkeit in Europa bekämpfen
Symbolpolitik löst nicht das Problem
Die Jugendarbeitslosigkeit in Europa ist ein drängendes Problem. Die Bundesregierung will 5000 spanische Jugendliche in Deutschland ausbilden lassen. Die IG Metall kritisiert den Vorschlag als unzureichende Symbolpolitik und fordert stattdessen ein Europäisches Sofortprogramm gegen ...

... Jugendarbeitslosigkeit.

Derzeit sind über 50 Prozent der Jugendlichen in Spanien und Griechenland arbeitslos und ohne Perspektiven. Sie sind die Leidtragenden der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise. Für den Vorsitzenden der IG Metall, Berthold Huber, ist die hohe Jugendarbeitslosigkeit in Südeuropa ein beispielloser Skandal. Die Perspektivlosigkeit junger Menschen werde die Idee von Europa nachhaltig beschädigen, wenn nicht rasch etwas geschieht, warnte Huber in seiner Eigenschaft als Präsident des Internationalen Gewerkschaftsverbandes IndustriAll Global.

„Es ist überfällig, dass die Regierungen nun endlich die Jugendarbeitslosigkeit in Europa bekämpfen wollen“, erklärte Huber. „Wenn wir diese Generation sich selbst überlassen, verlieren wir Europa.“ Er forderte einen Sondergipfel der Staats- und Regierungschefs zur Jugendarbeitslosigkeit mit dem Ziel, Facharbeit und betriebliche Qualifikation für Europas Jugend zu ermöglichen.

Probleme werden nur verschoben

Es sei überfällig, dass die Regierungen nun endlich die Jugendarbeitslosigkeit in Europa bekämpfen wollen erklärte Huber zum Vorschlag von Bundesarbeitsministerin von der Leyen. Sie will 5000 junge arbeitslose Spanier nach Deutschland holen und ihnen eine Berufsausbildung ermöglichen. Ihr Ministerium will dafür 140 Millionen Euro locker machen, mit denen gezielt ausländische Jugendliche angeworben und finanziell gefördert werden.

Die IG Metall begrüßt grundsätzlich, dass das Problem der hohen Jugendarbeitslosigkeit endlich angegangen wird. Sich dabei auf die Stärken des deutschen dualen Systems in der Berufsausbildung zu besinnen, ist richtig und wichtig. Die arbeitslosen jungen Spanier brauchen berufliche Perspektiven. Innereuropäische Mobilität und freie Ausbildung sind Grundsätze, die von der IG Metall in einem gemeinsamen Europa geteilt werden.

Bisherige Erfahrungen mit der Anwerbung ausländischer Jugendlicher nach Deutschland waren aber keine Erfolgsgeschichte. Bei Projekten im Emsland und Brandenburg hatten die ausgewählten Jugendlichen die Ausbildung entweder nicht angetreten oder abgebrochen. „Die Symbolpolitik, 5000 junge Spanier für eine Ausbildung nach Deutschland zu holen, ist daher kaum geeignet, die schwierige Situation des Arbeitsmarktes in Spanien zu beheben“, heißt es in einer Resolution der IG Metall gemeinsam mit spanischen Gewerkschaften am Mittwoch in Frankfurt. „Mit Arbeitskräfteverlagerungen werden die Probleme nur verschoben, aber nicht gelöst“. Denn häufig sind es gerade qualifizierte Jugendliche, die in ihren Staaten dringend benötigt werden.

Aufbauprogramm für Europa

„Die Belastung der heutigen Jugendarbeitslosigkeit ist morgen nicht vorbei“, erklärte Huber. „Die Länder werden die Folgen noch jahrzehntelang tragen müssen, weil sie eine ganze Generation an Fachkräften verloren haben.“ Die von Abstiegsängsten und Armut Betroffenen seien auch anfällig für extremistisches Gedankengut. Die Politik müsse rasch entgegenwirken, damit Nationalismus und Radikalisierung nicht Raum greifen könne.

Die neoliberale Sparpolitik hat die Krisen in Europa nicht gelöst, die Haushaltskürzungen verschärfen die Rezession.

Huber appellierte daher an die Regierungen und die EU-Kommission, die neoliberale Abrissbirne einzupacken. Er plädierte stattdessen für ein Aufbauprogramm für Europa und Investitionen in Arbeit, Umwelt, Gesundheit und Bildung. Die spanischen Gewerkschaften schlagen ergänzend einen Beschäftigungspakt für das krisengeschüttelte Land und einen sozialen Dialog mit der Wirtschaft vor. Bisher ist die spanische Regierung auf diesen Vorschlag der Gewerkschaften nicht eingegangen.


Gemeinsame Erklärung MCA-UGT, FI-CCOO und IG Metall über die Ausbildung 5000 spanischer Jugendlichen in Deutschland, Frankfurt/Main, 29. Juni 2013 (PDF, 34 KB)


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