Am 12. August 2010 war Internationaler Tag der Jugend und die Medien berichteten vor allem von der aussichtslosen Situation vieler junger Menschen. Wie sieht das in den Betrieben der IG Metall-Branchen aus?
Vor allem in der Metall- und Elektroindustrie oder im Stahlbereich haben wir zum Beispiel mit der tarifvertraglich gesicherten einjährigen Übernahmegarantie die Chancen für Berufsanfänger deutlich verbessern können. Aber das Anwachsen der Leiharbeitszahlen nach der Krise zeigt: Die Zuwächse entstehen vor allem in der prekären Beschäftigung, und davon sind überdurchschnittlich junge Menschen betroffen. In Branchen, in denen wir weniger gut organisiert sind, sind tendenziell auch die Chancen für junge Menschen schlechter.
Die Internationale Arbeitsorganisation prognostiziert für 2010 eine weltweite Arbeitslosenquote der 15- bis 24-Jährigen von 13,1 Prozent. Deutschland liegt aktuell bei rund 11 Prozent. Was kann man dagegen unternehmen?
Es geht vor allem darum, mehr Dauerbeschäftigung zu sichern, denn prekäre Arbeitsformen sind meist nicht nur mies bezahlt, sondern führen sehr rasch in Arbeitslosigkeit. Die Arbeitslosenziffern zeigen ja nur die Spitze des Eisbergs, denn die Zahl junger Leute, die einfach keine Dauerbeschäftigung finden, ist um ein Vielfaches höher. Dass Deutschland ein bißchen besser dasteht als der Rest der Welt, liegt vor allem an einem weltweit ziemlich vorbildlichen Berufsbildungssystem, das das Problem der „zweiten Schwelle“ nach der Ausbildung erheblich verringert. Leider wird auch das im Zuge der Niedriglohnpolitik infrage gestellt – Stichworte: Schmalspurberufe und Mangel an betrieblichen Ausbildungsplätzen.