6. Januar 2012
Niedriglohnsektor drückt die Lebenserwartung
Niedriglöhner sterben früher
Die Deutschen werden immer älter. Aber nicht alle. Geringverdiener haben eine deutlich schlechtere Lebenserwartung – hat die Deutsche Rentenversicherung errechnet. Die IG Metall fordert deshalb faire Jobs und eine faire Bezahlung statt Arbeit um jeden Preis.

Der Arbeitsmarkt hat die letzte Wirtschaftskrise mit Bravour gemeistert. Doch für welchen Preis? Immer weniger Arbeitnehmer arbeiten in sogenannten unbefristeten Normalarbeitsverhältnissen. Dafür weitet sich der Niedriglohnsektor immer weiter aus. Bundesweit arbeiten fast sieben Millionen Menschen in Minijobs. Diese Entwicklung hat dramatische Folgen. Denn nach Berechnungen der Deutschen Rentenversicherung leben Geringverdiener kürzer als noch vor zehn Jahren. So wurden im Jahr 2001 langjährig rentenversicherte Männer noch durchschnittlich 77,5 Jahre alt. Zehn Jahre später ist die Lebenserwartung fast zwei Jahre geringer. In den neuen Bundesländern ist die Entwicklung besonders dramatisch. Dort liegt die Lebenserwartung sogar um 2,6 Jahre niedriger als vor zehn Jahren.

Reformen mit dramatischen Folgen

Es ist nicht nur die Angst vor Arbeitsplatzverlust, die die Menschen unter Druck setzt. Die Gesundheitsreformen führen dazu, dass die medizinische Versorgung immer stärker vom Einkommen abhängt. Wer wenig verdient, kann sich die privaten Zuzahlungen zur gesetzlichen medizinischen Versorgung oft nicht leisten. Auch die Praxisgebühr hält viele Geringverdiener von einem Arztbesuch ab. Zudem haben Niedriglöhner nicht die Mittel für eine gesunde Ernährung und ein gesundes Raumklima. Obendrein sind viele Niedriglöhner in ihrem Arbeitsleben wegen schwerer körperlicher Arbeit erheblichen Gesundheitsrisiken ausgesetzt.

Ordnung auf dem Arbeitsmarkt

Statt Arbeit um jeden Preis, brauchen wir eine nachhaltige Arbeitsmarktpolitik. Denn immer mehr Menschen verdienen so wenig, dass sie von ihrem Job nicht mehr leben können. Zwar liegen die Verdienste der Stammbeschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie noch über dem Bundesdurchschnitt, doch auch hier wird die durchschnittliche Einkommensentwicklung durch prekäre Beschäftigungsverhältnisse nach unten gezogen. Und viele Stammbeschäftigte haben Angst um ihren Job. Denn bei Neueinstellungen bieten die Firmen statt fester Arbeitsverträge immer häufiger nur noch befristete Verträge oder stellen Leiharbeiter ein. Und diese verdienen im Schnitt ein Drittel weniger als die Stammbeschäftigten.

„Reichtum macht nicht glücklich, aber es beruhigt ungemein“ – dieses ironische Sprichwort trifft leider immer noch zu. Nur mit einer offensiven Armutspolitik könnte diese alarmierende Entwicklung verlangsamt werden. Und den Menschen müsste die Existenzangst genommen werden.


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