29. Januar 2015
Energieeffizienz in der Industrie
Vorhandenes Einsparpotenzial besser ausschöpfen
Die Industrie könnte einiges an Kosten und Rohstoffen einsparen und zugleich etwas für Umwelt und Arbeitsplätze tun, wenn sie Energie effizienter einsetzen würde. Die Möglichkeiten müssen besser genutzt werden, denn mehr Energieeffizienz schützt Klima und Umwelt.

Mit dem zweiten Monitoring- Bericht vom April 2014 hat die Bundesregierung bekräftigt, die Energiewende umzusetzen und den Ausstoß an klimaschädlichen Treibhausgasen bis 2020 im Vergleich zu 1990 um 40 Prozent zu verringern, bis 2050 sogar um mindestens 80 Prozent. Sie will den sparsameren Einsatz von Energie neben erneuerbarer Energie zur zweiten Säule der Energiewende machen.

Energieintensität geht zurück

Mit dem Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz wurde im Dezember ein Maßnahmenpaket verabschiedet, das neue Instrumente für die Industrie bereithält. Trotz eines unterstellten Wachstums von 1,4 Prozent wird die Industrie ihren Endenergieverbrauch zwischen 2011 und 2020 voraussichtlich um jährlich 1,1 Prozent verringern. Dabei ist berücksichtigt, dass energieintensive Industrien wie die Stahlbranche nur moderate Einsparungen umsetzen können.

Die Industrie ist für rund 30 Prozent des Endenergieverbrauchs in Deutschland verantwortlich. Davon entfällt zum Beispiel auf den Wirtschaftszweig Metallerzeugung, zu dem Gießereien und Walzwerke gehören, 26 Prozent. Auf Metallerzeugnisse wie Heizkessel, Tanks oder Werkzeuge 4 Prozent. Maschinen- und Anlagen- sowie Fahrzeugbau verbrauchen rund 3 beziehungsweise 5 Prozent. Die Wertschöpfung dieser fünf Industriezweige lag 2011 bei knapp zwei Drittel der gesamten industriellen Wertschöpfung. Unabhängig von branchenspezifischen Unterschieden geht die Energieintensität zurück, das heißt der Energieeinsatz im Verhältnis zur Wertschöpfung.

Maschinen- und Anlagenbau profitieren von Energiewende

Obwohl die Wirtschaft wächst, sinkt der Energieeinsatz also. Nicht nur das: Die Energiewende trägt zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung bei. Langfristig ist nach Einschätzung von Friedrich Seefeldt und Alexander Piégsa vom Prognos-Institut auch von einer steigenden Beschäftigung auszugehen. Gerade die Elektrotechnik sowie der Maschinen- und Anlagenbau dürften zu den Gewinnern der Energiewende gehören.

Die Praxis zeigt, dass professionelle Analysen der Produktionsabläufe immer Einsparpotenziale offenlegen. Sie liegen bei bis zu einem Viertel des Primärenergieeinsatzes. Bei Ventilatoren lassen sich zum Beispiel 27 Prozent einsparen, bei der Raumwärme 22 Prozent. Neue energieeffizientere Technologien wirken erst in eher langfristigen Investitionszyklen. Kurzfristig hohe Einsparungen lassen sich mit intelligent geregelten Bedarfsanpassungen erzielen, die zügig umgesetzt werden können und sich schnell amortisieren.

Energieberatung durch Experten

Um die Ziele der Bundesregierung zu erreichen, müsste sich die bisherige jährliche Einsparung fast verdoppeln. Die Potenziale dafür sind vorhanden. Allerdings tun sich die Unternehmen nicht immer leicht mit Investitionen außerhalb ihrer Kerntätigkeit. Herausforderung an die Politik ist es daher, Energieeffizienz zu fördern und zu fordern. Das versucht die Bundesregierung zum Beispiel mit den über 500 neuen Energieeffizienznetzwerken. Damit unterstützt sie Investitionen auf freiwilliger Basis. Die Unternehmen in den jeweiligen Netzwerken definieren, begleitet von Experten, Effizienzziele, die sie gemeinsam erreichen wollen, und setzen sie um. Die Förderung und Energieberatung für den Mittelstand soll weiterentwickelt werden. Vor allem bei der Nutzung von Abwärme soll er noch besser unterstützt werden.

Die geplanten wettbewerblichen Ausschreibungen von Effizienzinvestitionen und -projekten bieten Firmen außerdem die Chance, sich um attraktive Zuschüsse für komplexe und umfangreiche Effizienzprojekte zu bewerben. Fazit: Die Energiewende fordert von allen gesellschaftlichen Akteuren, auch von der Industrie, mehr Anstrengungen. Gerade in der Industrie sind noch ausreichend rentable Effizienzpotenziale vorhanden.


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