13. Dezember 2012
Kurswechsel hin zu einem ökologischen Umbau der Industrie
Ein ökologisches Wirtschaftswunder schaffen
Die Ausbeutung unserer Erde hat Grenzen. In einer zunehmend globalisierten Welt droht sie unserem Planeten den Garaus zu machen. Bezahlen müssen das die künftigen Generationen. Beim Kongress der IG Metall „Kurswechsel für ein Gutes Leben“ im Dezember 2012 ging es daher auch darum, wie die ...

... Industrie hierzulande ökologischer produzieren kann und was das für die Arbeitsplätze bedeutet.

Ökologie muss kein Jobkiller sein. Im Gegenteil. Die Energiewende erschließt neue Geschäftsfelder, vor allem bei material- und energieeffizienten Technologien und in der Kreislaufwirtschaft, beispielsweise beim Produktrecycling. In diesen Bereichen werden neue Jobs entstehen. Schon jetzt hängen in Europa über 20 Millionen Arbeitsplätze in irgendeiner Weise mit der Umwelt zusammen. Künftig könnte die Anzahl dieser Jobs um ein vielfaches zunehmen. Damit das funktioniert, müssen die Beschäftigten jedoch die erforderlichen Fähigkeiten für die grünen Arbeitsplätze von morgen besitzen. Denn möglich ist es, mit intelligenten Konzepten ein neues „Wirtschaftswunder“ zu organisieren, diesmal ein ökologisches.


Dabei geht es um die Frage: Wie kann ein Produkt so gestaltet werden, dass die einzelnen Bestandteile am Ende in den ökologischen Kreislauf zurückgeführt werden können. Weitere Voraussetzungen sind, dass den Beschäftigten im Produktionsprozess und auch bei der späteren Entsorgung kein Schaden entsteht. Um diesen industriellen Umbau gut hinzubekommen sind nicht nur viele neue Innovationen sondern auch neue Qualifikationen notwendig.

Nicht nur Hightech-Arbeitsplätze

Diese neuen Qualifikationen werden in vielen Berufen und Branchen entlang der Wertschöpfungskette benötigt. Dabei geht es nicht ausschließlich um Hightech-Arbeitsplätze. Zwar benötigt man für die Entwicklung innovativer energiesparender und ressourcenschonender Technologien Wissenschaftler, Forscher und Ingenieure. Doch innovative Lösungen müssen die Unternehmen auch praktisch umsetzen können. Dass das möglich ist, hat sich bereits in der Automobilindustrie gezeigt. Hier engagiert sich die IG Metall gemeinsam mit den Verbänden und der Politik bei der Nationalen Plattform Elektromobilität. Die IG Metall ist hier mit dabei, wenn es darum geht, für die Herstellung von Fahrzeugen mit niedrigem CO2-Ausstoß die Berufsausbildung zu verändern, sowie die Arbeitsinhalte den neuen Anforderungen anzupassen.

Beispielsweise im Offshore-Bereich. Dort sind Anpassungen bei der Arbeit von Windkraftmonteuren notwendig. Denn für Reparatur und Wartung der Windanlagen auf offener See snd spezielle Sicherheitsaspekte notwendig. Diese werden im Rahmen von spezialisierten Fortbildungsgängen vermittelt. Beispiel Elektromobilität. Hier werden zur Zeit die Anforderungen an die Ausbildung von Zweiradmechanikern angepasst. Beispiel KFZ-Produktion. Hier gibt es seit Beginn des neuen Ausbildungsganges 2012 zusätzlich neue Ausbildungsinhalte für den Umgang mit Hochvolttechnologie. In der Solarbranche gibt es bislang noch keinen Änderungsbedarf. Dort passen die Ausbildungsinhalte gut zur Praxis. Doch der IG Metall geht es nicht nur um Ausbildungsinhalte.

Ökologisch vorne, aber frühkapitalistische Arbeitsbedingungen

Viele Beschäftigte haben sich bewusst für einen Arbeitsplatz in den Öko-Branchen entschieden. Sie wollen aktiv sein für die Umwelt und das Klima. Doch dann machen sie die Erfahrung, dass die Arbeitsbedingungen in der Solar- und Windenergiebranche oft alles andere als gut sind. Sie ähneln mitunter eher denen der fernen Vergangenheit des Frühkapitalismus als dem, was Menschen sich unter Zukunftsarbeitsplätzen vorstellen: Schlechte Löhne, lange Arbeitszeiten, Behinderung von Betriebsräten – das ist dort häufig ganz normal. Daher kann man dann verstehen, wenn die Kollegen in den Kernkraftwerken sagen: „Warum sollen wir zu den Erneuerbaren wechseln? Hier haben wir gute Arbeitsbedingungen, dort nicht.“

Arbeitsverlust statt Zukunftsjobs

In der Solarindustrie kommt dann die Angst vor Jobverlust dazu. Inzwischen sind eine Reihe von Firmen insolvent und viele Beschäftigte haben ihre Arbeit verloren. Der deutsche Markt sei für die Solarbranche „abgegrast“. Und auf dem internationalen Markt sorgt China mit niedrigen Produktionskosten für einen ruinösen Wettbewerb, in dem die deutschen Firmen nur verlieren können. „Die Solarbranche ist ein Beispiel dafür, wie Chancen verspielt worden sind“, sagte Detlef Wetzel, der Zweite Vorsitzende der IG Metall. Um aus dieser Entwicklung zu lernen, fordert Wetzel eine Plattform Energiewende, in der Wirtschaft, Arbeitnehmer, Wissenschaftler und Politiker gemeinsam nach Wegen suchen, um die Umstrukturierung im Interesse des Umweltschutzes, der Wirtschaft und der Arbeitnehmer zu gestalten.

Denn trotz alledem lohnt es sich, bei der Energiewende Vorreiter zu sein. Die IG Metall will darum jetzt 1000 Betriebsräte zu Energieexperten ausbilden, um die Energiewende auch in der betrieblichen Praxis voranzutreiben.

Die IG Metall engagiert sich für die Energiewende – nicht nur in den Betrieben, auch auf politischer Ebene. So fordert sie ein wirksames und faires internationales Abkommen zur CO2-Reduzierung. Dass Deutschland andere Staaten von der Richtigkeit der Energiewende überzeugen und eine Vorreiterrolle übernehmen sollte – das ist auch die Ansicht der Fachleute, die am 12.Dezember 2012 die „Globale Energiestudie“ vorgestellt haben. Deren Empfehlung lautet, die deutsche Entwicklungshilfe solle sich umstellen: Statt Staudämmen und Kohlekraftwerken sollte sich Deutschland ganz auf erneuerbare Energien konzentrieren.

Doch es geht nicht nur um die Durchsetzung globaler Klimaziele. Anfangen muss jede Nation im eigenen Land. Daher fordert die IG Metall für Deutschland ein Zukunftsinvestitionsprogramm, bei dem erneuerbare Energien zur Leittechnologie gemacht werden. Dazu gehören unter anderem steuerliche Anreize für die Modernisierung der Energieeffizienz und der Energiesysteme.


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