11. November 2011
Thyssen-Krupp Rasselstein in Neuwied
Arbeitszeitverkürzung zur Beschäftigungssicherung
Im Februar 2013 kündigte Thyssen-Krupp die Schließung der Rasselstein Verwaltungs GmbH in Neuwied zum Ende des Jahres an. Die Arbeitsplätze der 400 Beschäftigten sollten abgebaut werden. Gegen diesen Entschluss wehrten sich vehement die Unternehmens-Betriebsräte – mit Erfolg!

 

„In einem ersten Schritt haben wir die TBS gGmbH Rheinland Pfalz als Berater hinzugezogen, weil wir die wirtschaftliche Begründung der Stillsetzung anzweifelten“, erzählt Betriebsrätin Lana Horstmann. Dann folgte der zweite Schritt – und der war erfolgreich: Nach zahlreichen Aktionen von Betriebsräten und der Belegschaft, nach solidarischen Abordnungen aus dem ganzen Konzern, nach dem Einsatz der IG Metall, sowie weitreichender Unterstützung der Landesregierung von Rheinland-Pfalz und der kommunalen Politik, stimmte Thyssen-Krupp der so genannten „Rasselsteiner Lösung“ zu. Die zum Jahresende 2013 angedachte Stillsetzung konnte verhindert und auf Ende 2015 hinausgezögert werden.

Realisiert wurde die Lösung über einen ausgehandelten Ergänzungstarifvertrag, da bereits eine Konzernbetriebsvereinbarung „Zukunft und Beschäftigung 2020“ existiert, die betriebsbedingte Kündigungen ausschließt. Der Ergänzungstarifvertrag, der den Belegschaften von Thyssen-Krupp Rasselstein und der Rasselstein Verwaltungs GmbH viel Solidarität abverlangt, beinhaltet folgende Regelungen: Durch eine kollektive Arbeitszeitverkürzung und damit verbundenen Entgeltkürzung konnten die Beschäftigten von Neuwied komplett zu Thyssen-Krupp Rasselstein integriert werden. Zum Teil wurden die Arbeitszeiten auf bis zu 30,5 Stunden mit Teilentgeltausgleich reduziert.

„Während des Prozesses fand ein stetiger Austausch beider Betriebsratsgremien und der Belegschaften statt“, sagt Betriebsrat Marc Winter, „dies war wichtig, weil es auch viele kritische Diskussionen auf beiden Rheinseiten gab.“ Letztlich siegte aber die Solidarität beider Belegschaften. „Die Kolleginnen und Kollegen haben Lohneinbußen akzeptiert und so verhindert, dass Teilen der Belegschaft gekündigt wurde.“

Zur Umsetzung der Vereinbarung fanden Qualifizierungen, Umstellungen und Versetzungen statt – eine große Herausforderung für Beschäftigte und Betriebsräte. „Wir Betriebsräte haben große Herausforderungen zu bewältigen, weil bislang niemand Erfahrungen mit Umstrukturierungen und der Integration von Beschäftigten in dieser Größenordnung hatte“, erzählt Lana Horstmann. Nicht alles könne im Vorfeld geplant werden, immer wieder müssten Lösungen im Prozess gefunden werden.

Und heute? Wie ist die Situation heute vor Ort? Nun, erzählt Lana Horstmann, entgegen der ursprünglichen Planung produziert die Beize in Neuwied noch immer, was bedeutet, dass das Neuwieder Werk noch nicht vollständig stillgesetzt ist. Die Integration der dort Beschäftigten Kollegen muss nach Ende der Produktion noch erfolgen. In einigen Bereichen konnte die Verkürzung der Arbeitszeiten bereits wieder zurückgeführt werden. Die vollständige Rückkehr auf die Arbeitszeiten von August 2013 soll spätestens bis 30. September 2017 erfolgen.


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