31. Oktober 2012
Otto Brenner Preis 2012
Journalismus, wie ihn die Demokratie zum Atmen braucht
Unbequeme Fragen aufgreifen und Missstände benennen – so das Merkmal für herausragenden Journalismus. Ihn zeichnet die Otto Brenner Stiftung einmal jährlich aus. In Berlin hat die Stiftung am 30. Oktober 2012 sechs Preise und drei Recherchestipendien vergeben.

Stefan Mappus und kein Ende – so könnte man die Never Ending-Story über den früheren Ministerpräsidenten in Baden Württemberg auf einen Punkt bringen. Dass der umstrittene Aktien-Rückkauf des Energieversorgers EnBW überhaupt an die Öffentlichkeit kam, ist Andreas Müller von der „Stuttgarter Zeitung“ zu verdanken. Dafür wurde der Journalist mit dem 1. Preis für kritischen Journalismus der Otto Brenner Stiftung ausgezeichnet. Müller sorgte mit seinen unermüdlichen Nachfragen dafür, dass die Öffentlichkeit das ganze Ausmaß des Amtsmissbrauchs zum Schaden der Steuerzahler erfuhr, begründete die Jury ihre Entscheidung. Müllers Arbeit, die die Aufarbeitung durch einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss, den Rechnungshof und die Staatsanwaltschaft „maßgeblich vorangetrieben hat“, ist nach Auffassung der Jury beispielhaft für einen kritischen Journalismus „wie ihn die Demokratie zum Atmen braucht“. Honoriert wird der erste Preis mit 10 000 Euro.

Den 2. Preis in Höhe von 5000 Euro erhielt Wilfried Huismann. Er hat bei seinen Dreharbeiten für den Film „Der Pakt mit dem Panda“ für den WDR hinter die Öko-Fassade des WWF geschaut. Mit dem 3. Preis wurden Stefan Koldehoff und Tobias Timm ausgezeichnet. Sie analysierten die Abgründe des von Gier und Skrupellosigkeit getriebenen Kunstmarktes. Der 3. Preis wird mit einem Preisgeld in Höhe von 3000 Euro ausgezeichnet. Gewinner des „Spezial-Preises“ sind Hauke Wendler und Carsten Rau für ihren Film „Wadim“. Der Film erzählt die Geschichte eines jungen aus Lettland stammenden Asylbewerbers, der in den Selbstmord getrieben wird.

 

 

Die Preisträger der Otto Brenner Preise 2012: Stefan Koldehoff (3. Preis), Toralf Staud (Medienprojektpreis), Wilfried Huismann (2. Preis), Anne Lena Mösken (Newcomerpreis), Hauke Wendler („Spezial“-Preis), Tobias Timm (3. Preis), Andreas Müller (1. Preis), Nick Reimer (Medienprojektpreis), Carsten Rau („Spezial“-Preis)

 


Newcomerpreis

Den Newcomerpreis, dotiert mit 2 000 Euro, erhielt Anne Lena Mösken von der „Berliner Zeitung“. Die Autorin schildert in „Ihr Kampf“ die politische Lebensgeschichte einer Frau, die sich von einer jungen Antifaschistin zu einer Rechtsextremistin entwickelt hat. Nach Auffassung der Jury tut sie das „neugierig und mit behutsamer Eindringlichkeit“. Ihr Artikel, so die Jury weiter, „ist auf eine ganz intensive Weise lehrreich – weil er deutlich macht, wie und warum in bestimmten Lebenssituationen junge Menschen abdriften“. Anne Lena Mösken wurde ausgezeichnet, weil ihr Beitrag „kluge Aufklärung mit journalistischen Mitteln“ leistet.


Recherche-Stipendien

In Kooperation mit dem Netzwerk Recherche vergibt die Otto Brenner Stiftung zusätzlich mit jeweils 5000 Euro dotierte Recherche-Stipendien. Die Stipendien sollen den Preisträgern die Möglichkeit geben, frei von ökonomischen Zwängen und mit professioneller Begleitung von erfahrenen „Mentoren“ ihre Themen recherchieren zu können.


Die Otto Brenner Stiftung verlieh 2012 zum achten Mal den „Otto Brenner Preis für kritischen Journalismus“. Prämiert wurden wie in jedem Jahr journalistische Arbeiten, die das Motto der Ausschreibung „Gründliche Recherche statt bestellter Wahrheiten“ herausragend umgesetzt haben. Aus 563 Bewerbungen wählte die Jury am 27. September die Preisträger in fünf Kategorien. Das Preisgeld beträgt in diesem Jahr insgesamt 47 000 Euro. Die Preisverleihung fand am 30. Oktober 2012 in Berlin statt.


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