8. Dezember 2011
ArcelorMittal: Europaweit Proteste gegen Werksschließungen
Es geht um die Zukunft der europäischen Stahlindustrie
Bei einem europäischen Aktionstag mit Kundgebungen, Warnstreiks, Arbeitsniederlegungen und Versammlungen haben tausende Beschäftigte von ArcelorMittal in acht Ländern gegen Werksschließungen, Umstrukturierungspläne und Arbeitsplatzverluste protestiert.

Die Beschäftigten folgten dem Aufruf des Europäischen Metallgewerkschaftsbundes (EMB) zu einem europäischen Aktionstag und machten deutlich, dass sie genug davon haben, für Unternehmensgewinne ausgenutzt zu werden ohne eine Gegenleistung zu erhalten. Sie fordern ArcelorMittal auf, wieder in die europäische Stahlindustrie zu investieren.

Proteste gegen Werksschließungen
In Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien beteiligten sich tausende Beschäftigte an Streiks und Arbeitsniederlegungen. Protestaktionen wie Warnstreiks und Kundgebungen fanden auch in Belgien statt. In Lüttich sollen Hochöfen und das Stahlwerk geschlossen werden und 580 Arbeitsplätze wegfallen. In Luxemburg, wo sich der europäische Hauptsitz von ArcelorMittal befindet, sind bereits zwei Werke, „vorübergehend“, wie die Konzerleitung behauptet, geschlossen worden. Betroffen davon sind 620 Stahlarbeiter.

Es gehe um Zukunft durch Innovationen und die Entwicklung von Know-how für die Stahlproduktion von morgen, wird in einem Aufruf des Europäischen Metallgewerkschaftsbundes formuliert. Die Politik müsse für den Erhalt und die Entwicklung von Kompetenzen und hochwertigen Arbeitsplätzen auf nationaler und europäischer Ebene Vereinbarungen treffen. Die Arbeitnehmervertreter haben bereits umfassende Vorschläge gemacht, mit welchen Strategien die europäischen Standorte erhalten werden können.

Unverantwortliche Rationalisierungsstrategie
Nach Angaben von Bart Samyn, Generalsekretär des Europäischen Metallgewerkschaftsbundes (EMB), beteiligten sich mehr als 25 000 Beschäftigte an den europaweiten Protestaktionen und verursachten damit einen Produktionsausfall von 10 bis 20 Prozent. Wenn ArcelorMittal weiterhin seine unverantwortliche Rationalisierungsstrategie verfolge, werde das früher oder später das Aus für die europäische Stahlproduktion bedeuten, warnte Samyn auf einer Pressekonferenz in London. Die Unternehmensführung habe sich ganz den kurzfristigen Gewinnen verschrieben, anstatt in längerfristige Strategien zu investieren. Sie agiere weniger wie ein Stahlproduzent als wie eine Investmentbank. Mitte Januar werde es ein Treffen mit Vertretern des Managements geben, über weitere Aktionen, auch neuerliche Streiks, wurden die Gewerkschaften in Anschluss entscheiden.

ArcelorMittal ist mit seinem Weltmarktanteil von 6 bis 7 Prozent der größte Stahlkonzern der Welt und hat die Zahl der Beschäftigten von 316.000 Ende 2008 auf 265.000 Ende September 2011 reduziert. Seit 2007 sind eine Reihe von Hochöfen und Stahlwerken geschlossen worden, zugleich aber wurden Stahlunternehmen vor allem in Brasilien, Russland, Indien und China, aber auch in Kanada und den USA übernommen.


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