21. Juni 2012
Ohne Ausländer würde viel fehlen: Standpunkt von Pitt von Beb...
Nicht nur die Bundesliga-Samstage wären langweilig
Zwischen 30 und 40 Millionen Deutsche empfinden ausländische Menschen als Störung im eigenen Land. Sie meinen, Ausländer nehmen ihnen die Arbeitsplätze weg und wirtschaftlich wäre ohnehin alles besser ohne sie. Aber stimmt das? Fakt ist: Deutschland ohne diese sieben Millionen Menschen wäre ein ...

... Land, das nicht nur entvölkert wäre, sondern wirtschaftlich schnell am Boden läge.

Mehr als sieben Millionen Ausländer haben in diesem Artikel Deutschland verlassen. Eines steht fest: Unser Land ist nicht wiederzuerkennen. Es ist ein provozierendes Szenario, das wir, Matthias Thieme und ich, in unserem Buch „Deutschland ohne Ausländer“ anhand von Zahlen, Fakten und zahlreichen Experten-Interviews beschreiben.

Schon lange hier

3,371 Millionen Ausländer in Deutschland sind erwerbstätig. Ihre Arbeitskraft in der Industrie und am Bau, in Gaststätten und Banken ginge mit einem Schlag verloren. Das ist fast ein Zehntel der knapp 39 Millionen Menschen, die in der Bundesrepublik einer regulären Beschäftigung nachgehen, die Steuern und Abgaben zahlen.

Millionen Bürger ohne deutschen Pass leben schon sehr lange hier, mehr als zwei Drittel aller Ausländer wohnen seit mindestens zehn Jahren hier. Eine große Zahl von Ausländerinnen und Ausländern ist mit Deutschen verheiratet, viele haben Kinder mit deutschem Pass. Ein Deutschland ohne Ausländer wäre ein Land, das Liebende trennen und Familien auseinanderreißen würde.

Kein Fachkräftenachwuchs

Vor 20 Jahren berechnete die Stadt Düsseldorf für die eigene Kommune, welche Effekte es hätte, wenn die Ausländer von einem Tag auf den anderen fehlen würden. Ihr Fazit lautete: „Die Konsequenzen wären zusätzliche harte wirtschaftliche Nachteile und Einschränkungen der sozialen Infrastruktur und damit eine erhebliche Minderung der Lebensqualität und Attraktivität der Landeshauptstadt. In einigen Bereichen ginge in dieser Stadt buchstäblich das Licht aus.“ In Düsseldorf ging es damals theoretisch um den Verlust von „nur“ 79 685 Ausländern.

In unserem Szenario ist vom Hundertfachen die Rede. Doch inhaltlich kommen wir in unserem Szenario „Deutschland ohne Ausländer“ zu einem vergleichbaren Ergebnis für die gesamte Republik. „Zunächst einmal würden wir eine dramatische Arbeitskräfteknappheit in bestimmten Branchen haben“, fasst Professor Gerhard Bosch zusammen. Er leitet das Institut Arbeit und Qualifikation der Uni Duisburg-Essen und ist einer der Fachleute, die wir für unser Buch befragt haben.

Pflege-Emigration

„Allein in der Gastronomie arbeiten 169 000 Ausländer. Dieser Sektor würde ohne sie zusammenbrechen. Gleiches gilt für den Pflegebereich und Teile der Landwirtschaft. Auch das Handwerk beschäftigt relativ viele Arbeitnehmer ohne deutschen Pass und setzt bei den Auszubildenden in hohem Maße auf Ausländer. Das bedeutet: Wenn hier die Ausländer verschwinden würden, hätten wir massive Probleme, für die handwerklichen Berufe Nachwuchs zu finden.“ Ebenfalls nicht mehr angeboten werden könnten bestimmte Dienstleistungen, sagt Professor Bosch: „Das wäre eine dramatische Verschlechterung der Lebensqualität in Deutschland.“

Die Auswirkungen für die verbleibenden Deutschen wären drastisch. Zum Beispiel für pflegebedürftige Alte. „Würden die Ausländer das Land verlassen, bliebe vielen alten Menschen nichts anderes übrig, als den Ausländern hinterherzuziehen und sich in einem anderen Land pflegen zu lassen“, sagt Professor Bosch – und bezeichnet das als eine „kleine Pflege-Emigration“.

Deutsche Autos

Ausländer spielen auch bei der Herstellung deutscher Autos eine wichtige Rolle.
2011 hatten in der deutschen Automobilindustrie 84 000 von den 792 000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten einen ausländischen Pass. Das entspricht einem Anteil von 10,6 Prozent. Wer bei Migranten in der Automobilindustrie nur an ausländische Arbeiter in den Montagehallen denkt, liegt falsch. Längst werden viele hoch qualifizierte Tätigkeiten von Ausländern erbracht. Etwa beim Automobildesign. Dort gibt es eine regelrechte Tradition von Kreativen aus dem Ausland.

Bundesliga

Vieles würde fehlen in einem Deutschland ohne Ausländer. Und auch die „schönste Nebensache der Welt“ würde leiden, der Fußball. Denn einer Bundesliga ohne Ausländer würden nicht nur Arjen Robben und Franck Ribery fehlen, wie uns der frühere Präsident des Deutschen Fußball-Bundes, Theo Zwanziger sagt. Fast die Hälfte aller Bundesliga-Fußballer sind keine Deutschen. Die Bundesliga-Samstage – sie wären längst nicht mehr so attraktiv in einem „Deutschland ohne Ausländer“.

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