10. April 2014
Demokratie: Reichtum an Sprachen, Kulturen, Traditionen, Reli...
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„Die Demokratie ist ein Betriebssystem, bei dem alle, die in einem Land wohnen, etwas zu sagen haben: Jeder hat eine Stimme, keiner ist mehr wert als der andere, alle sollen mitbestimmen, was zu geschehen hat.“ Mit diesen Worten warb der Journalist Heribert Prantl auf der Migrationskonferenz ...

... der IG Metall für eine Willkommenskultur und das Wahlrecht für alle.

Auf der IG Metall-Migrationskonferenz in Sprockhövel plädierte Heribert Prantl von der „Süddeutschen Zeitung“ für ein Deutschland und ein Europa, das geprägt ist vom Reichtum der Sprachen, der Kulturen, der Traditionen und der Religionen.

Auf Dauer könne kein Staat es hinnehmen, dass ein zahlenmäßig bedeutender Teil der Bevölkerung über Generationen hinweg außerhalb der staatlichen Gemeinschaft bleibe. Die doppelte Staatsbürgerschaft ist für Prantl daher eine gute und kluge Sache in einer Einwanderungsgesellschaft. Zumal man anerkennen müsse, dass die türkischen Arbeiter das Wirtschaftswunder mitgestaltet hätten.

„Die jungen Deutsch-Türken, die in Deutschland Deutsche sind, sollen Deutsche bleiben dürfen – ohne Wenn und Aber, ohne bürokratisches Brimborium, ohne Optionspflichten, ohne bürokratische Nachweise, wo sie gewohnt und wie lange sie mit welchem Abschluss in die Schule gegangen sind“, argumentierte Prantl unmissverständlich. Aber auch den seit Jahrzehnten in Deutschland lebenden Eltern müsse die doppelte Staatsbürgerschaft angeboten werden.

Bürger wollen ein soziales Europa

In Sprockhövel nannte Prantl die Europawahlen ein Weltwunder. Das Europa-Parlament sei die weltweit einzige direkt gewählte Institution. Doch in dem Maß, in dem das Parlament an Einfluss gewonnen habe, habe es seine Basis verloren. Die Europawahl dürfe nicht zur Wahl ohne Wähler werden.

Der Journalist befürchtet, dass nationalistische Interessen im Europaparlament Raum gewinnen könnten, wenn europakritische und europafeindliche sowie radikal ausländerfeindliche Parteien ins Parlament gewählt würden. Dadurch könne Europa zurückfallen in eine ungute Vergangenheit der Viel- und Kleinstaaterei.

Die meisten Menschen wollten Europa. Sie wollen es nur anders: „Wie eine andere, eine bürgernahe EU aussehen könnte, das müsste das Thema des Europa-Wahlkampfs sein. Europa braucht nicht nur Verträge und Rettungsschirme, es braucht das Vertrauen seiner Bürgerinnen und Bürger; dieses Vertrauen entsteht nur dann, wenn Europa sozialer wird als bisher, wenn es nicht nur Schutzgemeinschaft für die Finanzindustrie ist, sondern auch Schutzgemeinschaft für die Bürgerinnen und Bürger wird.“

Willkommenskultur gehört zur moderen Demokratie

Dabei habe Europa viel zu bieten. Nie hätten sich die Menschen dieses Kontinents so frei bewegen können wie heute. Nie habe es so wenig Schranken, Grenzen, Hemmnisse gegeben. Europa, die europäische Idee, die Europäisierung Deutschlands, sei ein Teil der deutschen Willkommenskultur.

„Wir haben so viele verschiedene Kulturen auf heimatlichem Boden. Dieser Reichtum darf nicht nivelliert werden; er muss das vereinte Europa prägen“, zitierte Prantl den Wiener Kardinal Franz König. Der Reichtum der Sprachen, der Kulturen, der Traditionen und der Religionen müsse aufgenommen werden in Deutschland und in die Europäische Union. Für Prantl ist das „Willkommenskultur und moderne Demokratie.“

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