24. August 2012
Fachkräftesicherung: Arbeitswelt frauenfreundlich gestalten
Frauen sichern die Basis von morgen
Der demografische Wandel wird die Arbeitswelt ordentlich durcheinander wirbeln. Die Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften steigt, schon klagen manche Firmen über fehlende Fachkräfte. Doch statt Klagen sind Taten angesagt. Gut qualifizierte Frauen könnten den Unternehmen aus der Klemme ...

... helfen. Flexible Arbeitszeiten und eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind jetzt notwendig.

Manche Firmen stellten noch vor einiger Zeit Frauen allenfalls als Sekretärin ein. Heute werben die gleichen Unternehmen bei jungen Frauen mit einer Ausbildung in mathematischen, ingenieur-, naturwissenschaftlichen oder technischen Berufen. Diese Firmen haben die Zeichen der Zeit erkannt. Sie wissen: Frauen können viel zur Fachkräftesicherung beitragen. Doch nicht alle Unternehmen handeln auch danach. Um junge Frauen als Fachkräfte zu gewinnen ist in machen Unternehmen gar ein Kulturwandel notwendig. Die Firmen müssen sich eispielweise grundsätzlich auf die Bedürfnisse junger Familien einstellen. Wir brauchen gute familienpolitische Rahmenbedingungen in Deutschland. Denn junge Frauen und junge Männer wollen beides: Karriere und Familie. Dazu sind flexiblere Arbeitszeitmodelle, eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf und der Abbau steuerrechtlicher Benachteiligungen wichtig.

Arbeitszeiten flexibler gestalten

Knapp 35 Prozent aller Erwerbstätigen arbeiten in Teilzeit. Als Gründe dafür, werden meist Kinderbetreuung, Pflegeaufgaben oder ein Ehrenamt angeführt. Doch wieder zurück auf einen Vollzeitjob – das schaffen Teilzeitkräfte anschließend nur selten. Bislang funktioniert die Veränderung der Arbeitszeit nur in eine Richtung – nach unten. Deshalb müssen Arbeitszeiten flexibler gestaltet werden. Auch starre Anfangs- und Endarbeitszeiten müssen variabel geregelt werden können. Und ein Wechsel von Teilzeit in Vollzeit muss einfacher werden.

Acht von zehn Teilzeitkräften sind weiblich. Für viele von ihnen ist der Teilzeitjob nur eine Notlösung. Das belegt eine Auswertung des Statistischen Bundesamtes. Sie arbeiten nur deshalb Teilzeit, weil sie keinen Vollzeitjob gefunden haben. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes waren dies 2009 schon 29 Prozent aller Teilzeitbeschäftigter. Im Vergleich zu 1998 hat sich dieser Anteil deutlich erhöht. Zudem werden qualifizierte Jobs häufig gar nicht in Teilzeit angeboten. Das führt dazu, dass viele Frauen unterhalb ihrer Qualifikation arbeiten.

Gute familienpolitischen Rahmenbedingungen fehlen

Nach wie vor mangelt es an qualifizierten Ganztagsbetreuungseinrichtungen für Kinder. Ab 2013 gibt es einen Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz für alle Kinder über einem Jahr, bis dahin werden nur 20 Prozent der unter Dreijährigen außerhalb der Familie betreut. Zudem ist es kontraproduktiv, dass ab 2013 Eltern ein Betreuungsgeld bekommen sollen, wenn sie ihre Kinder zu Hause betreuen.


Um Frauen gute Jobs zu bieten und gleiche Entwicklungsmöglichkeiten für beide Geschlechter zu schaffen, muss die Politik handeln. Für verheiratete Mütter rechnet sich die Erwerbstätigkeit gerade aus steuerrechtlichen Gründen oft nicht. Dafür sorgen die Vorschriften über die Lohnsteuerklassen III und V, das Ehegattensplitting und die eingeschränkte Absetzbarkeit erwerbsbedingter Kinderbetreuungskosten.

Besser geht es, wenn die Unternehmen
- schnellere und einfachere Wechselmöglichkeiten von Teilzeit auf Vollzeit schaffen
- Arbeitszeiten familienfreundlich gestalten
- Betriebskindergärten einrichten
- Mädchen für die Ausbildung in naturwissenschaftliche Berufe gewinnen


Die Politik sollte die öffentlichen und sozialen Dienstleistungen ausbauen. Dazu gehören Kinderbetreuungsplätze, Ganztagsschulen und Angebote zur Pflege von Angehörigen.


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