19. Juni 2015
Am 20. Juni ist Weltflüchtlingstag
Wir für mehr Menschlichkeit
Weltweit sind weit über 50 Millionen Menschen auf der Flucht. Rechtsextreme und Rechtspopulisten instrumentalisieren die Flüchtlingskrise für ihre Zwecke. Die Folge sind gewalttätige Übergriffen auf Flüchtlinge und deren Unterkünfte. Doch viele IG Metaller engagieren sich für die Rettung und ...

... Aufnahme von Flüchtlingen und gegen die Mobilisierung von rechts.

Die Zahlen sind deutlich: Bereits im Jahr 2013 waren nach Angaben des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen, António Guterres, weltweit 51,2 Millionen Menschen auf der Flucht vor Krieg, Vertreibung, politischer Verfolgung. Angesichts von 21 Kriegen und 424 Krisenherden weltweit stellen wir fest: Die Welt ist aus den Fugen, und wir müssen davon ausgehen, dass die Flüchtlingszahlen weiter steigen. Am 20. Juni ist Weltflüchtlingstag. Dann wird Guterres wohl leider neue Rekordzahlen verkünden.

Kein legaler Weg nach Europa

Für Europa und Deutschland bedeutet das, dass die Zahl der Menschen anwächst, die hier Hilfe und Asyl suchen. Doch es gibt keinen legalen Weg auf unseren Kontinent. So kommt es, dass sich die Menschen Schleppern anvertrauen, die sie auf den gefährlichen Weg über das Mittelmeer bringen sollen. Das Ergebnis: Vor unseren Augen spielt sich eine Katastrophe ab, bei der dieses Jahr bereits tausende Flüchtlinge ertrunken sind. Für 2015 rechnet man dort mit bis zu 30 000 Toten.

Die Bilder der Ertrunkenen und die Tatenlosigkeit der Europäer machen sich jedoch schlecht für das Image der westlichen Wertegemeinschaft, zumal die Europäische Union vor kurzem erst das Seenotrettungsprogramm MARE NOSTRUM eingestellt hat. Deshalb beginnen nun die europäischen Regierungen widerwillig darüber nachzudenken, wer wieviel Flüchtlinge aufnehmen könnte. Das Geschacher um Aufnahmequoten ist im vollen Gange.

Die wenigsten Flüchtlinge kommen zu uns

Schätzungen zufolge werden im Jahr 2015 etwa 400 000 Menschen hierzulande einen Asylantrag stellen. Damit liegt Deutschland jedoch nur im Mittelfeld. Im Verhältnis zur Bevölkerungszahl nehmen Schweden, Malta, Österreich und Dänemark mehr Menschen auf. Dabei ist Europa nicht einmal das Hauptziel der Flüchtlingsströme. Die meisten von ihnen bleiben in den jeweiligen Nachbarländern. So hat das kleine Land Libanon gerade mal 5,9 Millionen Einwohner und beherbergt 1,1 Millionen Kriegsflüchtlinge. Der Libanon war selbst lange Zeit ein Bürgerkriegsland und hat die Folgen bis heute nicht ganz verdaut. Das größte Aufnahmeland ist jedoch die Türkei mit 2 Millionen gefolgt von Pakistan mit 1,6 Millionen Flüchtlingen.

Doch schon formieren sich rechte und populistische Gruppierungen in den Ländern Europas. Sie polemisieren gegen Migranten und Flüchtlinge unter dem Vorwand das „Abendland“ vor der Islamisierung schützen zu wollen. Die Hetze wirkt, das zeigt die wachsende Zahl von ausländerfeindlichen Übergriffen und Aktionen. Die Stimmung in der deutschen Bevölkerung ist indes zwiegespalten. Zwar befürwortet eine große Mehrheit legale Fluchtwege zu eröffnen, aber eine ebenso große Mehrheit lehnt Flüchtlingsunterkünfte in der Nachbarschaft ab.



Immer mehr Menschen helfen

Aber die Bereitschaft zu helfen ist gewachsen, das zeigt zumindest eine Studie des Berliner Instituts Integrations- und Migrationsforschung der Humboldt-Universität Berlin. Immer mehr Menschen engagieren sich in Vereinen, die in der ehrenamtlichen Flüchtlingsarbeit aktiv sind. Manche bieten Deutschunterricht, begleiten Flüchtlinge zu Ämtern, helfen mit Begegnungen und Sammlungen. Auch IG Metaller helfen. Bei VW in Wolfsburg sammelten sie Fahrräder und der Siemens-Betriebsrat setzte durch, dass Flüchtlinge in leere Bürogebäude untergebracht wurden. Die IG Metall Salzgitter-Peine hat eine Spendensammlung ins Leben gerufen, um die Arbeit der Caritas vor Ort zu unterstützen.

Diese Hilfe ist gut und richtig, doch sie lindert teilweise nur Symptome. Was Flüchtlinge nämlich brauchen, sind Arbeitsplätze und Sicherheit. Deshalb hat der DGB-Bundeskongress 2014 gefordert, dass Sprach- und Orientierungskurse für Flüchtlinge ausgebaut werden und sie sich schneller um Arbeit bemühen dürfen. Außerdem sollte jungen Asylsuchenden während einer Berufsausbildung ein sicherer Aufenthalt garantiert werden.

Das könnte den Flüchtlingen neue Hoffnung geben. Denn wie António Guterres sagt, „wir dürfen nicht vergessen, dass diese Menschen Mütter und Väter, Töchter und Söhne sind, Menschen wie Du und ich – bevor der Krieg sie zur Flucht gezwungen hat. Am Weltflüchtlingstag sollten sich alle daran erinnern, was uns verbindet: unsere gemeinsame Menschlichkeit“.


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