13. März 2015
Jugendbildungsreferentin Mareike S. ist die Respektperson im ...
Ehrenamt ist, wenn das Engagement von Herzen kommt
Mareike S. hat zu Hause gelernt zu argumentieren. Erst musste sie darum kämpfen, als Konstruktionsmechanikerin eingestellt zu werden. Dann engagierte sie sich ehrenamtlich als Jugendbildungsreferentin bei der IG Metall. Ihr Schwerpunkt: die antirassistische Bildungsarbeit.

Mareike S. hat zu Hause gelernt zu argumentieren. Es hieß immer: „Du musst selbst dafür eintreten, wenn du etwas willst.“ Und sie wollte unbedingt die Ausbildung zur Konstruktionsmechanikerin machen. Deswegen zog sie weg aus ihrem Heimatdorf nach Bremen, um bei ArcelorMittal als erste Frau in diesem Beruf ausgebildet zu werden. Und sie wollte noch mehr – sich ehrenamtlich als Jugendbildungsreferentin bei der IG Metall einsetzen. Etwas bewegen.

Wissen vermitteln und Ängste abbauen

Als sie im Vorstellungsgespräch saß, musste sie darum kämpfen, als Konstruktionsmechanikerin eingestellt zu werden. Sie war der festen Überzeugung, dass Sie die Richtige für den Job ist und stand dafür ein. Das macht Mareike S. auch, wenn sie andere Positionen vertritt. Für die IG Metall ist sie seit 2012 ehrenamtliche Jugendbildungsreferentin und konzentriert sich auf ihr Steckenpferd: die antirassistische Bildungsarbeit. Sie befasst sich mit den Strukturen hinter Phänomenen wie „Pegida“ und findet den soziologischen Aspekt spannend, also die Frage, warum der Mensch so denkt und handelt. Ihrer Meinung nach, ist soziale Gerechtigkeit ausschlaggebend, damit sich Menschen gleichbehandeln. „Wir leben in einer globalen Welt, wir haben eine globale Wirtschaft und massenweise Migrationsbewegungen – gleichzeitig steigt die Existenzangst und die Angst vor Kontrollverlust.“ Mareike S. ist eine von den jungen, mutigen Frauen, die das wissen und sagt: „Habt keine Angst, werdet offener und emphatischer für eure Mitmenschen.“ Sie stellte aber auch fest, dass „das Umdenken nicht mit einem Fingerschnipsen funktioniert.“ Deswegen will sie Wissen vermitteln und Vorurteile abbauen. „Das gelingt“, sagt sie, „wenn Menschen begreifen, dass die Unterschiede gar nicht so groß sind, dass jeder Existenzängste hat und jeder nur glücklich werden möchte.“



Sich der eigenen Position bewusst werden

In der Gewerkschaftsarbeit geht es auch darum, mehr soziale Gerechtigkeit zu wagen. Es geht darum, ein besseres Verhältnis und Bewusstsein unter den Arbeitnehmern zu schaffen. „Zu verstehen, was wir tun können, wie mündig wir sind und was wir alles in der Gesellschaft und im Betrieb bewirken können“, ist Mareike S. wichtig. Und das kann man nicht im Frontalunterricht lernen. Stattdessen soll in den Jugendseminaren ein Dialog entstehen. Mareike S. leitet an, wie man eigenständig oder in der Gruppe komplexe Themen erarbeitet. Sie erklärt Wirtschaftspolitik und bricht das auf den Arbeitsplatz runter oder schafft ein Grundverständnis von der eigenen Position im Betrieb. „Wenn Leute dann beginnen sich selbst zu reflektieren und begreifen, wie Dinge zusammenhängen, ist das viel wichtiger, nachhaltiger und genau der Effekt, den man braucht, um ein eigenständiger, kritischer Mensch zu werden – und Kritik an Verhältnissen ist auch der Kern von gewerkschaftlicher Bildungsarbeit“, sagt sie.

„Man kann nicht alles alleine machen, aber wenn es was zu tun gibt, bin ich da.“

Von ihrem privaten Umfeld erhält Mareike S. viel Rückhalt. „Meine Freunde finden es cool, dass ich Aufklärungsarbeit leiste.“ Dabei schätzt sie besonders was zurückkommt. Diese Aha-Momente, wenn andere Menschen Erkenntnisse haben. Mareikes Ehrenamt lebt von der Gemeinschaft, dass sich die Referenten treffen, untereinander austauschen, sich gemeinsam weiterbilden und natürlich auch Freundschaften daraus entstehen. „Die sozialen Kontakte sind mit Sicherheit die größten Faktoren. Gemeinsam macht es Spaß und wenn das Engagement von Herzen kommt, dann funktioniert’s auch.“

Text: Hendrikje Borschke


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Ich wusste immer, ich muss selbst dafür eintreten, wenn ich etwas fordere oder kritisiere! (PDF, 3486 KB)


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