29. Oktober 2012
Die Christlich-Sozialen in der IG Metall
Einfluss der Parteien ist gering
CDU-Mitglieder in der IG Metall? Ja, die gibt es. Und das ist auch gut so, denn die IG Metall versteht sich als Einheitsgewerkschaft, die sich um alle kümmert, sagen die Vorsitzenden der „Arbeitsgemeinschaft christlich-demokratischer Kolleginnen und Kollegen der IG Metall“.

Ihr beiden seid die Vorsitzenden der „Arbeitsgemeinschaft christlich-demokratischer Kolleginnen und Kollegen der IG Metall“ – das klingt ein bisschen verstaubt. Würde man Euch nicht besser den „Schwarzen Block“ nennen?
Georg Keppeler (lacht): Schwarzer Block ist ja wohl missverständlich, aber dass ich Mitglied derCDU bin und auch CDU wähle, dazu stehe ich.

Gerhard Gertsen: Wir werden oft als die „Schwarzen“ bezeichnet. Stimmt. Wir verstehen uns aber nicht als Repräsentanten der Union in der IG Metall, sondern als Vertreter derjenigen IG Metall- Mitglieder, die sich der christlichsozialen Bewegung zurechnen. Dazu gehören nicht nur CDU/CSU-Mitglieder, sondern auch Kolleginnen und Kollegen, die ausschließlich in der CDA/CSA oder in christlichen Sozialverbänden organisiert sind und sich der Union verbunden fühlen.

Was genau macht denn die Arbeitsgemeinschaft?
Keppeler:
Grundlage für unser Handeln in der Einheitsgewerkschaft ist die christliche Gesellschaftsethik. Es geht darum, den Menschen immer wieder in den Mittelpunkt zu stellen.

„Einheitsgewerkschaft“? Was versteht man darunter? Gertsen:
Stark und auch durchsetzungsfähig sind wir nur gemeinsam: Deshalb steht ja auch im Grundsatzprogramm des DGB: „ Der Zusammenschluss vor allem der freiheitlich-sozialistischen und der christlich-sozialen Richtungen der Gewerkschaften in der Einheitsgewerkschaft, auf der Basis gleicher Interessen, gemeinsamer Grundwerte und gegenseitiger Toleranz, war und ist die Voraussetzung für Durchsetzungsvermögen und Gestaltungskraft. “Und dafür steht auch unsere Arbeitsgemeinschaft.

Wie viele CDU-Mitglieder gibt es in der IG Metall?
Gertsen:
Wir wissen, dass bei Wahlen rund 25 Prozent der IG Metall-Mitglieder die Union wählen. Sie müssen eingebunden werden. Ob sie alle Mitglied der CDU oder der CSU sind, können wir nicht sagen.

Wofür stehen die Christlich- Sozialen in der IG Metall?
Keppeler:
Wir wollen die Vielfalt und die Einheit innerhalb der Gewerkschaft erhalten und wir stehen natürlich für Mitbestimmung und Tarifautonomie.
Gertsen: Wir bekennen uns damit klar zur Sozialpartnerschaft, wie es die christliche Gesellschaftsethik aufzeigt.

Wie äußert sich das?
Keppeler:
Das machte ja schon Papst Leo XIII. 1891 in seinem sozialen Rundschreiben klar: „So wenig das Kapital ohne die Arbeit, so wenig kann die Arbeit ohne das Kapital bestehen.“
Gertsen: Die Sozialpartnerschaft ist Grundlage für den sozialen Ausgleich. Sie beinhaltet Konsens und Konflikt. Aberwir können natürlich auch anders. Sind Konflikte nicht im Konsens zu lösen, dann wählen auch wir den Arbeitskampf als Weg.
Keppeler: Ich nenne das „werteorientierten Pragmatismus“.

Den was?
Keppeler:
Den Begriff „werteorientierter Pragmatismus “ hat Berthold Huber geprägt. Dahinter steckt die Idee, dass wir Mehrheiten schaffen und Lösungen finden müssen, die unseren Idealen möglichst nahe kommen.

Habt Ihr Einfluss auf die Union?
Keppeler:
Der Einfluss der Parteien auf die Gewerkschaften ist gering. Und auch der Einfluss der Gewerkschaften auf die Parteien. Die Agenda 2010 hatte auch etwas Positives: Sie hat das Band zerrissen und das ist auch gut so.Denn: Die IG Metall ist parteipolitisch neutraler geworden.
Gertsen: Wir als Gewerkschafter bringen die Sichtweise der Arbeitnehmer in unsere politischen Gremien ein. Vielen Politikern ist dies fremd. Ich tue das als CDU-Fraktionsvorsitzender bei uns in Emmerich darum ganz bewusst. Ich möchte Politik für Arbeitnehmer machen.


Für welche Haltung steht Ihr?
Gertsen:
Bei der CDU hieß es mal: „Sozial ist, was Arbeit schafft“. Wir fordern als Gewerkschafter und Christlich-Soziale aber gute Arbeit, Chancengleichheit, gerechte Entlohnung, Abbau der prekären Beschäftigungsverhältnisse, einen Mindestlohn, von dem man leben kann, und soziale Sicherungssysteme, die ihren Namen auch verdienen.

Es heißt also richtig: „Sozial ist, was gute Arbeit schafft.“
Keppeler:
Wir sehen uns als Gestalter, ganz pragmatisch.

Eure Forderung?
Gertsen:
Für die Christlich-Sozialen muss der Zugang zu allen Funktionen der IG Metall offen sein, ob im Vertrauenskörper, als Betriebsratsmitglied, als Mitglied in den Bezirkskommissionen, im Beirat oder im Vorstand der IG Metall. Wir wollen gleichberechtigt Funktionen im Sinne unserer Einheitsgewerkschaft wahrnehmen. Auch eine angemessene Vertretung durch christlich-soziale Hauptamtliche auf allen Ebenen muss ermöglicht und bewusst gefördert werden.


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