Offensive Handwerk: Pro-Aktive Betriebspolitik
Das kleine Einmaleins der Buchführung

Die Offensive Handwerk unterstützt die Betriebsräte dabei, eine aktive Rolle in ihren jeweiligen Betrieben zu übernehmen. Ziel der Beratung: Bei Entgeltfragen, Innovationsprozessen, Investitionen und Arbeitszeitmodellen entscheidend mitreden zu können. Betriebsräte berichten aus der Praxis.

12. November 201312. 11. 2013


Die Offensive Handwerk, die die IG Metall dieses Jahr gestartet hat, ist bei den Betrieben gut angekommen. Das ist die breite Einschätzung der Teilnehmer der Bundeshandwerkskonferenz der IG Metall Anfang November in Frankfurt. Die drei wesentlichen Schwerpunkte der Offensive sind erfolgreiche Gewerkschaftsarbeit in den Unternehmensgruppen des Handwerks, Pro-Aktive Betriebspolitik sowie eine erfolgreiche gewerkschaftliche Ansprache von Auszubildenden und jungen Beschäftigten. Mit der Offensive Handwerk macht die IG Metall deutlich, dass die IG Metall die Interessen der Beschäftigten im Handwerk ernst nimmt.

Auf Augenhöhe verhandeln

Peter Donath, Funktionsbereichsleiter Betriebs- und Branchenpolitik der IG Metall erklärte, dass es darum geht, die Arbeitsbedingungen und Einkommen im Handwerk zu verbessern. „Wenn ihr euch darum kümmert, was für die Beschäftigten gut ist, ist das in aller Regel auch für den Betrieb gut“, erklärte Donath vor den etwa 200 Teilnehmern der Konferenz. Unterstützt werden die Betriebsräte dabei vom Oberhausener Beratungsunternehmen Q&A. Die Berater sprechen die Sprache des Handwerks. Betriebsräte können gemeinsam mit Q&A und der IG Metall vor Ort die betriebliche Situation genau analysieren lassen und passgenaue Konzepte für eine erfolgreiche Betriebspolitik entwickeln.

Betriebsratsvorsitzende wie Mike Riemann von der Volkswagen Automobile Leipzig GmbH haben das Potenzial der Offensive Handwerk frühzeitig erkannt. Riemann stellte den Antrag, dass das Betriebsratsgremium, dem er angehört, betriebswirtschaftlich beraten wird. „Wir als Betriebsräte wollen bessere Bildung und mehr Wissen, damit wir mit der Geschäftsleitung auf Augenhöhe sprechen können“, erklärt Riemann. Dreh- und Angelpunkt der Beratung ist der Wirtschaftsausschuss des Betriebsrats. Mit personal- und betriebswirtschaftlichen Zahlen umzugehen, ist für den Wirtschaftsausschuss das täglich Brot. „Aber nicht alle Mitglieder haben die Qualifikation eines Betriebswirts“, so Mike Riemann.

Spart bares Geld

Die Beratung hilft dabei, das kleine Einmaleins der Betriebsführung zu beherrschen. Zunächst wird geklärt, welche Rolle der Wirtschaftsausschuss im Betriebsverfassungsgesetz spielt und wie er von der Arbeitnehmerseite genutzt werden kann. Daraus ergibt sich ein Fragenkatalog an die Geschäftsleitung. Vor allem dem Wirtschaftsausschuss des Betriebsrats hilft die Beratung, effizienter zu arbeiten, wenn alle das kleine Einmaleins der Buchführung beherrschen. „Wir geben den Betriebsräten ein Instrument in die Hand, um ihre Arbeit erfolgreicher zu machen.“, sagt Helmut Hennecke vom Ressort Handwerkspolitik der IG Metall. Die Beratung von Q&A im Rahmen der Offensive Handwerk läuft in enger Kooperation mit den Verwaltungsstellen der IG Metall vor Ort.

Auch Holger Hansen, der Betriebsratsvorsitzende der Nordsee Automobile, einer Mercedes Benz Vertretung in Schleswig-Holstein, ist vom Nutzen der Offensive Handwerk zutiefst überzeugt. In seinem Unternehmen haben die Berater von Q&A die Energieeffizienz untersucht. „Da kamen sehr überraschende Sachen raus, wir haben alle gestaunt, wo es sinnvoll ist Energie einzusparen“, sagt Hansen. Auch die Geschäftsleitung, die der Beratung anfangs skeptisch gegenüber stand, hat inzwischen großes Interesse und möchte die Beratung fortsetzen. Denn durch bessere Energieeffizienz kann der Betrieb an einigen Stellen bares Geld einsparen.


Lohnungleichheit bekämpfen

Ein weiterer Pilotbetrieb der Offensive Handwerk ist PEMA, ein Nutzfahrzeuge-Vermieter mit Sitz in Herzberg. In diesem Betrieb geht es vor allem um Mitgliederwerbung. Immer mehr Beschäftigte organisieren sich in der IG Metall, weil sie die Nase voll haben von sogenannten Nasenprämien. Bernd Schröder vom Beratungsunternehmen Q&A in Oberhausen unterstützt als Beauftragter der IG Metall die Betriebsräte dabei, ihre Akzeptanz bei den Beschäftigten und gegenüber der Geschäftsleitung zu erhöhen. Seitdem arbeiten die Betriebsratsmitglieder erfolgreicher und systematischer. Der Organisationsgrad hat sich während der Sommerpause 2013 verdoppelt, so dass die Interessen der Belegschaft noch besser vertreten werden können.

„Nasenprämien haben eine lange Tradition bei PEMA. Denn wir sind 1976 als Familienbetrieb gegründet worden. Da haben die Kollegen es verinnerlicht, für die Firma zu arbeiten. An Tariflöhne war lange nicht zu denken“, berichtet der Betriebsratsvorsitzende Dirk Schwedhelm. Und Mitglied in der IG Metall zu werden – das stand in den Sternen. „Immer wieder haben wir nach unserer Wahl 2010 auf Betriebs- und Abteilungsversammlungen sowie in einzelnen Gesprächen unser unausgewogenes Entgeltsystem und die dadurch entstehenden Lohndifferenzen thematisiert. Bei Neueinstellungen ist die Kluft sogar noch größer geworden. Aber es fehlte der Kick für den richtig großen Schritt“, schildert der Betriebsratsvorsitzende.

Seit dem Frühjahr 2013 wurden die Diskussionen in der Herzberger Belegschaft immer intensiver. „Wir bemerkten, dass die Kollegen in Herzberg untereinander öfter darüber sprachen, dass wir dieses für uns wichtigste Thema nur als Metaller gemeinsam stemmen können. Da ist ein Funken übergeschlagen. Richtig Schwung brachte der für uns zuständige IG Metall-Sekretär, Martin Donat, in die Bude. Aus dem Funken wurde eine Flamme“, berichtet der Herzberger Betriebsratsvorsitzende.

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