Neue Tarifverträge in der Holz- und Kunststoffindustrie
Gewinner sind vor allem die Auszubildenden

Wer in einer Firma arbeitet, die Holz oder Kunststoff verarbeitet, kann sich auf mehr Lohn oder Gehalt freuen. Vorausgesetzt, für sie oder ihn gelten die Tarifverträge der IG Metall. Denn die IG Metall hat jetzt neue Verträge durchgesetzt. Diese bescheren vor allem Auszubildenden ein dickes Plus.

15. Juli 201115. 7. 2011


„Wer künftig Top-Fachkräfte haben will, muss jetzt den Schulabgängern etwas bieten“, sagt Robert Fuß. Er führte für die IG Metall die Tarifverhandlungen mit den Arbeitgebern der Holz- und Kunststoffbranche in Westfalen-Lippe. Die Region in Nordrhein-Westfalen war eine der ersten, in denen die IG Metall einen neuen Tarifvertrag durchsetzte.

Nicht nur in NRW, sondern bundesweit hatte sich die IG Metall auf die Fahnen geschrieben, besonders viel für junge Leute herauszuholen. Und das schaffte sie auch. Schon ab August erhalten Auszubildende mehr Geld. Im November klettern ihre Vergütungen zum Beispiel in Westfalen-Lippe im ersten Jahr von jetzt 666 auf 708 Euro, im zweiten von 711 auf 762 Euro und im dritten Jahr von 770 auf 832 Euro. Im dritten Ausbildungsjahr sind das acht Prozent mehr als bisher.


Überall mehr Scheine

Auch in anderen Bundesländern haben die Auszubildenden künftig einige Scheine mehr im Portmonee. Vor allem im Osten. In Sachsen-Anhalt bekommen sie ab August 25 Prozent mehr Geld. Für einen Auszubildenden im ersten Lehrjahr heißt das: jeden Monat 130 Euro obendrauf.

Gerade die ostdeutschen Arbeitgeber müssen jungen Leuten inzwischen „Köder“ bieten, wenn sie nicht wollen, dass sie Richtung Westen abwandern. Das haben sie auch öffentlich zugegeben. In den ostdeutschen Bundesländern gibt es inzwischen mehr Lehrstellen als Jugendliche, die Ausbildungsplätze suchen. Guter Nachwuchs wird rar.


Junge Top-Verdiener

Was Arbeitgeber ihren Auszubildenden zahlen (müssen), ist von Region zu Region sehr unterschiedlich. „Top-Verdiener“ in der Holz- und Kunststoffindustrie sind die Jugendlichen in Baden-Württemberg. Sie erhalten in Zukunft jeden Monat 52 Euro mehr. Im ersten Lehrjahr „verdienen“ Auszubildende dann 776 Euro, im vierten Jahr sogar 898 Euro. In den meisten westdeutschen Bundesländern gibt es im letzten Ausbildungsjahr rund 820 Euro.

Die Ostdeutschen hinken dem Westen im Vergütungsniveau hinterher. Da geht es ihnen genauso wie ihren ausgelernten älteren Kolleginnen und Kollegen. Darum waren Erfolge wie die in Sachsen-Anhalt ein wichtiger Etappensieg auf dem Weg zu gleichen Einkommen in Ost und West, die die IG Metall so schnell wie möglich erreichen will.


Vier Prozent mehr

Die IG Metall und ihre Mitglieder haben auch für die ausgelernten Beschäftigten eine kräftige Lohnerhöhung herausgeholt. Zumindest für die IG Metall-Mitglieder unter den rund 150 000 Beschäftigten der bundesweiten Branche, deren Firmen an Tarife mit der IG Metall gebunden sind. Sie erhalten in den meisten Tarifgebieten ab November vier Prozent mehr Geld. Vorher bekommen sie alle für drei bis vier Monate einmalige Beträge von jeweils 80 bis 90 Euro.

Wer an der Küste arbeitet, muss sich allerdings noch gedulden. Im Norden sperren sich die Arbeitgeber noch gegen einen Tarifabschluss. Frühestens im September ist mit einem neuen Anlauf zu rechnen.

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