Weniger Minijober, mehr reguläre Stellen
Ein Jahr Mindestlohn

Keine Ausnahmen beim Mindestlohn, mehr Kontrollen durch den Gesetzgeber – das fordert die IG Metall nach einem Jahr Mindestlohn.

21. Dezember 201521. 12. 2015


Der Mindestlohn wirkt. Davon ist Thomas Steinhäuser überzeugt. „Seit Anfang 2015 bekommt in Thüringen jeder vierte Beschäftigte mehr Geld“, sagt Steinhäuser von der IG Metall Suhl-Sonneberg. Er kennt auch in Metallbetrieben viele, die vom Mindestlohn profitieren. Nur eins ist ihm im vergangenen Jahr nicht begegnet: Beschäftigte, die wegen des Mindestlohns ihre Arbeit verloren haben.
 

Weniger Minijobs

Seit einem Jahr gilt in Deutschland der Mindestlohn. Anders als viele Arbeitgeber prophezeiten, ist der Arbeitsmarkt unter 8,50 Euro nicht zusammengebrochen. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten stieg. Wie sich der Mindestlohn auf Beschäftigung und Bezahlung ausgewirkt hat, lässt sich nach Auskunft des Bundesarbeitsministeriums noch nicht sagen. Auffällig sei allerdings das zeitliche Zusammentreffen von Mindestlohn und verschiedenen Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt. Es deute einiges daraufhin, dass Unternehmen im vergangenen Jahr mehr Minijobs in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung umgewandelt haben. Die Zahl der geringfügig entlohnten Beschäftigten verringerte sich im Mai 2015 im Vergleich zum Vorjahresmonat um knapp zwei Prozent.

Gleichzeitig stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten um zwei Prozent. Nach Erkenntnissen des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichem Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung stabilisiert der Mindestlohn Tarifverträge von unten.

 

 



Nach einer Analyse des WSI-Tarifarchivs haben sich Lohnuntergrenzen im vergangenen Jahr positiv entwickelt. Viele liegen über zehn Euro. Forscher des WSI gehen auch davon aus, dass der Mindestlohn die Kaufkraft gesteigert und in begrenztem Maße zu mehr Beschäftigung beigetragen hat.
 

Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung wächst

Angesichts dieser positiven Entwicklung gibt es für Hans-Jürgen Urban, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, überhaupt keinen Grund, mit dem Mindestlohn zu fremdeln. Er fordert daher: „Ausnahmen vom Mindestlohn etwa für Praktikanten und Langzeitarbeitslose darf es nicht länger geben. “ Wichtig sei aber nicht nur das Recht auf einen Mindestlohn für alle. Der Gesetzgeber müsse auch stärker kontrollieren, ob Arbeitgeber ihn einhalten. Mehr Kontrolle beim Mindestlohn wünscht sich auch IG Metall-Mann Thomas Steinhäuser aus Suhl-Sonneberg. „Der Mindestlohn hat uns eine Menge Arbeit gebracht“, sagt Steinhäuser. „Wir haben hier eine Reihe von Klagen, weil Arbeitgeber sich nicht daran halten.“

 

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