14 Titel metall 1/2 2022 Fortsetzung von Seite 13 Für andere Anwendungsgebiete, beispielsweise Gabelstapler oder Hebe- bühnen, haben die Kölner auch batterie- betriebene vollelektrische Motoren im Angebot. Deutz geht die Transformation technologieoffen an. »Wir wollen alle technischen Optionen nutzen«, sagt Be- triebsratsvorsitzende Töpfer-Hartung. t a r t e P n e h p e t S : o t o F m o t s l A : o t o F »Wir setzen auf verschie- dene Technologien und Qualifizierung.« Corinna Töpfer-Hartung, Betriebsratsvorsitzende, Deutz, Köln Das verlangten auch die Kunden. Darun- ter Betriebe wie Landmaschinenherstel- ler AGCO Fendt, Baumaschinenprodu- zent Volvo oder Stapleranbieter Kion. »Gemeinsam mit ihnen besprechen wir, welche Leistung und Energiedichte der Motor erfüllen muss. So entscheiden wir dann, ob Biodiesel, Wasserstoff, E-Fuels, Akkus oder eine Kombination davon ge- eignet ist«, erklärt Töpfer-Hartung. Bei wasserstoffbetriebenen Motoren können die Metallerinnen und Metaller von Deutz ihre Erfahrung von Verbren- nungsmotoren ausspielen. Denn wenn der Verbrennungsmotor mit Wasserstoff oder auf Wasserstoff basierenden E-Fuels läuft, muss er nur an einigen Stellen an- gepasst werden. Gedanken macht sich die Betriebs- rätin, wie die Produktion der für ihre Wasserstoffmotoren notwendigen Teile, die wertschöpfend heute selbst herge- stellt werden, erhalten bleibt. Sie for- dert: »Wertschöpfung in Köln und in Deutschland erhalten und aufbauen, um die Arbeitsplätze unserer Kolleginnen und Kollegen zu sichern und unseren Vorsprung auszubauen«. Für die Metal- lerin zeigen die Versorgungsengpässe bei Halbleitern und Materialien, dass es nun darum geht, Wertschöpfung wieder zurückzugewinnen, um Abhängigkeit und Risiken zu minimieren. Hier sind für sie Betriebe und Politik gefragt. In Salzgitter bauen Metallerinnen und Metaller die ersten ihrer Art: Wasserstoffzüge. Sie ersetzen Dieselzüge und machen den Schienenverkehr auch da emissionsfrei, wo die Oberleitung endet. Wasserstoffzug bringt Beschäftigten Kohle ALSTOM Wasserstoffzüge ersetzen Dieselzüge. »Da sie technisch aufwendiger sind, werden wir auch über neue Eingruppierungen reden müssen«, sagt Baki Erkoc. r e b i e r h c S a i k s a S : o t o F »Wir brauchen eine Infrastruktur und schnellere Genehmigungsverfahren.« Baki Erkoc, Betriebsratsvorsitzender, Alstom, Salzgitter W er Transformation in Vollen- dung sehen will, muss nach Salzgitter fahren. Die Metalle- rinnen und Metaller von Alstom haben als erste in Europa den Wasserstoffzug auf die Schiene gebracht. Mittlerweile kommen circa 40 von den Beschäftigten gefertigte Züge dort zum Einsatz, wo die Oberleitung endet und die Batterie nicht reicht. Damit können nun auch die letz- ten Meter auf der Schiene klimaneutral zurückgelegt werden. Das ist lukrativ. Zum einen für das Unternehmen, denn das neue Produkt ist gefragt. Zum anderen für viele Be- schäftigte, dafür sorgt Betriebsratsvorsit- zender Baki Erkoc. »Wasserstoffloks zu bauen ist technologisch anspruchsvoller als Dieselzüge. Da werden wir künftig über höhere Eingruppierungen bei eini- gen Kolleginnen und Kollegen sprechen müssen«, so Erkoc. Damit sie in Salzgitter mit ihrem Wasser- stoffzug Pionierarbeit leisten konnten, musste Erkoc vorher Klinken bei Landes- und Bundespolitikern putzen. Denn auch auf der Schiene ist Klimaneutrali- tät nur mit Unterstützung der Politik möglich. Sie muss Genehmigungsverfah- ren anschieben, die nötigen Investitio- nen in eine Wasserstoffinfrastruktur und in Technologien leisten. Vor allem, wenn Deutschland auch Spitzenreiter bei den neuen Technologien werden will. Für Erkoc gibt es da etwas aufzuho- len: Die Brennstoffzellen in den Alstom- Zügen kommen aus Kanada, nur in Übersee fand das Unternehmen die für seine Züge passende Technik. Erkoc und die Metallerinnen und Metaller in Salz- gitter würden sich freuen, wenn sie bald eine Brennstoffzelle verbauen, auf der »made in Germany« steht. Da sind Un- ternehmen wie Politik gefragt.