16 metallzeitung | Januar 2021 F ür Sven Fleißner ist diese Diskussion um mobiles Arbeiten, um Arbeiten im Homeoffice, die seit den Wochen und Monaten der Pandemie durch die Republik schwebt, keine Theorie. »Ich bin mittendrin«, sagt der 42-Jährige. »Ich spüre die Veränderungen mit Haut und Haar.« Das ist einerseits gut, weil es Sven Fleiß- ner hilft, seine Arbeit als Betriebsrat bei Sie- mens in Leipzig gut zu machen. Weil es dazu führt, dass er weiß, was es heißt, wenn der Kollege oder die Kollegin etwa über die Anstrengung spricht, die es mit sich bringt, neben der Telefonkonferenz auch Kinder, die Hausaufgaben machen, zu betreuen. Das ist andererseits aber manchmal auch hart und sehr anstrengend. Arbeiten im Homeoffice, sagt Sven Fleißner, sei eben genau das manchmal auch: hart und sehr anstrengend. »Im März, als viele Kollegin- nen und Kollegen ins Homeoffice geschickt wurden, dachten viele: Wunderbar, daheim arbeiten. Keine Anfahrt. Kein Stress. Alles einfach. Die Wirklichkeit war weit davon ent- fernt.« Mobiles Arbeiten kann Freiheiten geben Die Wirklichkeit sah für Sven Fleißner an manchen Tagen so aus: Vier Menschen von morgens bis abends unter einem Dach. Seine Frau telefoniert täglich nahezu durchgängig mit Kunden. Manchmal ist es so voll, so viel, so laut, dass er tagsüber kaum sein eigenes Wort versteht. Und abends zu müde ist, um noch groß etwas zu sprechen. »Das war so«, sagt Sven Fleißner – und betont dann, dass man das auf keinen Fall missverstehen dürfe. Es gehe ja nicht darum, sich zu beschwe- ren. Und ja, es sei eine gute Sache, im Home- office arbeiten zu können. Die Kolleginnen und Kollegen aus der Produktion, das dürfe man nicht vergessen, hatten diese Möglich- keit nicht gehabt. »Mobiles Arbeiten kann Freiheiten geben, ja«, sagt Fleißner. Es könne selbstbestimmtes Arbeiten fördern, flexible Zeiteinteilung ermöglichen. »Das alles entsteht aber nicht von allein. Es muss geregelt werden. Das war uns am Anfang in dieser Dimension nicht so bewusst.« Am Anfang ging es darum, schnell, umfassend Arbeiten im Homeoffice gut gestalten MOBILES ARBEITEN Als die Pandemie kam, wurden viele Beschäftigte von Siemens am Standort Leipzig ins Homeoffice geschickt. Dem Betriebs- rat war es wichtig, dies gut zu regeln. Er startete eine Befragung. Gemein- sam fand man Lösungen. Das Ergebnis: Die Beschäftigten halten Kontakt und das Büro ist ihnen weiterhin wichtig. Von Jan Chaberny und wirksam auf die Coronakrise zu reagie- ren. 400 Menschen arbeiten bei Siemens am Standort Leipzig, rund 150 von ihnen in der Fertigung. Die Beschäftigten stellen haupt- sächlich Niederspannungsschaltanlagen her. »Als die Pandemie kam, gab es die Devise: Wer immer von zu Hause aus arbei- ten kann, soll das tun.« Mitte März waren 160 von 250 Büroan- gestellten im Homeoffice – und Sven Fleiß- ner und seine Kollegen im Betriebsrat küm- merten sich darum, dass das nicht über- stürzt geschah. »Wir haben darauf gedrun- gen, dass die Beschäftigten Monitore und Bürostühle mitnehmen konnten. Es war uns wichtig, dass sie gut ausgerüstet waren.« Und natürlich wollte der Betriebsrat wissen, wie es den Beschäftigten im Homeoffice ergeht. Im Mai starteten sie eine Onlinebe- fragung: Mehr als 80 Prozent der Beschäf- a v o n u z a L a n a i t e T / s b a n e l e / k c o t s i : ] M [ n e n o i t a r t s u l l I