ME-Tarifrunde: Löhne, Preise und Konjunktur
Höhere Entgelte sind drin

Die deutsche Wirtschaft wächst. Gerade in diesen Wochen haben die Unternehmen wieder positive Bilanzen vorgelegt. Doch die Selbstverständlichkeit, mit der sich die Manager für ihre Leistungen belohnen, soll nicht für Beschäftigten gelten. Die Arbeitgeber bieten drei Prozent für 14 Monate – ein ...

14. Mai 201214. 5. 2012


... völlig unzulängliches Angebot.

Die Tarifrunde ist in voller Fahrt. Arbeitgeber und IG Metall saßen sich in inzwischen in allen Tarifgebieten bereits mehrfach gegenüber. Doch es wurde nicht nur gesprochen. Tausende Gewerkschaftsmitglieder haben sich in massiven Warnstreiks und phantasievollen Aktionen für ihre Forderungen stark gemacht. Neben mehr Geld fordern sie faire Leiharbeit und die unbefristete Übernahme nach der Ausbildung. Diese Forderungen sind gerecht, denn die Beschäftigten haben mit dafür gesorgt, dass die Unternehmen nach der Krise wieder schnell durchstarten konnten.


Gerechtigkeit ist, „dass jeder den Lohn erhält, den er – gemessen an seiner Leistung – verdient,“ sagte kürzlich Martin Kannegiesser, Präsident von Gesamtmetall. Das findet auch die IG Metall. Deshalb versteht die Gewerkschaft nicht, warum die Arbeitgeber nur drei Prozent für 14 Monate anbieten. Bei einer Laufzeit von zwölf Monaten sinkt dieses Angebot auf knapp 2,6 Prozent. Das ist völlig unzureichend. Die Beschäftigten haben es verdient, dass ihre Entgelte spürbar steigen. Denn sie haben ihre Leistung gesteigert – das zeigt die Entwicklung der Produktivität. Ein Anstieg der Produktivität bedeutet: In der gleichen Zeit stellen die Beschäftigten mehr Waren her. Zudem wird auch das Leben in fast allen Bereichen teurer. Ob im Supermarkt, auf der Tankstelle oder beim Bäcker – die Menschen legen mehr Geld als noch vor einem Jahr auf den Tisch. Mit ihrer Tarifpolitik will die IG Metall auch die Inflation ausgleichen. Sie will erreichen, dass die Beschäftigten sich etwas leisten können.


Mehr Lohn ist für Unternehmen verkraftbar ...

Die Firmen können höhere Löhne finanzieren. In diesen Wochen legen die Firmen gerade wieder positive Bilanzen vor. Viele Unternehmen haben Rekordgewinne eingefahren. Die im Dax notierten Konzerne schütten dieses Jahr an ihre Aktionäre hohe Dividenden aus. Während die Beschäftigten beim letzten Tarifabschluss während der Krise einen niedrigen Tarifabschluss in Kauf nahmen, schlägt sich die positive wirtschaftliche Entwicklung bei den Arbeitnehmern bisher nicht im Geldbeutel nieder. 2011 lag der Anteil der Entgelte am Umsatz bei 16,11 Prozent. Auf ein so niedriges Niveau sank der Lohnanteil noch nicht einmal im Boomjahr 2008.


... stärkt die Konjunktur

In Zeiten, in denen die Wirtschaft ständig wechselnde unvorhersehbare Höhen und Tiefen erlebt, muss Tarifpolitik für Stabilität sorgen. Deswegen schaut die IG Metall nicht nur nach vorne, sondern auch zurück. Da die IG Metall in der vergangenen Tarifrunde einen Tarifvertrag mit langer Laufzeit und einer Entgelterhöhung vereinbart hatte, die die Krisenlage berücksichtigt hat, ist es nun berechtigt, dass die Beschäftigten einen fairen Anteil an den Rekordgewinnen der Unternehmen erhalten.

Die deutschen Firmen verdienen zurzeit gut im Ausland. Doch gerade in Zeiten schwacher Konjunktur kommt der Inlandsnachfrage eine große Bedeutung zu. Daher sind höhere Löhne wichtig. Sie stärken die Kaufkraft. Können sich die Menschen in Deutschland mehr leisten und mehr ausgeben, führt das zu mehr Aufträgen für deutsche Firmen.


... und soll die höheren Preise ausgleichen

Hartnäckig taucht immer mal wieder das Gerücht von der Lohn-Preis-Spirale auf. Danach führten höhere Löhne im Ergebnis zu steigenden Preisen und die Arbeitnehmer haben nichts gewonnen. Dieses Argument greift jedoch nicht. Denn angesichts der niedrigen Lohnquote und der steigenden Produktivität gibt es für die Firmen keine Notwendigkeit, auf höhere Entgelte mit steigenden Preisen zu antworten.

Denn tatsächlich zahlt das Unternehmen den Arbeitnehmern bei einem Umsatz von 100 Euro nur 16,11 Euro an Entgelt. Das ist gerade mal ein Sechstel des Umsatzes. Die Nettorendite der Metall- und Elektrounternehmen ist 2011 auf 40 Milliarden Euro geklettert. Diese Zahlen zeigen: Die Arbeitgeber können die von der IG Metall geforderte Entgelterhöhung bezahlen.

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