Luft- und Raumfahrt: EADS-Aktionstag
Beschäftigte fordern nachhaltiges Zukunftskonzept

EADS steht vor einem großen Umbau mit Auswirkungen auf den gesamten Konzern. Cassidian, Astrium und Airbus Military werden zusammengeführt. Zugleich will die Konzernleitung übergreifend mehr Rendite. Tausende Beschäftigte machten heute öffentlich klar: Alles muss sozialverträglich ablaufen.

28. November 201328. 11. 2013


Unter dem Motto „Herausforderung Zukunft“ hatte die IG Metall zum bundesweiten Aktionstag an den deutschen Standorten des Unternehmens aufgerufen. Schwerpunkte der Kundgebungen waren die Bezirke Küste und Bayern, dazu gab es Aktionen an den Produktionsstandorten Friedrichshafen, Ulm, Speyer und Dresden. Bereits früh am Morgen versammelten sich EADS-Beschäftigte mit Flugblättern, Fahnen und bunten Transparenten, um gemeinsam Stellung gegen überzogene Renditeziele auf Kosten der Belegschaft zu ziehen und zusammen für eine nachhaltige Zukunftsperspektive des Konzerns einzutreten. Im gesamten Bundesgebiet kamen mehr als 20 000 EADS-Beschäftigte aus etwa 30 Standorten zu Informationsveranstaltungen zusammen.

Umfassender Umbau des Konzerns geplant

Hintergrund der Kundgebungen ist die in den kommenden Monaten anstehende Reorganisation des EADS-Konzerns. Das Unternehmen wird dabei nicht nur in „Airbus Group“ umbenannt, sondern umfassend umgebaut. Aus den jetzt vier Bereichen des Unternehmens sollen zukünftig drei werden. Die Rüstungssparte Cassidian soll mit der Raumfahrttochter Astrium und Airbus Military zur neuen Sparte Airbus Defence & Space zusammengefasst werden. Bereits in den vergangenen Wochen hatte EADS-Chef Tom Enders immer wieder von einem damit einhergehenden Jobabbau gesprochen – ohne dabei allerdings konkrete Zahlen zu nennen. Rüdiger Lütjen, Vorsitzender des Europäischen Betriebsrates von EADS, warnt die Konzernführung vor Alleingängen. „Bei der Umstrukturierung darf es keine betriebsbedingten Kündigungen geben. Der Konzern mit seiner insgesamt guten Auslastung muss in der Lage sein, Kolleginnen und Kollegen in anderen Bereichen eine Perspektive zu bieten.“


Zusätzlich zur angekündigten Umstrukturierung wurde von EADS-Chef Enders erst kürzlich eine Umsatzrendite von zehn Prozent als Konzernziel ausgerufen. Eine renditegetriebene Unternehmenspolitik wird sich aber auch auf die EADS-Sparten Airbus und Eurocopter sowie auf die firmeninternen und externen Zuliefererbetriebe auswirken. Und auch dort den Druck auf die Beschäftigten nochmals erhöhen. „Kurzfristige überhöhte Renditeziele haben schon in anderen Unternehmen große Schäden angerichtet“, mahnt Jürgen Kerner, Hauptkassierer der IG Metall. „Dieser Fehler darf bei EADS nicht gemacht werden.“


Bereits heute sind die Arbeitskonten der EADS-Beschäftigten überfüllt, bereits heute wird an vielen Standorten oftmals am Wochenende gearbeitet. Viele Kolleginnen und Kollegen sind am Limit, der Stress, dem sie täglich ausgesetzt sind, ist extrem. „Das Management sollte nicht versuchen, weitere Vorhaben gegen die Beschäftigten durchzusetzen“, sagt Jürgen Kerner, „sondern gemeinsam mit den Arbeitnehmern und ihren Vertretern nach Lösungen suchen.“


Beschäftigte beteiligen

Auf gemeinsame Lösungen drängte ebenfalls Jürgen Wechsler, Bezirksleiter der IG Metall Bayern, der in Manching vor Beschäftigten von Cassidian sprach. „Wir brauchen einen Schutzschirm für alle Standorte und die Beschäftigten“, sagte Wechsler. Meinhard Geiken, Bezirksleiter der IG Metall Küste, der sich in Hamburg an die Beschäftigten wandte, forderte weitere Investitionen und Innovationen des Konzerns. „Das Streben nach einer höheren Rendite darf nicht über allem stehen.“

Man werde die Umstrukturierung des Unternehmens konstruktiv begleiten, machte Rüdiger Lütjen ebenfalls in Hamburg klar – „allerdings nur, wenn die Beschäftigten und langfristige Unternehmensziele gleichberechtigt neben den wirtschaftlichen Zielen stehen“. Lütjen warnte das EADS-Management davor, „kurzfristige Renditeziele“ den Interessen der Belegschaft und der Innovationsfähigkeit des Konzerns zu opfern. „Wenn wir heute Innovationen nicht verteidigen, bekommen wir morgen ein Problem.“

Für Jürgen Kerner ist deshalb klar: Die Umstrukturierung bei EADS kann nur „unter der Zusage einer langfristigen Beschäftigung-, Produkt- und Standortsicherung“ geschehen. Von der Konzernführung werde ein sozialer und nachhaltiger Umbau erwartet. Das bedeutet: nachhaltige Produktions- und Personalkonzepte für die rund 50 000 hochqualifizierten und hochmotivierten Kolleginnen und Kollegen, dazu weitere Anstrengungen bei Bildung, Qualifikation und Innovation. „Das muss alles beteiligungsorientiert mit den Betriebsratsgremien beraten und vereinbart werden“, so Kerner.

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