Kreditversorgung von Industrieunternehmen
Hilfe für Unternehmen in der Krise

Geringe Kapazitätsauslastung, Liquiditätsengpässe und ungünstige Finanzierungskonditionen – für viele Unternehmen ist die Krise noch nicht vorbei. Sie haben unterschiedliche Möglichkeiten, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Wir geben eine Übersicht darüber und sagen, was außerdem getan werden kann.

19. April 201019. 4. 2010


Die wegbrechende Nachfrage in den Unternehmen führt zwangsläufig zu niedrigeren Umsatzerlösen. Der Mittelzufluss aus der laufenden Geschäftstätigkeit (der „operative Cashflow“), und damit die Liquidität, verschlechtert sich. Allerdings sinken die Betriebs- und Herstellungskosten, also Aufwendungen, die zur Erzielung der Umsätze notwendig sind – wie der Material oder Personalaufwand –, nicht im selben Tempo und Umfang wie die Umsätze. Fixe Aufwendungen wie Zinsen, Tilgungsraten für Kredite oder Mieten können in der Regel nur langfristig an den Absatzrückgang angepasst werden.

2009 wurden im Mittelstand sehr viel mehr Kredite abgelehnt als zuvor.



Aber nicht nur die Finanzmittel für die laufende Produktion werden immer knapper. Es fehlt auch das Geld für notwendige Zukunftsinvestitionen, zum Beispiel für die Erneuerung, Modernisierung oder Erweiterung der Produktionsanlagen. Oder für die Entwicklung neuer Produkte. Der sinkende „Cashflow aus der Investitionstätigkeit“ kompensiert einen steigenden Mittelabfluss aus der Finanzierungstätigkeit: das Unternehmen finanziert seine – vielfach höheren – Kosten für Fremdfinanzierung durch Sparen.

Wie können Unternehmen Hilfe erhalten?
Im Rahmen der Konjunkturpakete I und II hat die Bundesregierung auf die aktuelle Wirtschaftskrise reagiert. Um Finanzierungsengpässen der Realwirtschaft entgegenzuwirken, wurde bereits im Frühjahr 2009 mit dem „Wirtschaftsfonds Deutschland“ ein zentrales KfW-Sonderprogramm aufgelegt, welches Kreditmittel in Höhe von 40 Milliarden Euro an die Unternehmen bereitstellt und die Hausbanken von der Haftung mit bis zu 90 Prozent vom jeweiligen Unternehmensrisiko freistellt.

  • Sonderprogramm für kleine und mittlere Unternehmen
    Berechtigtenkreis: Unternehmen mit Umsatzerlösen bis 500 Millionen Euro und Jahr
    gesamtes Kreditvolumen: 15 Milliarden Euro (bis Ende 2010)
    Deckelung auf bis zu 50 Millionen Euro pro Kredit
  • Sonderprogramm für große Unternehmen
    Berechtigtenkreis: Unternehmen ohne Kapitalmarktzugang mit Umsatzerlösen über 500 Millionen Euro und Jahr
    gesamtes Kreditvolumen: 25 Milliarden Euro (bis Ende 2010)
    Deckelung auf 300 Millionen Euro pro Unternehmen, wobei der Kredit auch als Konsortialkredit vergeben werden kann (Kredite über 150 Millionen Euro gehen noch über einen aus Vertretern von Wirtschaft und Politik besetzten „Lenkungsrat“)
  • Bürgschaften
    Daneben stellt der Wirtschaftsfonds Deutschland den Unternehmen ein Bürgschaftsvolumen in Höhe von 75 Milliarden Euro bereit.


Wie kann die Hilfe für Unternehmen verbessert werden?
Die bisherigen Instrumente zur Krisenbewältigung reichen für viele Unternehmen nicht aus. Wir machen deshalb weitere Vorschläge, wie den Unternehmen geholfen werden kann:

  • Public-Equity-Fonds: Die IG Metall fordert einen mit öffentlichen Mitteln gespeisten Finanzierungsfonds mit dem Zweck, die Eigenkapitalbasis insbesondere der mittelständischen Industrieunternehmen zu stärken. In den Anlagerichtlinien werden die Bedingungen festgeschrieben, die ein Unternehmen erfüllen muss, damit sich der Fonds beteiligen kann. Dazu gehören ein tragfähiges unternehmerisches Zukunftskonzept, der Erhalt der Arbeitsplätze und der Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen sowie die Übernahme der Auszubildenden.
  • Kreditvergabeentscheidung auf Basis von fünf Geschäftsjahren: Banken dürfen bei ihrer Kreditvergabeentscheidung nicht nur die letzten drei, sondern müssen zumindest die letzten fünf Geschäftsjahre betrachten. Das Katastrophenjahr 2009 fiele dann nicht über Gebühr ins Gewicht.
  • KfW-Mittel berücksichtigen: Die Hausbanken sind zu verpflichten, bei einer Finanzierungsanfrage immer auch die KfW-Mittel anzubieten.
  • Verzögerungen verhindern: Bei bereits zugeteilten KfW-Mitteln aus dem Wirtschaftsfonds Deutschland müssen die Mittel ohne zeitliche Verzögerung und vollständig an die Unternehmen ausgezahlt werden.
  • Fristen verlängern: Die KfW-Sonderprogramme des Wirtschaftsfonds Deutschland laufen Ende 2010 aus. Anträge darf die KfW nur noch bis Oktober 2010 annehmen. Die Fristen sind auf jeden Fall zu verlängern.
  • KfW-Instrumente weiterentwickeln: Die erleichterte Vergabe von Betriebsmittelkrediten und die Möglichkeit von Globaldarlehen gehen dabei in die richtige Richtung.
  • Haftungsfreistellung der Hausbanken: Künftig werden vermehrt Kredite nach Auftragsvorfinanzierung und für Liquiditätsfinanzierung nachgefragt werden. Dies erfordert eine weitere Haftungsfreistellung der Hausbanken, gerade auch bei der Finanzierung von Betriebsmitteln. Denkbar wäre die Übernahme von Kreditrisiken der Banken über den Wirtschaftsfonds Deutschland. Das daraus frei werdende Eigenkapital (infolge dann niedrigerer Eigenkapitalhinterlegung nach Basel II) ist zwingend für die Neuausgabe von Unternehmenskrediten bereit zu stellen.
  • Wirtschaftsförderung: Vermehrte Wirtschaftsförderung durch die Vergabe direkter steuerlicher Hilfen an beschäftigungssichernde Unternehmen mit einem nachhaltigen Zukunftskonzept, beispielsweise über Investitionszulagen und Investitionszuschüsse auch für Unternehmen in den alten Bundesländern und/oder in strukturschwachen Regionen. Denkbar sind ferner erhöhte Investitionsabzugsbeträge für KMU (Vergrößerung Berechtigtenkreis) und/oder über eine deutlichere Ausweitung des Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM).
Deutschlandfonds ist noch nicht ausgeschöpft (14.04.2010)
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