Kfz-Technik in Rehme
Selbstständig statt arbeitslos

Voll normal und doch ganz anders: Die Firma „Kfz-Technik in Rehme“ in Bad Oeynhausen in Nordrhein-Westfalen repariert Autos. Sie gehört drei ehemaligen Beschäftigten des Autohauses Corsmann, das 2009 pleite gegangen ist.

4. August 20104. 8. 2010


Die Adam-Opel-Straße ist eine Seitenstraße: viel Grün, viel Vogelgezwitscher. Auf dem Gelände des stillgelegten Autohauses Corsmann steht „Kfz-Technik in Rehme“. Eine Werkstatt mit drei Hebebühnen und einem Diagnose-Stellplatz, daneben das Büro. Nedim Belgeli, 46, repariert gerade den Nockenwellensensor eines Opel Omegas. Siegmar Ekelhoff, 44, ersetzt den Auspuffkrümmer eines Opel Vectras. Im Büro sitzt Beate Brandt,49, an PC und Telefon, schreibt Rechnungen und vereinbart Termine.

Nedim Belgeli, Beate Brandt und Siegmar Ekelhoff: Drei Ex-Betriebsräte machten sich nach Firmenpleite selbstständig. Foto: Norbert Hüsson
Nedim Belgeli, Beate Brandt und Siegmar Ekelhoff: Drei Ex-Betriebsräte machten sich nach Firmenpleite selbstständig. Foto: Norbert Hüsson



Die beiden Kfz-Mechatroniker und die gelernte Kauffrau sind seit März Inhaber der Werkstatt. Den Entschluss, sich selbstständig zu machen, fassten sie im Juni 2009 – kurz bevor ihr Ex-Arbeitgeber Corsmann dicht machte. „Wir waren nur mit Kämpfen beschäftigt“, erinnert sich Beate Brandt.

Metaller und Malocher
Brandt, Belgeli und Ekelhoff waren der Betriebsrat von Corsmann. Für zuletzt noch 23 Beschäftigte. Mit IG Metall-Hilfe verhandelten die drei einen Sozialplan und die Gründung einer Transfergesellschaft. Die Zeit in der Transfergesellschaft nutzte das Trio zur Qualifizierung, besuchte einen Workshop für Existenzgründer, erarbeitete einen 80-seitigenUnternehmensplan, redete mit der Handwerkskammer, dem Arbeitsamt undmehreren Banken. Corsmann war gescheitert, warum sollten die drei Jungunternehmer es schaffen?

„Weil wir keine Wasserköpfe tragen müssen“, sagt Ekelhoff. „Niemand hat gesagt: ’Das haut nicht hin’“, erinnert sich Belgeli. Verändert haben sich die drei Metaller nicht, sagen sie. „Wir sind Malocher – nach wie vor.“ Sie müssen aber jetzt ihren eigenen Betrieb am Laufen halten: Die Werkstatt ist montags bis freitags von 8 bis 17 Uhr und samstags bis 12 Uhr geöffnet, also 49 Stunden. Und sie verdienenweniger, zurzeit leben sie vom Existenzgründerzuschuss. Ihr Ziel: So viel zu verdienen wie früher, als abhängig Beschäftigte mit Tarifvertrag. Bisher sind alle drei zufrieden, niemand bereut den Sprung in die Selbstständigkeit. Und sollte ihre Firma wachsen, sagt Beate Brandt, „dann greifen wir als erstes auf unsere früheren Kollegen zurück.“
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