Lösungen zur unbefristeten Übernahme der Azubis
Unbefristete Übernahme: Geht doch

Die IG Metall fordert feste Jobs nach der Ausbildung.

16. März 201216. 3. 2012


Doch die Arbeitgeber mauern und drohen: Wenn wir Azubis unbefristet übernehmen müssen, dann bilden wir eben weniger aus. Dabei gibt es doch Betriebe, die zeigen: viel ausbilden und trotzdem unbefristet übernehmen ― das passt zusammen. Einer dieser Betriebe ist Bosch in Stuttgart-Feuerbach.

Die Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie rückt näher. Die Zeichen stehen auf Konflikt: Neben mehr Geld fordert die IG Metall, dass Azubis nach erfolgreicher Abschlussprüfung in unbefristete Arbeitsverträge übernommen werden. Geht gar nicht, sagen die Arbeitgeber. Sie wollen ihren Ausgelernten weiterhin höchstens befristete Jobs geben. Ansonsten, so drohen sie, werden sie weniger Ausbildungsplätze anbieten.

Viele Ausbildungsplätze und unbefristete Übernahme der Azubis ― ein Widerspruch? Keineswegs. Die Stahlindustrie macht es vor: Hier hat die IG Metall bereits Ende 2011 die unbefristete Übernahme in einem Tarifvertrag durchgesetzt. Falls ein Betrieb in Not ist – und tatsächlich Azubis über Bedarf an Bord sind, können Geschäftsleitung und Betriebsrat Abweichungen von der Regel „unbefristet“ vereinbaren. Eine mögliche Lösung: Die Ausgelernten machen im Anschluss an die Ausbildung eine Fortbildung. Davon haben beide etwas: Die jungen Beschäftigten satteln noch einmal Qualifikation oben drauf. Und das Unternehmen bekommt junge Fachkräfte mit enger Bindung an den Betrieb.

 

Grundsätzlich unbefristete Übernahme bei Bosch

In der Stahlbranche funktioniert es. Warum nicht auch in der Metallindustrie? In einigen Metall-Betrieben ist der Grundsatz „unbefristete Übernahme“ heute schon Realität. Bei Bosch etwa hat der Gesamtbetriebsrat mit der Konzernleitung verabredet: Wir wollen möglichst vielen Jugendlichen eine Chance auf eine Top-Ausbildung bei uns geben – und trotzdem nach der Ausbildung grundsätzlich in feste Verträge übernehmen. Im Bosch-Hauptwerk in Stuttgart-Feuerbach hat der Betriebsrat diesen Grundsatz noch verbindlicher festgezogen: Hier muss die Geschäftsführung jedem Azubi einen unbefristeten Arbeitsplatz anbieten. Eine mögliche Option ist ― ähnlich wie im Stahl-Tarif ― eine Fortbildung. Die Ausgebildeten können aus einer Reihe von Modellen wählen: etwa im Teilzeit-Blockmodell zum Techniker oder ein Vollzeit-Studium mit Rückkehr-Garantie. Die Grundlage hierzu ist ein spezieller Tarifvertrag, den die IG Metall vor zwei Jahren auf dem Höhepunkt der Wirtschaftskrise durchgesetzt hat.

 

Die unbefristete Übernahme gibt es nicht geschenkt

Doch auch bei Bosch gibt es nichts geschenkt. Die Azubis haben sich ihr Recht auf eine unbefristete Perspektive gemeinsam mit ihren älteren Kollegen Ende 2010 erkämpft. Damals wollte die Werkleitung nur 30 von 103 gewerblichen Auslerner unbefristet übernehmen. Mit zahlreichen Aktionen und Mahnwachen vor dem Werkstor haben sich die Azubis durchgesetzt. Alle haben unbefristete Verträge erhalten. Knapp zwei Dutzend von ihnen wählten nach der Ausbildung die Option Weiterbildung.

 

Was bei Bosch gilt, will die IG Metall nun in der anstehenden Tarifrunde in der IG Metall- und Elektroindustrie auch für alle anderen Azubis durchsetzen: Die unbefristete Jobs nach der Ausbildung soll zum Normalfall werden. Perspektive und Sicherheit ― statt Befristung, Leiharbeit oder gar Arbeitslosigkeit. Doch wie bei Bosch werden die Metall-Arbeitgeber das den Azubis nicht freiwillig geben. Die Metall-Tarifrunde wird ein hartes Stück Arbeit.

Neu auf igmetall.de

Newsletter bestellen