Wege ins Studium
An die Uni ohne Abi

Wer studieren will, braucht heute kein Abitur mehr. Eine Ausbildung und Berufserfahrung genügen, um ein Studium im eigenen Fachgebiet zu beginnen. Meister, Techniker und Fachwirte haben sogar die freie Studienauswahl.

16. September 201116. 9. 2011


Den „zweiten“ Bildungsweg, Abitur nach der Ausbildung nachmachen und studieren, kennen viele. Aber den „dritten“ – studieren ohne Abi, die wenigsten. Mit einer erfolgreich abgeschlossenen Berufsausbildung und einer – je nach Bundesland – mindestens zweijährigen Berufserfahrung kannst Du ein Deinem Berufsgebiet ein entsprechendes Studium beginnen. Darauf einigten sich die Kultusminister der Bundesländer im Frühjahr 2009.

Das bedeutet: Wer beispielsweise in Bayern eine Ausbildung zum Mechatroniker gemacht und anschließend drei Jahre im Betrieb gearbeitet hat, kann etwa Elektrotechnik, Maschinenbau oder eben Mechatronik studieren. Die Regelungen in den einzelnen Bundesländern sind sehr unterschiedlich. In Brandenburg oder Hamburg etwa genügen zwei Jahre Berufserfahrung, während nebenan in Mecklenburg-Vorpommern fünf Jahre verlangt werden. Zudem ist häufig noch eine zusätzliche Zugangsprüfung nötig. Meister und Techniker können in vielen Bundesländern sogar fachfremdstudieren, also auch etwa Geschichte oder Soziologie.


Eine Alternative

„Ich spielte schon lange mit dem Gedanken, Sozialökonomie zu studieren. Doch ich wusste nicht wie. Bis ich auf das Angebot der Uni Hamburg gestoßen bin“, erzählt Roland Budz. Er studiert am Fachbereich Sozialökonomie der Universität Hamburg, ehemals Hochschule für Wirtschaft und Politik (HWP). Budz hat zuvor eine Ausbildung zum Industriekaufmann bei der Salzgitter AG gemacht. Kollegen gaben ihm den Tipp: HWP. Dort berechtigen eine Berufsausbildung oder alternativ vier Jahre Berufserfahrung oder gar Familientätigkeit zur Aufnahmeprüfung. Studieren ohne Abi ist an der HWP schon seit 1948 normal. Gewerkschafter haben die damalige „Arbeiterakademie“ mit aufgebaut.

Freie Bildungszugänge

Das fordert die IG Metall schon seit Jahren. Studieren muss für alle möglich sein, sei esmit schulischer odermit beruflicherVorbildung.Zudemhat Deutschland im internationalen Vergleich wenig Studierende – mit eine Ursache für den derzeitigen Ingenieurmangel. Und ein wesentlicherGrund für den Beschluss der Kultusminister, die Unis für beruflich Qualifizierte zu öffnen.

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