Studium und Beruf bei Satorius in Göttingen
Auf den Leib geschneidert

Immer mehr Studenten kombinieren Uni und Betrieb. Oft zu mäßigen Konditionen. Anders bei Sartorius in Göttingen. Denn dort gilt ein vorbildlicher Tarifvertrag, den Betriebsrat und IG Metall ausgehandelt haben.


Immer mehr Studenten fahren zweigleisig und kombinieren Uni und betriebliche Ausbildung. Im sogenannten dualen Studium muss man richtig ranklotzen. Die Studenten sind die Woche über im Betrieb und gehen abends in die Vorlesung. Auch am Samstag ist regelmäßig Uni angesagt. Dieses Powerstudium bedeutet zwar weniger Freizeit, hat aber gewichtige Vorteile: Man hat innerhalb weniger Jahre ein IHK-Zeugnis plus Uni-Abschluss in der Tasche.

Danach ist der Arbeitsplatz ziemlich sicher, denn die dual Studierenden sind so gut eingearbeitet, dass die Unternehmen sie gerne weiterbeschäftigen. In Deutschland nutzen bereits über 50 000 junge Leute diese Ausbildungsform – Tendenz steigend. Doch oft sind die Bedingungen für die Praxisstudenten wie Vergütung, Urlaub und Übernahme ungeregelte „weiße Flecken“ im Betrieb. Gut, wenn man einen engagierten Betriebsrat hat.


Maßgeschneidert

Beim Medizintechnikunternehmen Sartorius in Göttingen hat man das Thema schon frühzeitig erkannt. Pro Jahr werden vier bis sechs Studenten eingestellt. Die Studenten belegen die Fächer Biotechnologie, Elektrotechnik, Präzisionsmaschinenbau oder Wirtschaftsinformatik. Der IG Metall-Bevollmächtigte Gerd Boguslawski holte den Betriebsrat ins Boot. Gemeinsam entwickelten sie einen Tarifvertrag. „Unser Ziel war, attraktivere und tarifvertraglich geregelte Konditionen zu schaffen“, erklärt Betriebsrätin Annette Becker.

Der Tarifvertrag für Studierende im Praxisverbund ist maßgeschneidert. Sartorius sichert den Studenten nicht nur eine höhere Vergütung zu, die auch Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld und vermögenswirksame Leistungen umfasst. On top übernimmt das Unternehmen auch komplett die Studiengebühren und die Pendler- Fahrtkosten. Zusätzlich zum Jahresurlaub gibt es zwei Tage Sonderurlaub, wenn für Prüfungen gebüffelt werden muss.

Der Tarifvertrag bei Sartorius hat den angehenden Akademikern klar gemacht, was ihnen die IG Metall bringt. Er ist ein gutes Argument, um sie für den Eintritt in die Gewerkschaft zu überzeugen. Das Beispiel könnte in anderen Unternehmen Schule machen. Am besten gleich mal den eigenen Betriebsrat darauf ansprechen.



Azubi plus Student

Wer parallel zum Studium eine betriebliche Ausbildung macht, ist Mitarbeiter im Sinne des Betriebsverfassungsgesetzes mit allen Rechten und Pflichten.

  • Ansprechpartner: Für Studierende im Praxisverbund sind im Betrieb der Betriebsrat und die Jugend- und Auszubildendenvertreter (JAV) die zuständigen Ansprechpartner.
  • Betriebsvereinbarungen und Tarifverträge: Sie regeln Vergütung, Urlaubsdauer, betriebliche Ausbildungskosten, Übernahme nach der Ausbildung, Urlaubs- und Weihnachtsgeld, Fahrtkosten, Studiengebühren, Semesterticket und viele Dinge mehr.
  • Wählen und kandidieren: Die dual Studierenden haben das aktive und passive Wahlrecht zur betrieblichen Interessenvertretung. Sie können also wählen und auch gewählt werden.

 


 

 

Versicherungspflicht für Dual Studierende

Gute Nachrichten für alle Dual Studierenden: Ab 2012 soll für sie eine einheitliche Versicherungspflicht gelten. Das heißt: Arbeitgeber und sie teilen sich die Beiträge für Kranken-, Renten-, Arbeitslosen- undPflegeversicherung. Das Bundeskabinett hat Ende Mai einen entsprechenden Gesetzentwurf verabschiedet.

Damit haben Studis sozialversicherungsrechtlich den gleichen Status wie Azubis. Der Gesetzesentwurf war aufgrund eines Urteils des Bundessozialgerichts nötig geworden. Denn das Urteilmachte alles sehr kompliziert: Die meisten Dual Studierenden sind seit Oktober 2010 von der Sozialversicherung befreit. Für einige gilt aber die Sozialversicherungspflicht. Undurchschaubar für Studierende und auch für die Arbeitgeber. Der Quatsch muss weg und für alle die Versicherungspflicht her, fand die IGMetall. Sie forderte eine einheitliche Lösung für alle dualen Studiengänge. Die sieht der Gesetzesentwurf jetzt vor.

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