Azubi klagt erfolgreich gegen Billiglohn
Arbeitgeber muss 8378 Euro nachzahlen

Raimund Meß hat den Prozess und viel Geld gewonnen: Sein ehemaligerAusbildungsbetrieb, der Autozulieferer Alupress im thüringischen Hildburghausen, muss ihm 8378 Euro tarifliche Ausbildungsvergütung nachzahlen. Das hat das Arbeitsgericht Suhl Anfang Januar entschieden.

18. Februar 201118. 2. 2011


410 Euro monatlich im ersten und 600 Euro im letzten Ausbildungsjahr hatte Alupress dem heute 20-jährigen Raimund Meß gezahlt ―  weit unter 80 Prozent des ortsüblichen Tarifs, die das Berufsbildungsgesetz als angemessene Vergütung fordert. Jetzt sind nicht nur 80 Prozent, sondern der volle IG Metall-Tarif fällig, obwohl Alupress nicht tarifgebunden ist. Ein voller Erfolg für Meß und seinen Prozessvertreter Thomas Steinhäuser von der IG Metall Suhl/Sonneberg.
 


Ein Azubi wehrt sich

Ende 2009 sah es noch düster aus: Meß wurde kurz vor der Abschlussprüfung gefeuert, wegen „Diebstahls“: Zum Lernen hatte er zwei Fachbücher aus dem Betrieb über dasWochenende ausgeliehen, dabei jedoch vergessen einen Leihschein auszufüllen. Fristlose Kündigung. Und dann brummte ihm die Arbeitsagentur auch noch eine Sperrzeit auf.

„Ich war erst einmal extrem schockiert. Das war’s dann, dachte ich“, erzählt Meß. Doch ein Betriebsrat in der Familie gab ihm den Tipp: Geh doch mal zur IG Metall. Dort ist Meß seit 2008 Mitglied. „Thomas Steinhäuser hat sich sofort mit mir getroffen und gleich erkannt: Da stimmt einiges nicht. Da geht doch noch was.“

Nachdem Schlichtungsversuche gescheitert waren, zogen Meß und Steinhäuser vor Gericht und setzten in mehreren Verhandlungen durch: Alupress musste die Kündigung zurücknehmen, die Arbeitsagentur das volle Geld zahlen – und Meß machte seine Abschlussprüfung, als Jahrgangsbester in Südthüringen. Und schließlich die 8378 Euro. „Das hätte ich nie erwartet“, sagt Meß. IG Metall-Sekretär Steinhäuser will noch mehr Azubis ermutigen, sich zu wehren. Nicht nur inThüringen: Das Gericht folgt mit seinem Urteil der gültigen Rechtsprechung des Bundesarbeitgerichts.
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