Interview mit neu gewählten Betriebsratsmitgliedern
Nicht über unsere Köpfe hinweg

Bei Eberspächer in Wilsdruff wurde jüngst ein Betriebsrat gewählt. Die IG Metall Dresden interviewte die Betriebsräte zu Motivationen, Möglichkeiten und Hürden in der betrieblichen Interessenvertretung.

10. Mai 201310. 5. 2013


Ihr seid ein relativ junges Betriebsratsgremium. Im Dezember gab es die erste Betriebsratswahl bei Euch. Was hat Euch dazu gebracht, eine Betriebsratswahl durchzuführen?
Gerko Bagans:
Als erstes wollten wir eine Gleichbehandlung von Ost und West. Im Westen gibt es das und im Osten nicht. Das wollten wir ändern.
Robert Hillmann: Vor allem die Überstunden waren ein Problem.

Die ersten Schritte sind bekanntlich die schwersten, wie fing das bei Euch an und wie sah das konkret aus?
Robert Hillmann:
Wir haben Kontakt mit der IG Metall aufgenommen, die kannten wir aus anderen Betrieben und wir haben herausgefunden, dass es auch einen Konzernbetriebsrat gibt. Dann gab es die ersten Treffen und Absprachen.

Das fand alles heimlich statt. Wie ging es Euch dabei, hattet Ihr auch Angst?
Gerko Bagans:
Angst nicht, nein das ist ja nichts Illegales. In den anderen Betrieben wo ich zum Einarbeiten war, beispielsweise in Neunkirchen, gibt es überall einen Betriebsrat. Daher kann man nicht von Angst reden, sondern wir wollten ja nur das, was die anderen Betriebe auch haben.

Arbeitgeber finden Betriebsratswahlen naturgemäß nicht so prickelnd. Gab es Schwierigkeiten im Betrieb als Euer Chef davon erfahren hat, dass es jetzt eine Betriebsratswahl gibt?
Hannes Trabandt:
Der Wahlvorstand musste offiziell benannt werden und der hatte schon Stress. Der Arbeitgeber hat wohl immer gesagt, der Zeitpunkt wäre ungünstig und die Gewerkschaft will er auch nicht im Haus haben. Es ist aber nicht so, als ob er die Wahl behindert hätte, das gab es nicht.
Wie wurde das Ganze von der Belegschaft diskutiert?
Gerko Bagans:
Wir hatten auch von Kollegen gehört, die strikt dagegen waren, aber der Großteil war dafür. Das sieht man auch an der Wahlbeteiligung.
Hannes Trabandt: Die haben es befürwortet, es wollte sich zwar kaum jemand für den Betriebsrat zur Wahl stellen und dafür einstehen einstehen, aber alle haben befürwortet, dass es jemand macht. Robert Hillmann: Der Betrieb selbst ist neu, die Belegschaft auch und damals wie heute sind hier viele in der Probezeit. Das wird auch ein Grund gewesen sein, dass sie sich nicht getraut haben, zu kandidieren. Aber dieWahlbeteiligung lag am Ende über 80 Prozent. Also eine breite Anerkennung des Ganzen.

Von der ersten Initiative bis zum arbeitsfähigen Betriebsrat vergehen Monate. Verliert man da nicht auch mal die Geduld?
Hannes Trabandt:
Man hat ja schon Bedenken, man hat ja selber eine gewisse Vorstellung. Es gibt Ziele die man von sich aus erreichen will, dann gibt es auch Ziele von der Belegschaft, die an Dich als Betriebsrat herangetragen werden. Man selber hat erst eine Schulung. Das braucht Zeit, die muss man sich auch nehmen.
Robert Hillmann: Wir waren ungeduldig, bis es losging und der Wahlvorstand offiziell angefangen hat, die Wahl vorzubereiten. Dann war klar, es läuft und es ist auch nicht mehr aufzuhalten.
Hannes Trabandt: Von da an ging es nur darum, dass die Wahl auch angenommen wird, dass die Leute auch einen Betriebsrat wollen. Wäre das gegen den Baum gegangen, wäre es sicherlich schwer gewesen, nochmal damit anzufangen.

Jetzt ist es so weit, Ihr seid gewählt, konstituiert, geschult und arbeitsfähig. Was sind die ersten Themen mit denen Ihr Euch befasst?
Gerko Bagans:
Die Geschäftsleitung will, dass auch am Samstag gearbeitet wird.
Hannes Trabandt: Darüber hinaus wollen sie eine Änderung des Schichtsystems. Darüber verhandeln wir gerade mit dem Arbeitgeber.

Was ist Eure Position dazu?
Hannes Trabandt:
Grundsätzlich sind wir ja alle zu Mehrarbeit bereit, aber zu gewissen Konditionen und auf freiwilliger Basis.Wir wollen uns nicht einfach verpflichten lassen. Das Dreischichtsystem ist schon eine ganz schöne Belastung fürs soziale Leben. Du siehst Deine Kinder und Deine Frau kaum, kannst selten zum Fußball gehen, wenn Du Nacht- oder Spätschicht hast. Wochenendarbeit ist ok, wenn es persönlich passt und wir das freiwillig machen können. Wir gehen alle gern arbeiten, wenn es sein muss auch an Wochenenden und Feiertagen, aber dann wollen wir gefragt werden und das soll nicht über unseren Kopf hinweg festgelegt werden. Alles klar, dann alles Gute und viel Erfolg.

Neu auf igmetall.de

Newsletter bestellen