Integration in der Arbeitswelt
Die IG Metall – eine Organisation für Einwanderer

Die IG Metall ist die größte Migrantenorganisation in Deutschland. Fast eine halbe Million Menschen mit Migrationshintergrund sind hier organisiert. Eine aktuelle Studie zeigt, dass viele von ihnen im Arbeitsleben stark engagiert sind.

13. März 201713. 3. 2017


Von heute bis zum 26. März sind Nichtregierungsorganisationen, Schulen und Volkshochschulen in Hunderten deutscher Städte bei den Internationalen Wochen gegen Rassismus aktiv. Zu den Akteuren gehören auch Betriebe und Gewerkschaften. Wie wichtig Toleranz, friedlicher Umgang und Solidarität für das Zusammenleben sind, wissen sie aus alltäglicher Erfahrung.

Eine neue Studie der IG Metall zeigt, dass die Gewerkschaften für die Integration der Migrantinnen und Migranten eine sehr wichtige Rolle spielen. Die IG Metall ist die erste Großorganisation, die ihre Mitglieder mit Migrationshintergrund systematisch befragt hat.


Belegschaften und IG Metall sind vielfältig

In großen Betrieben arbeiten oft Menschen aus mehr als 100 verschiedenen Herkunftsländern zusammen. Die Vielfalt der Belegschaften spiegelt sich auch in der IG Metall wider. Fast jedes vierte IG Metall-Mitglied im Betrieb – genau 24,4 Prozent – hat ausländische Wurzeln. Das ist mehr als ihr Anteil an den Beschäftigten und an der Bevölkerung insgesamt, denn der liegt nur jeweils bei etwa 21 Prozent.

Am stärksten ist die IG Metall unter den Migranten in der Elektroindustrie. Während 22,1 Prozent der Beschäftigten in dieser Branche einen Migrationshintergrund haben, beträgt ihr Anteil an den IG Metall-Mitgliedern 31,4 Prozent. Auch in der Auto- und Stahlindustrie, wo etwa jeder vierte Beschäftigte ausländische Wurzeln hat, sind IG Metall-Mitglieder unter den Migranten mit 27,6 und 27 Prozent überdurchschnittlich stark vertreten. Das sind Ergebnisse der Studie, mit der die IG Metall das Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung der Berliner Humboldt-Universität beauftragt hat.


90 Prozent schon lange in Deutschland

Unter den Migrantinnen und Migranten in der IG Metall bilden die türkischstämmigen Mitglieder mit einem Anteil von 17,2 Prozent die stärkste Gruppe, gefolgt von Polen (9,9 Prozent) und Italienern (8,4 Prozent). Die meisten Mitglieder kamen zwischen 1986 und dem Jahr 2000 nach Deutschland. Fast 90 Prozent leben schon länger als 15 Jahre hier, 38 Prozent sogar schon mehr als 30 Jahre. Knapp 63 Prozent haben die deutsche Staatsangehörigkeit.

 

 

Engagiert in Betrieb und IG Metall

Viele von ihnen sind nicht nur einfach Mitglieder, sondern engagieren sich auch im Betrieb. 32 Prozent der Betriebsräte, 11 Prozent der Betriebsratsvorsitzenden und 19 Prozent der stellvertretenden Betriebsratsvorsitzenden haben einen Migrationshintergrund, dazu 28 Prozent der Schwerbehindertenvertreter.

„Kolleginnen und Kollegen mit Migrationshintergrund leisten einen großen Beitrag für gute und faire Arbeitsbedingungen“, sagt Vanessa Barth, die den Bereich Zielgruppenarbeit und Gleichstellung beim IG Metall-Vorstand leitet. „Und die IG Metall weiß ihr Engagement zu schätzen“, betont Barth.

Auch in der Gewerkschaftsarbeit sind viele Migrantinnen und Migranten aktiv. 37 Prozent der Vertrauensleute, also der Ansprechpartner der IG Metall für die Belegschaften, sind ausländischer Herkunft. 33 Prozent der Vertrauensleute werden von Migranten geleitet. Die starke Präsenz in der betrieblichen Gewerkschaftsarbeit gibt ihnen auch in der IG Metall eine starke Stimme. So stellen sie 38 Prozent der gewählten Vertreterinnen und Vertreter der Belegschaften, die über die Arbeit der örtlichen Geschäftsstellen der IG Metall entscheiden.


Bei der IG Metall funktioniert Integration

Für Vanessa Barth belegen die Ergebnisse der Studie, „dass die IG Metall einen Raum für gleichberechtigte Zusammenarbeit von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund bietet. Hier funktioniert Integration.“ Schon in den 1990er-Jahren ergab eine Umfrage unter Einwanderern in Nordrhein-Westfalen, dass die Gewerkschaften die Organisationen sind, die ihnen am meisten helfen, Kontakt zu Deutschen zu finden und in der neuen Heimat heimisch zu werden.

Gleichberechtigung gehört zum Markenzeichen der IG Metall, festgeschrieben in ihrer Satzung. Darin unterstreicht sie, dass sie die Gleichstellung aller Menschen „aktiv fördert, unabhängig von ethnischer Herkunft, Religion oder Weltanschauung“. Auch die Mitbestimmung Im Betrieb, so Vanessa Barth, „trägt viel zu einem diskriminierungsfreien Miteinander bei“.


Politisch kompetente Ansprechpartnerin

Mit fast einer halben Million – oft sehr engagierten – Mitgliedern mit Migrationshintergrund sieht sich die IG Metall als wichtige und kompetente Ansprechpartnerin für politische Entscheidungsträger, wenn es um Integration und Einwanderung geht.

Zu den politischen Forderungen, die die IG Metall stellt, gehört ein Einwanderungsgesetz und der Erhalt der doppelten Staatsbürgerschaft. Die IG Metall setzt sich zudem dafür ein, im Ausland erworbene schulische und berufliche Abschlüsse anzuerkennen.

Denn die Studie hat auch etwas gezeigt, das viele überraschen wird: Beschäftigte mit Migrationshintergrund haben öfter mittlere Reife oder Abitur und zusätzlich einen erlernten Beruf als Deutsche ohne Migrationshintergrund. Aber 40 Prozent bekamen ihre ausländischen Abschlüsse hier nicht anerkannt.

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