Im Interview: Kees Buenen zur aktuellen Tour und dem neuen Album
Die Augen kann man schließen, die Ohren nicht

Die bots aus Holland prägten wie keine andere Band die Generation der Friedensbewegung in Deutschland. Zwischen NATO Doppelbeschluss, Ostermärschen und der Anti-Atomkraft Bewegung wurden sie zur Legende und ihre Musik zum Soundtrack einer gewaltigen Massenbewegung. Derzeit ist die Band wieder ...

8. Oktober 20108. 10. 2010


... auf Tour. Kees Buenen erzählt im Interview, wie sich das anfühlt.

Ihr geht nach 15 Jahren mit einem neuen Sänger auf Tournee – wie fühlt sich das an nach so langer Zeit?
Das wir überhaupt wieder auftreten und spielen, war eigentlich gar nicht geplant. Aber als Hans Sanders, der Gründer von den bots gestorben ist, sollten wir nach seiner Beerdigung in seiner Kneipe eine Hommage an ihn bringen. Da haben wir unseren Freund, Rik Polman gefragt, ob er singen möchte. Er hat zugestimmt und dann sind wir in dieser Kneipe aufgetreten. Und es war so voll dort, dass nicht mal alle Leute, die rein wollten, reingepasst haben. Und jeder hat mitgesungen. Rik klang wie der junge Bruder von Hans. Und dann hatte unser Bassist die Idee, dass wir an seinem 60. Geburtstag auftreten. Das haben wir dann auch gemacht und festgestellt, dass es eigentlich ziemlich gut klingt. Also haben wir beschlossen, dass wir, wenn wir den Leuten eine Freude damit machen können, einfach manchmal wieder auftreten.

Die bots heute – 2010.



Danach rief uns Dieter Dehm an, ob wir nicht mal wieder in Hannover auftreten wollen und wir haben zugestimmt. Wir haben uns damals wirklich gewundert, dass so viele Leute nach all den Jahren gekommen sind, um uns zu sehen und unsere Lieder noch kannten und mitgesungen haben. Das hat sich auch ein bisschen angefühlt wie heimkommen. Und so haben wir beschlossen, die alten bots-Lieder nochmal aufzunehmen. Und die Highlights davon sind nun auch auf dem neuen Album. Und so haben wir auch wieder eine neue Tournee organisiert.

Was hat sich verändert im Vergleich zu früher?
Eigentlich nicht so viel. Wir spüren, dass unsere Texte immer noch ganz aktuell sind. Da hat sich nicht so viel geändert. Unsere Motivation, die sich auch in den Liedern spiegelt, zum Beispiel der Kampf gegen AKWs oder die Verhetzung der Medien, das ist noch immer aktuell.

Die Tour heißt „Was sollen wir denken“ – warum habt ihr euch diesen Titel ausgesucht?
Was wir machen ist natürlich keine Politik. Aber wir sind engagiert. Und weil wir festgestellt haben, dass die Medien in Deutschland – genauso wie in Holland – im Laufe der Jahre immer konservativer geworden sind und dagegen wollen wir uns wehren. Dagegen, dass uns die Medien beeinfluss in dem, was wir denken sollen. Linke Leute werden aus den Redaktionen immer mehr verdrängt. UNd deshalb ist es auch schwierig geworden, mit usneren Liedern zum Beispiel ins Radio zu kommen. Das einzige, was uns übrig bleibt – das finden wir aber gar nicht so schlimm – sind Auftritte. Dann haben wir auch den Kontakt zum Publikum, das ist wichtig. Nach den Konzerten kann man dann noch ein Meet and Greet machen. Und dann erzählen uns die Leute auch ihre Geschichten. Es kommen auch Leute, die uns als Kinder gesehen haben mit ihren Eltern und die jetzt wieder ihre Kinder mitbringen. Das ist herzerwärmend, wie man in Holland sagt.

Warum glaubst du, kann man mit Musik auch eine Botschaft rüberbringen?
Weil es ein direkter Weg zu den Gefühlen der Menschen ist. Die Augen kann man schließen, die Ohren nicht. Wir haben in unserer Musik natürlich auch einen Einfluss der Folk-Musik, das hilft auch. Wir sind ja keine Hardrock-Band.

Die bots 1983 bei einem Auftritt auf Sankt Pauli in Hamburg.



Warum wart ihr so lange nicht mehr in Deutschland auf Tour?
Den letzten richtig großen Auftritt haben wir 89 in Berlin gemacht. In den 80er Jahren waren wir insgesamt viel auf Tournee. Danach haben wir alle Familien gegründet, da wollten wir auch mal zu Hause sein. In Holland und Belgien sind wir dann immer noch aufgetreten, da waren die Entfernungen geringer. Dann haben wir festgestellt, dass es in Deutschland gar keine CDs mehr von uns gab. Wir haben immer E-Mails bekommen von Deutschen, die CDs von uns kaufen wollten, weil sie nur ihre alten Schallplatten hatten. Also haben wir beschlossen, dass Material neu aufzunehmen. Und so haben wir ein neues Album auf deutsch und auf holländisch aufgenommen. Mitten in diesem Prozess ist dann Hans krank geworden. Er hat noch einige der Lieder einsingen können. Die restlichen hat dann Rick eingesungen.

Die bots in Bonn bei der „IG Metall-Tour“ 1983.



Derzeit arbeiten wir außerdem an einem Buch über die bots. Das erscheint Mitte November hier in Holland. Ich habe ungefähr fünf Jahre daran gearbeitet. Wenn es hier veröffentlicht ist, werde ich mich um die deutsche Fassung kümmern. Darin kommt zum Beispiel auch die große IG Metall-Tour aus den 80er Jahren vor. Ich erinnere mich noch genau an einen Auftritt in Bonn. Die Menschen in Deutschland haben ein starkes politisches Bewusstsein. Das hat mich damals wirklich beeindruckt.

hier finden Sie die Tour-Daten der bots
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