29. Oktober 2010
Konflikt bei Atlas Maschinen GmbH
Wilder Westen im Norden
Dumpinglöhne, Kündigungen, wilde Drohungen und kein Einlenken Seitens der Atlas-Geschäftsleitung. Das nehmen die Beschäftigen und die IG Metall so nicht hin. Der Streik für einen Tarifvertrag wird bis zum 7. November 2010 im Ganderkeseer Atlas-Werk fortgesetzt. Außerdem fordert die IG Metall ...

... die sofortige Wiedereinstellung des Betriebsrates Detlef Pecht.

Detlef Pecht, Betriebsrat bei Atlas in Ganderkesee, hatte vor den Werkstoren den Streikaufruf verteilt. Dabei soll er als Streikposten einen Kollegen am Betreten des Betriebs gehindert haben, so berichten es einige Medien. Tatsächlich hat sich die Situation jedoch ganz anders abgespielt: Pecht ist das Opfer eines tätlichen Angriffs durch einen anderen Beschäftigten, der ihn am Verteilen des Streikaufrufs hindern wollte.
Dafür gibt es nach Aussage des ersten Bevollmächtigten der IG Metall, Hartmut Tannen-Henke, mindestens fünf Augenzeugen. Die IG Metall verlangt die sofortige Wiedereinstellung von Detlef Pecht. Das ist jedoch nur die Spitze des Eisberges bei Atlas.

Der Konflikt
Bei dem niedersächsischen Maschinenbauer sind an den drei Standorten Ganderkesee, Delmenhorst und Vechta rund 650 Arbeitnehmer beschäftigt. Bis zum Frühjahr 2010 gehörte der Betrieb dem amerikanischen Terex-Konzern. Nach der Übernahme durch den früheren Terex-Manager Filipov wurden Mitarbeiter ohne Rechtsgrundlage entlassen, versetzt und niedriger eingestuft. Filipov weigert sich bisher hartnäckig, Verhandlungen über einen Tarifvertrag über Mindestarbeitsbedingungen zu führen.
Er droht stattdessen mit Kündigungen, Insolvenz und Verlegung der Produktion. Das ist der Grund für die befristete Verlängerung des Streiks bis zum 7. November 2010 im Werk Ganderkesee. Am 31. Oktober 2010 will die IG Metall außerdem entscheiden, ob die Streikmaßnahmen noch auf weitere Standorte ausgeweitet werden sollen.

Hintergrund
Die IG Metall hat das wirtschaftliche Auf und Ab des Unternehmens bereits seit Jahren begleitet. Mit einem Sozialplan beispielsweise beim Personalabbau von 150 Beschäftigten in Ganderkesee im Jahr 2009. Der war aufgrund der Wirtschafts- und Finanzkrise notwendig geworden. Bei der Einführung des Entgelttarifvertrages wurden zudem niedrigere Einstiegsentgelte für neue Mitarbeiter vereinbart. Schon jetzt liegen die Einkommen unterhalb der üblichen Tarifverträge der Metallindustrie.

„Wir sehen auch aus wirtschaftlicher Sicht gibt es keinen Grund,Tarifverträge abzulehnen“, sagte Hartmut Tammen-Henke. Offensichtlich geht es Herrn Filipov um einen ungerechtfertigten Wettbewerbsvorteil durch Lohndumping. In anderen wichtigen Betrieben der Baumaschinenbranche werden Tariflöhne gezahlt. Die Atlas-Beschäftigten fordern nun tarifvertraglichen Schutz, wie sie ihn beim Vorbesitzer hatten. Die IG Metall unterstützt sie dabei.


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