12. August 2009
Opel-Verkauf: Betriebsrat lehnt neues RHJI-Angebot ab
Unterstützung für Magna wächst
Am Wochenende hatte Opel-Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz ein Machtwort der Politik gefordert. Nun bezieht Angela Merkel im Bieterstreit um Opel klar Stellung: „Ich habe eine klare Präferenz für Magna“, erklärte die Kanzlerin gegenüber dem Fernsehsender RTL. Der Betriebsrat des Rüsselsheimer ...

... Autobauers bevorzugt ebefalls die Offerte des Zulieferers Magna.

Das neue Angebot des Finanzinvestors RHJ International (RHJI) bezeichnet Franz als „Milchmädchen-Rechnung“. Franz hatte die Bundeskanzlerin am Wochenende aufgefordert, sich für die Magna einzusetzen, sollte bis Mitte der Woche keine Bewegung in die Verhandlungen um die Zukunft von Opel kommen. Im Interview mit RTL bekräftigte Merkel, sie werde notfalls persönlich den austro-kanadischen Zulieferbetrieb durchsetzen. Bisher hatten Regierungskreise lediglich eine „gewisse Präferenz“ für Magna geäußert.

Händlerverband favorisiert Magna
Neben der Bundesregierung, den Bundesländern mit Opelstandorten und der IG Metall hat sich auch der deutsche und europäische Verband der Opelhändler ausdrücklich für das Magna-Konzept ausgesprochen. Das „Handelsblatt“ zitiert aus einem Schreiben des Verbandes an den Staatssekretär des Bundeswirtschaftsministeriums Jochen Homann: „Da auch Bund und Länder Magna favorisieren, wollen wir Ihnen jede Unterstützung in diesem Prozess zusichern.“

RHJI legt nach
RHJ International (RHJI) hat indes vor, sein Angebot für den Einstieg bei Opel nachzubessern. Das „Handelsblatt“ will aus „Regierungs- und Finanzkreisen“ erfahren haben, dass der Finanzinvestor plant, mit weniger als drei Milliarden Euro Staatshilfen auszukommen. Bisher bezifferte RHJI den Bedarf mit 3,8 Milliarden. Magna fordert 4,5 Milliarden Euro Unterstützung. Da Bund und Länder beiden potentiellen Mehrheitseigentümern mit Hilfen in Milliardenhöhe unter die Arme greifen müssten, beteiligt sich die Politik an den Verhandlungen um Opels Zukunft.

„Milchmädchen-Rechnung“ abgelehnt
Franz zeigt sich von dem überarbeiteten RHJI-Angebot, das er als „Milchmädchen-Rechnung“ bezeichnet, unbeeindruckt: „Wenn RHJ International seine Ansprüche auf Staatshilfen nun drastisch senkt, geht das nur, wenn der Finanzinvestor auf Investitionen und Projekte für Opel verzichtet“, sagte Franz am Mittag dem „Handelsblatt“. Angesichts der von RHJI reduzierten Forderungen nach staatlicher Unterstützung vermutet der Arbeitnehmervertreter, „dass dahinter entweder die drastische Reduzierung der Investitionen in Opel oder sogar eine Zerschlagung des Unternehmens“ stecke.

Bieterrennen weiter offen
Eine Entscheidung über die Zukunft von Opel ist indes noch nicht gefallen. Am vergangenen Wochenende brachte ein Spitzengespräch zwischen dem Opel-Mutterkonzern General Motors (GM) und dem Interessenten Magna keine Entscheidung im Bieterwettstreit. Aus Verhandlungskreisen wurden Fragen der Patent- und Lizenzrechte als Hauptgründe genannt. GM befürchte, dass technisches Know-how an den russischen Autobauer Gaz fließen könnte, der zusammen mit der staatlichen Moskauer Sberbank zum Bieterkonsortium von Magna gehört.

Kein „Scheinverkauf“
Eine Veräußerung von Opel an den Investor RHJI hatte Armin Schild, Opel-Aufsichtsrat und IG Metall Bezirksleiter Frankfurt, zu Beginn der Woche als „Scheinverkauf“ bezeichnet, der letztlich den Interessen von General Motors diene. GM wolle Opel so lange über RHJI fernsteuern, bis der Konzern wieder in der Lage sei, als alleinige Mutter zu agieren, so Schild. Im Interview mit der „Berliner Zeitung“ hatte der Aufsichtsrat die bis dato zögerliche Haltung der Bundesregierung als „Wirtschaftspolitik auf Zwergenniveau“ bezeichnet und vor einem Aufschieben der Entscheidung bis nach der Bundestagswahl gewarnt.


Bieterrennen um Opel: Bieterrennen um Opel (10. August 2009)

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