17. Oktober 2013
Streik bei Norgren in Großbettlingen
Norgren-Belegschaft streikt für einen Sozialtarifvertrag
Seit Anfang Oktober steht die Belegschaft von Norgren in Großbrettlingen vor den Werkstoren und verteidigt die Arbeitsplätze. Die Geschäftsleitung will trotz schwarzer Zahlen das Werk schließen. Dagegen protestierten am 16. Oktober über 300 Beschäftigte.

Seit 14. Oktober streikt die Belegschaft von Norgren in Großbettlingen bei Esslingen in Baden-Württemberg für einen Sozialtarifvertrag. Zum dritten Mal nach 2007 und 2009 soll das zum britischen IMI-Konzern gehörende Werk geschlossen werden – trotz schwarzer Zahlen. „Wir geben nicht auf“, rief die Betriebsratsvorsitzende Nevin Akar den mehr als 300 Teilnehmern einer Protestdemonstration am 16. Oktober im benachbarten Nürtingen zu. Trotz der Leiharbeiter, die von Norgren als Streikbrecher eingesetzt werden.

Geschäftsleitung verschärfte die Auseinandersetzung

Genau genommen steht die Belegschaft schon seit Anfang Oktober vor dem Tor und bewacht das Werk rund um die Uhr. Denn die Geschäftsleitung ließ bei Nacht und Nebel Montagelinien abbauen, obwohl die Interessensausgleichsverhandlungen gerade erst begonnen hatten. „Damit hat sie die Auseinandersetzung um die Arbeitsplätze weiter verschärft“, sagt Jürgen Groß, der Zweite Bevollmächtigter der IG Metall Esslingen.

Freilich war die Atmosphäre schon vorher, seit Ende August vergiftet: Damals gab die Geschäftsleitung in der Kantine den Schließungsbeschluss bekannt – in Abwesenheit des Betriebsrats und begleitet von einer Truppe von 15 bis 20 privaten Sicherheitskräften. „Es war wie in einem schlechten Krimi“, berichtete seinerzeit die IG Metall Esslingen:?Die Security-Leute patrouillierten auf dem Werksgelände und überwachten, ob die Beschäftigten nach der Hiobsbotschaft das Werk verließen, wie von der Geschäftsleitung gewünscht. Die Schlösser wurden ausgetauscht und seither steht das Werk unter der Kontrolle der privaten Wachleute. Nevin Akar und ihre Kolleginnen und Kollegen fühlen sich bis heute wie Verbrecher, die bewacht werden müssen.

Belegschaft von Norgren demonstriert am 16. Oktober für einen Sozialtarifvertrag

„Jetzt sorgt die Wachmannschaft dafür, dass Streikbrecher hineinkommen“, so Jürgen Groß: Mit Leiharbeitern und Beschäftigten aus dem benachbarten Norgren-Werk in Fellbach versuche die Geschäftsleitung, die Produktion aufrecht zu erhalten und ihre Lieferverpflichtungen einzuhalten. Groß: „Der Einsatz der Leiharbeiter ist ein Skandal.“ Denn sie kommen vom tarifgebundenen Verleiher Stegmann in Nürtingen – und der Tarifvertrag untersagt ausdrücklich einen Einsatz in bestreikten Betrieben. Der Demonstrationszug durch Nürtingen legte einen Stopp vor der Verleihfirma ein und die Teilnehmer äußerten dort lautstark ihren Unmut.

97 Prozent stimmten für den Arbeitskampf

Ihren Streik setzen die Norgren-Beschäftigten allen Schwierigkeiten zum Trotz weiter fort. „Wir sind stolz auf unseren Kampf“, sagt Nevin Akar – mit 97 Prozent hatte die fast zu hundert Prozent organisierte Belegschaft für den Arbeitskampf gestimmt. Ihr Ziel sind faire Regelungen für Sozialplan und Interessensausgleich. Jürgen Groß sagt: „Wir rechnen damit, dass die Auseinandersetzung lange dauert und noch härter wird.“ Die Norgren-Belegschaft hofft deshalb auf eine breite Solidarität der Metallerinnen und Metaller.


Weitere Informationen bei der IG Metall Esslingen

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