21. September 2018
Betriebsrätinnentag 2018
„Wir müssen das anschieben!“
Mit klaren Forderungen machen sich 280 Betriebsrätinnen für mehr Gleichberechtigung stark. Wie es gehen kann, zeigen entschlossene Kolleginnen. Gemeinsam setzen sie ein Zeichen gegen Rassismus, Gewalt und Hetze.

Verbesserungen lassen sich häufig nur gegen große Widerstände durchsetzen. Betriebsrätin Elisabeth Altmann-Rackl hat zusammen mit ihren Mitstreiterinnen genau solche Hürden überwunden: Bei der BMW AG in München gibt es durch ihren Einsatz inzwischen Betriebsvereinbarungen, die nicht nur eine befristete Teilzeit mit Rückkehrrecht in Vollzeit nach spätestens 24 Monaten, sondern auch die Kombination von Teilzeitarbeit und mobiler Arbeit ermöglichen. „Wir haben darüber hinaus Netzwerke eingerichtet, über die sich Frauen, die ja meistens davon betroffen sind, zum Thema Teilzeitarbeit austauschen können“, erzählt Altmann-Rackl beim unserem 3. bundesweiten Betriebsrätinnen-Tag vom 20. bis 21. September in Hamburg. Dort ist sie eine von über 280 Interessenvertreterinnen.

Rückenwind erhalten die Betriebsrätinnen in Hamburg von Christiane Benner, unsere Zweite Vorsitzende: „Die Arbeitszeitfrage war und ist für uns immer ein zentrales Kampffeld.“ Benner ruft dazu auf, die Tariferfolge in der Metall- und Elektroindustrie, wie das Rückkehrrecht aus der verkürzten Vollzeit, jetzt erfolgreich in den Betrieben umzusetzen. „Wir müssen das anschieben!“, betont sie vor den Zuhörerinnen, darunter Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD).


Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (stehend; links) und Christiane Benner, Zweite Vorsitzende der IG Metall, auf dem 3. bundesweiten Betriebsrätinnentag der IG Metall.

Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (stehend; links) und Christiane Benner, Zweite Vorsitzende der IG Metall, auf dem 3. bundesweiten Betriebsrätinnentag der IG Metall.

 

Im Fokus: Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Die Bundesfamilienministerin sagt in Hamburg: „Der letzte Tarifabschluss hat gezeigt: Wichtig sind für die Beschäftigten heute nicht nur Sicherheit und guter Lohn, sondern sie wollen auch mehr Selbstbestimmung bei der Arbeitszeit.“ Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gewinne immer mehr an Bedeutung.

Auf politischer Bühne wollen wir den Druck ebenfalls hochhalten: „Das geplante Teilzeit- und Befristungsgesetz hat zu viele Einschränkungen, Ausnahmeregelungen oder Kann-Bestimmungen“, mahnt Benner. Damit blieben zu viele Beschäftigte – insbesondere Frauen – in der Teilzeitfalle kleben. Sie betont: „Das liegt an den Arbeitgebern, die massiv blockieren.“ Das Teilzeit- und Befristungsgesetz ist noch nicht beschlossen; es soll Ende 2018 oder spätestens im Januar 2019 kommen. Seit Jahren fordern wir für alle Beschäftigten das Recht, aus der Teilzeit in Vollzeit zurückkehren zu können.


Gesetzliche Garantie für Entgeltgleichheit

Auch in Sachen Entgeltgerechtigkeit hapert es noch immer: Die Lücke zwischen Frauen und Männern beträgt laut Statistischem Bundesamt durchschnittlich 21 Prozent. „Wir setzen uns weiter für ein Gesetz ein, das Entgeltgleichheit von Frauen und Männern wirklich garantiert“, betont Benner. Es brauche etwa Sanktionen bei Verstößen gegen den Grundsatz des gleichen Entgelts bei gleicher oder gleichwertiger Arbeit. Wir haben dazu eine klare Haltung: Verbesserte berufliche Entwicklungsperspektiven für Frauen und eine bessere Vereinbarkeit von Arbeit und Leben können langfristig zu mehr Entgeltgerechtigkeit beitragen, weil Frauen dadurch eine faire Teilhabechance bekommen.

Die Betriebsrätinnen lehnen sich gegen Diskriminierung auf. Das verdeutlichten sie mit der Hamburger Erklärung für Menschlichkeit und Solidarität. Diese ist ein klarer Aufruf, sich Rassismus, Hetze und Gewalt entschieden entgegen zu stellen „Wir wehren uns gegen das rückwärtsgewandte Frauenbild der Rechtspopulisten und Neonazis“, heißt es in der einstimmig beschlossenen Erklärung. Die Betriebsrätinnen wollen ein Arbeitsklima schaffen, „in dem sich alle Beschäftigten wohlfühlen und frei entfalten können“.

 

Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (stehend; links) und Christiane Benner, Zweite Vorsitzende der IG Metall, auf dem 3. bundesweiten Betriebsrätinnentag der IG Metall.

Die Betriebsrätinnen setzen ein klares Zeichen gegen Rassismus, Gewalt und Hetze.


Wertvolles Engagement

Erfahrene Betriebsrätinnen bekommen dabei – wie das bundesweite Treffen zeigt – große Unterstützung von jungen Kolleginnen. Eine von ihnen ist Ann-Kathrin Bouda, 22 Jahre alt. Sie engagiert sich im Betriebsratsgremium von Premium Aerotec im niedersächsischen Nordenham, zuvor war sie dort drei Jahre lang Jugend- und Auszubildendenvertreterin. Ann-Kathrin belebt derzeit den Ortsfrauenausschuss mit Mitstreiterinnen neu. „Mitbestimmung ist entscheidend, um die Interessen der Beschäftigten durchsetzen zu können. Darum engagiere ich mich“, sagt sie beim Betriebsrätinnen-Tag. Ann-Kathrin legt großen Wert auf den direkten Kontakt: „Wir suchen permanent das Gespräch mit den Beschäftigten, um Sorgen und Probleme aufgreifen zu können. Darum geht es ja in erster Linie!“ 


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