25. November 2011
Im Handwerk gesund in Rente
Verschleiß und Altersarmut frühzeitig vorbeugen
Viele Beschäftigten im Handwerk blicken mit Sorgen in die Zukunft. Im Ruhestand droht vielen ein geringes Auskommen. Außerdem schaffen es die wenigsten, wegen der körperlichen Berlastung gesund in Rente zu gehen. Denn in puncto Arbeits- und Gesundheitsschutz wird zu wenig getan.

Das Handwerk ist mit 2,2 Millionen Beschäftigten der zweitgrößte Wirtschaftszweig im Zuständigkeitsbereich der IG Metall. Alleine im KFZ-Bereich, im Elektro- und Sanitär-Heizungs-Klima-Handwerk sowie im Metallbauhandwerk sind 1,8 Millionen Menschen tätig. Doch die Arbeitsbedingungen für Beschäftigte im Handwerk sind schlecht, es herrscht ein hoher Arbeitsdruck. Die körperlichen und psychischen Belastungen nehmen weiter zu.

Niedrige Löhne – niedrige Renten

Vielen Handwerksbeschäftigten droht Altersarmut, wenn sie aus dem Arbeitsleben ausscheiden. Ursachen sind das im Vergleich zur Industrie geringere Lohnniveau. In den vergangenen Jahren haben sich immer mehr Betriebe aus der Tarifbindung verabschiedet. Außerdem ist beim Thema betriebliche Altersvorsorge in vielen kleinen Betrieben Fehlanzeige. Die Beschäftigten können nur mit ihrer gesetzlichen Rente rechnen. Und die ist häufig eher mager wegen der relativ niedrigen Löhne.


Betriebliche Altersversorgung Fehlanzeige

Hans-Jürgen Urban, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, fordert ein Umsteuern. „Wir brauchen eine bessere Lohnentwicklung im Handwerk“, sagte Urban anlässlich der Handwerkskonferenz der IG Metall in Frankfurt. „Dringend geboten ist außerdem der Ausbau der betrieblichen Altersversorgung.“

Nur wenige Handwerks-Betriebe bieten eine betriebliche Altersversorgung an. Nach einer Erhebung des ZDH haben nur etwa 12 Prozent aller im Handwerk Beschäftigten Rentenansprüche aus einer betrieblichen Altersversorgung. Die meisten finanzieren ihre Beiträge überwiegend oder vollständig selbst.

Das hält niemand durch

Urban forderte eine grundlegend andere Rentenpolitik. Das Rentenniveau muss angehoben werden und flexible Ausstiegsmöglichkeiten geschaffen werden. „In einer Reihe von Berufen ist Arbeiten bis 67 einfach eine Illusion, das hält niemand körperlich durch“, sagte Urban. Die Arbeitgeber sollten verpflichtet werden, allen Beschäftigten eine betriebliche Altersversorgung anzubieten. Denn niemand kann davon ausgehen, dass die Mehrzahl der Beschäftigten im Handwerk bis zum 67. Lebensjahr durchhalten. Wenn sich nichts ändert, führt die Rentenreform für viele Handwerker direkt in die Langzeitarbeitslosigkeit und damit in die Altersarmut.

Gesund in den Ruhestand

Im Handwerk besteht nach Überzeugung der IG Metall daher dringender Handlungsbedarf. Zum einen müssen die Einkommen erhöht werden als Basis für eine gute Absicherung im Alter. Auch die Arbeitsbedingungen müssen entscheidend verbessert werden, um frühzeitigem Verschleiß vorzubeugen. Es muss mehr getan werden, damit Beschäftigte die Chance haben, gesund das Rentenalter zu erreichen. Hier stehen auch die Betriebsräte in der Verwantwortung, sich schützend vor ihre Belegschaften zu stellen.


Lernen nicht verlernen

Aktuell machen in den Betrieben des Handwerks ältere Arbeitnehmer über 50 Jahre 26 Prozent der Beschäftigten aus. Der bundesdeutsche Durchschnitt über alle Branchen liegt bei 30 Prozent. Im Handwerk fällt es älteren Arbeitnehmern also zunehmend schwer mitzuhalten. Viele steigen aus, weil sie es körperlich nicht mehr packen. Doch es gibt Instrumente zum Gegensteuern. So sollten auch im Handwerk ältere Arbeitnehmer frühzeitig aus dem Erwerbsleben aussteigen können.

Auch dem Arbeits- und Gesundheitsschutz kommt eine große Bedeutung zu. Das haben viele Arbeitgeber noch nicht erkannt. Es gilt, die Beschäftigten weiter zu qualifizieren und durch lebenslanges Lernen zu fördern. Denn Weiterbildung ist keine Frage des Alters sondern betrifft alle Altersgruppen. In der Realität ist es leider so, dass je kleiner ein Betrieb ist, desto seltener bietet er Weiterbildungsmaßnahmen für ältere Mitarbeiter. Beschäftigte, die das Lernen nicht mehr gewohnt sind, haben heute schon in vielen Branchen und Berufen Schwierigkeiten, die gestellten Aufgaben zu erfüllen.


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